Fragt man Tierärzte, impfen immer mehr Milcherzeuger ihre Herde mit einer Muttertiervakzine gegen Rota- und Corona-Viren. Und auch bei Kryptosporidien (Cryptosporidium parvum), wird die Vorsorge wichtiger. André Hüting, Tierarztpraxis an der Güterstraße: „Wer die Fütterung und Haltung der Kälber im Griff hat, bekommt kein Problem mit Kryptosporidien. Denn dann sind die Tiere so stabil, dass sie dem überall vorhandenen Erreger Stand halten und ohne Behandlung auskommen.“
Die...
Fragt man Tierärzte, impfen immer mehr Milcherzeuger ihre Herde mit einer Muttertiervakzine gegen Rota- und Corona-Viren. Und auch bei Kryptosporidien (Cryptosporidium parvum), wird die Vorsorge wichtiger. André Hüting, Tierarztpraxis an der Güterstraße: „Wer die Fütterung und Haltung der Kälber im Griff hat, bekommt kein Problem mit Kryptosporidien. Denn dann sind die Tiere so stabil, dass sie dem überall vorhandenen Erreger Stand halten und ohne Behandlung auskommen.“
Die wichtigsten Bausteine zur Vorbeugung sind nach Ansicht der Tierärzte:
- ein gutes Tränkemanagement mit einer ausreichenden Biestmilchversorgung,
- eine komfortable Haltung mit viel Platz und wenig Stress sowie eine
- konsequente Hygiene bei den Kälbern, beginnend bei der Abkalbung.
Für Dr. Mattias Tepferd entscheidet vor allem die Art der Tränke: „Wenn das Kalb lernt, natürlich zu saufen und Temperatur und Konzentration der Tränke stimmen, haben wir deutlich weniger Ärger mit Durchfällen und Lungenentzündungen.“ Natürliches Saufen gewährleiste aber nur ein Nuckeleimer ohne Rückschlagventil, sodass das Kalb stärker saugen müsse und viel Speichel bilde.
Wer die Fütterung und Haltung der Kälber im Griff hat, bekommt kein Problem mit Kryptosporidien.
André Hüting, Tierarztpraxis an der Güterstraße
Wie behandeln?
Der Einsatz des jahrelang einzigen Wirkstoffes Halofuginon (Produkt Halocur) gegen Kryptosporidien ist umstritten, weil sich die Symptome abhängig vom Zeitpunkt des Behandlungsbeginns möglicherweise zunächst nicht oder nur wenig verbessern, das Tier eine Saugunlust zeigt und weiter an Gewicht verliert. Bei falscher Anwendung sind Schädigungen der Labmagenschleimhaut möglich. „Auch den Tierhaltern sind die Nebenwirkungen bekannt und sie suchen nach Alternativen“, sagt Dr. Jan Rockhoff.
Der antibiotische Wirkstoff Paromomycin (Produkt: Gabbrovet Multi) ist z. B. eine solche Alternative für die Einzeltierbehandlung. Seine Anwendung ist einfach, er wird fünf Tage lang oral über das Trinkwasser oder die Milch verabreicht. Praktische Tierärzte haben gute Erfahrungen damit. Studien zeigten außerdem schnellere und bessere Heilungsraten als mit Halofuginon. Dennoch sind nicht alle Durchfallkälber zu retten: „Wenn gleichzeitig Rotaviren und Kryptosporidien nachgewiesen werden und sie festliegen, hilft oft auch keine Infusionstherapie mehr“, so Rockhoff.
Neuer Impfstoff
Einem Kryptosporidien-bedingten Durchfall vorbeugen, kann man jetzt auch mit dem neuen aktiven Muttertier-Impfstoff Bovilis Cryptium (MSD). Er ist seit kurzem in der EU zugelassen. Vorgesehen sind zur Grundimmunisierung von Färsen und Kühen im letzten Trächtigkeitsdrittel zwei Impfungen im Abstand von vier bis fünf Wochen. Eine Auffrischung erfolgt im letzten Drittel der darauffolgenden Trächtigkeit. Die dadurch mit Antikörpern angereicherte Milch (Gp40) des Muttertieres muss dem neugeborenen Kalb als Biestmilch (mindestens 3 l) und in den ersten fünf Lebenstagen vertränkt werden.
In Studien von MSD mit 29 Tieren erkrankten Kälber, die Milch geimpfter Mütter aufnahmen, signifikant seltener an Kryptosporidien. Die Krankheitsverläufe waren milder und kürzer, die täglichen Zunahmen höher als in der Kontrolle.
Wer heute schon Biestmilch in den ersten fünf Tagen lang konsequent vertränkt, hat immunstabile Kälber.
Dr. Mattias Tepferd
Praxiserfahrungen mit dem Impfstoff gibt es allerdings noch nicht. Tierärzte sind dennoch skeptisch: „Die erste Impfung lässt sich mit der Rota-Impfung zum Trockenstellen kombinieren, die zweite müsste man mit einer anderen Maßnahme verbinden, damit sie nicht vergessen wird“, gibt Hüting zu bedenken. Die konsequente Vertränkung der Muttermilch für fünf Tage sei eine weitere Hürde. Dr. Tepferd: „Wer das heute schon macht, hat immunstabile Kälber.“
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