In vielen russischen Großbetrieben sorgten deutsche Zuchtrinder in den letzten Jahren für einen deutlichen Auftrieb in der Milcherzeugung. Jährlich wuchs die nationale Milchmenge, für 2021 wurde vorläufig eine nationale Milchmenge von 31,8 Mio. t angegeben. Vor dem Hintergrund des Lebensmittel-Embargos der EU infolge der Krimkrise war das Ziel Russlands, die Bevölkerung stärker mit eigenen Milchprodukten zu versorgen.
Durch den Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Ausschluss...
Jetzt bestellen und weiterlesen!
Elite - Das Fachmagazin für erfolgreiche Milchproduktion
Elite Print + Digital
Jahresabo
112,20 EUR
/
Jahr
6 Print-Ausgaben im Jahr versandkostenfrei
Alle Print-Ausgaben auch digital für Ihr Tablet oder Smartphone
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf elite-magazin.de
In vielen russischen Großbetrieben sorgten deutsche Zuchtrinder in den letzten Jahren für einen deutlichen Auftrieb in der Milcherzeugung. Jährlich wuchs die nationale Milchmenge, für 2021 wurde vorläufig eine nationale Milchmenge von 31,8 Mio. t angegeben. Vor dem Hintergrund des Lebensmittel-Embargos der EU infolge der Krimkrise war das Ziel Russlands, die Bevölkerung stärker mit eigenen Milchprodukten zu versorgen.
Durch den Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Ausschluss der meisten russischen Banken aus dem Swift-Zahlungssystem und der Aussetzung der Hermes-Bürgschaften für Russland-Exporte wird dieses Geschäft nun laut Dr. Jürgen Mohrenstecher vom Bundesverband Rind und Schwein e.V. stark erschwert. „Die gesamte Abwicklung eines Exportes nach Russland ist zurzeit extrem risikoreich und wird aufgrund dessen sehr wahrscheinlich aktuell nicht realisiert“, sagt Dr. Mohrenstecher auf Anfrage von Elite.
Jürgen Mohrenstecher
Bundesverband Rind und Schwein
Werden die Preise reagieren?
Marktexperten tun sich aktuell noch schwer, die Folgen des Wegfalls von Russland auf dem Exportmarkt einzuschätzen. „Die Preise auf dem Zuchtviehmarkt in Deutschland befinden sich auf einem sehr hohen Niveau. Und die Nachfrage aus dem Inland als auch aus einigen europäischen Nachbarstaaten ist erfreulicherweise zurzeit sehr gut“, so Mohrenstecher weiter. Mit einer Prognose tut sich auch Dr. Alfred Weidele von der RBW schwer: „Russland spielte in der Vergangenheit eine wichtige Rolle. Allerdings haben sich die Exporte in den letzten Jahren bereits sehr auf Europa und auf Nordafrika ausgerichtet.“
Zuchtrinder-Export nach Russland und die Ukraine
Die Zahl der Exporte nach Russland stieg bis 2019 jedes Jahr deutlich an. Damals wurden über 27 000 Tiere aus deutschen Stallungen ausgeführt. Nach Russland gingen vor allem niedrig tragende Rinder. In Einzelfällen wurden auch Zuchtkälber oder Jungrinder exportiert. Abgekalbte Färsen kamen dafür aufgrund der langen Transportzeiten nicht infrage.
Ob und in welchem Umfang sich der Wegfall von Russland als wichtiges Abnehmerland für Zuchtrinder auswirkt, ist schwer einzuschätzen.“
Dr. Jürgen Mohrenstecher, BRS
2020 gingen die Tierzahlen dann aufgrund der innerdeutschen Diskussionen über die Langstreckentransporte deutlich zurück. „Obwohl die Zuchtrinder tierschutzgerecht und verordnungskonform über lange Strecken transportiert werden, ist die Abfertigung von Langstreckentransporten durch höhere Auflagen und bundeslandspezifische behördliche Erlasse sehr erschwert worden. Dies hat zu einem Rückgang der Zuchtrinderexporte in weiter entfernte Destinationen geführt“, erklärt Dr. Mohrenstecher. Der Anteil Russlands an den gesamten deutschen Zuchtrinderexporten betrugt 2021 allerdings immer noch 17,9 %.
Wieviel Zuchtrinder gingen in die Ukraine?
Die Ukraine hat ebenfalls aus Deutschland Zuchtrinder zugekauft. Hauptsächlich, um die eigene Zuchtpopulation genetisch aufzuwerten. Das absolute Niveau der Ausfuhren in die Ukraine lag mit 1.100 exportierten Tieren 2018 allerdings deutlich unter dem von Russland. Seit 2019 hat das Land den Import von deutscher Rindergenetik aufgrund der Blauzungenkrankheit allerdings komplett verboten und sich alternativ vermutlich aus den Niederlanden oder aus Frankreich bedient. Die landesweit produzierte Milchmenge in der Ukraine wird für 2021 mit 8,7 Mio. t angegeben.
Welche Preise für Exportrinder?
Die Preise im Export entwickeln sich laut BRS in der Regel parallel zu den Schwankungen im gesamten Zuchtrindermarkt. Das heißt, bei einer hohen Inlandsnachfrage – wie derzeit – und in der Folge hohen Preisen bei den Auktionen, ist das Angebot an Tieren eingeschränkt und die Ankaufspreise im Export verteuern sich. Zumal oft noch Kosten für eventuell notwendige Quarantänen sowie für den Transport hinzukommen.
Die Preise für abgekalbte Färsen erreichen Rekordhöhen. Woraus resultieren die Preise, wer sind Hauptabnehmer und mit welcher Entwicklung ist zu rechnen?