Ein schwieriges Marktumfeld und der hohe Kostendruck bei Verpackung, Maut und Energie setzen die Molkereien zunehmend unter Druck. Manche sind bereits zu strukturellen Anpassungen gezwungen.
FrieslandCampina in roten Zahlen
Die niederländische Molkereigenossenschaft FrieslandCampina ist 2023 erstmals in die roten Zahlen gerutscht und plant aufgrund enttäuschender Ergebnisse 2023 einen Umbau der Unternehmensstruktur. Damit sollen die Kosten umfassend gesenkt werden. Das Nettoergebnis...
Ein schwieriges Marktumfeld und der hohe Kostendruck bei Verpackung, Maut und Energie setzen die Molkereien zunehmend unter Druck. Manche sind bereits zu strukturellen Anpassungen gezwungen.
FrieslandCampina in roten Zahlen
Die niederländische Molkereigenossenschaft FrieslandCampina ist 2023 erstmals in die roten Zahlen gerutscht und plant aufgrund enttäuschender Ergebnisse 2023 einen Umbau der Unternehmensstruktur. Damit sollen die Kosten umfassend gesenkt werden. Das Nettoergebnis lag 2023 bei einem Minus von 149 Mio. € (2022: + 292 Mio. €). Die Umsatzerlöse sanken um 7,1 % auf 13,1 Milliarden €. Das Betriebsergebnis sank um 84,1 % auf nur noch 75 Mio. €.
Der Milchpreis lag im Jahresschnitt bei 44,2 ct/kg (siehe top agrar Milchpreisbarometer). Aufgrund des erstmals negativen Jahresabschlusses hat die Molkerei angekündigt, keine Barnachzahlung an Mitglied-Milchviehhalter zu leisten. „Das ist enttäuschend“, so der CEO von FrieslandCampina, Jan Derck van Karnebeek, „gerade in Anbetracht der gestiegenen Kosten für unsere Mitglieder und Kosten für weitere Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Milchviehbetrieben.“ Mit dem kürzlich lancierten Projekt “Expedition 2030“ wolle man FrieslandCampina wieder zu einem der führenden Molkereiunternehmen machen. Geplant sind unter anderem sieben Business Groups und den Abbau von ca. 1.800 Arbeitsplätzen weltweit.
Müller macht zwei Molkereien dicht
Auch die Unternehmensgruppe Theo Müller plant strukturelle Veränderungen. So hat die Molkerei jetzt angekündigt, die beiden erst vor einem Jahr von FrieslandCampina übernommenen Landliebe-Standorte in Heilbronn und Schefflenz bis Sommer 2026 schrittweise stillzulegen. Die Kostenstrukturen würden dort keine wettbewerbsfähigen Produktkalkulationen zulassen, heißt es aus der Konzernzentrale.
Die Kostenstrukturen an den Landliebe-Standorten lassen keine wettbewerbsfähigen Produktkalkulationen zu.
Unternehmensgruppe Theo Müller
Zusätzlich bestehe am Standort Heilbronn ein enormer Investitionsbedarf, der die Situation weiter verschärfe. Bei Joghurts und Desserts sei mittel- und langfristig nicht mit einem signifikanten Volumenzuwachs und einer damit einhergehenden positiven Kostenentwicklung zu rechnen. „Eine umfassende wirtschaftliche Analyse hat ergeben, dass die beiden Produktionsstandorte unter diesen Voraussetzungen keine Perspektive haben, aus den tiefroten Zahlen zurück in ein langfristig profitables Geschäft zu kommen“, ist vom Müller-Konzern zu hören.
Arla zahlt dagegen nach
Der Molkereigenossenschaft Arla Foods ist demgegenüber die Anpassung an die veränderten Marktverhältnisse bisher offenbar gelungen. Durch einen starken Endspurt 2023 hat der Arla-Aufsichtsrat jetzt eine Nachzahlung in Höhe von 2,07 ct/kg gelieferte Milch (inklusive Zinsen auf Kapitaleinlagen) an die rund 1.400 deutschen Genossenschaftsmitglieder vorgeschlagen. Möglich sei das durch starke Wachstumsraten auf allen Märkten und bei allen Marken im zweiten Halbjahr 2023.
Der Gesamtumsatz der Arla-Gruppe belief sich im Jahr 2023 auf 13,7 Mrd. €, was in etwa dem Umsatzniveau des Vorjahres entspricht (2022: 13,8 Mrd. €). Der Nettogewinn lag bei 380 Mio. € bzw. 2,8 % des Umsatzes, was am unteren Ende des selbst gesteckten Zielbereiches von 2,8 bis 3,2 % liegt.
In Deutschland lag der ausgezahlte Arla-Milchpreis laut Unternehmensangaben für konventionelle Milch (4,2 % Fett, 3,4 % Eiweiß) im Jahr 2023 im Durchschnitt bei 44,51 ct (2022: 50,90 ct). Dieser Preis beinhaltet nicht die vorgesehene, jährliche Nachzahlung, die Zinsen sowie die jährliche Kapitaleinlage. Rechnet man die Nachzahlung hinzu, würde Arla knapp über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 45,7 ct auszahlen (siehe top agrar Milchpreisbarometer; bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß, 500.000 kg Jahresanlieferung, inkl. GVO-frei und S-Klasse).
Milchanlieferung weiter im Plus
Der Trend bei der Milchanlieferung zeigt weiter aufwärts: Gegenüber der Vorwoche stieg die Menge erneut um 1,2 % gegenüber der Vorwoche. Zum Vorjahreszeitraum schrumpft also der Abstand auf nur noch 0,5 %.
Rohstoffmarkt: Nachfrage aktiver
So langsam kommt der Rohstoffmarkt in Schwung. Vor allem aus der Lebensmittelindustrie kommen vermehrt Anfragen, der Export ist allerdings noch zögerlich.
Bei Butter spricht die Süddeutsche Butter- und Käse-Börse inzwischen von einer „sehr guten Nachfrage“, aufwärts ging es zuletzt preislich aber nur für lose Ware. Geformte Markenbutter im 250 g Päckchen wird stabil für 5,69 bis 5,87 €/kg gehandelt.
Bei Magermilchpulver geht es weiter aufwärts, auf im Mittel 2.515 €/t für Sprühware im 25 kg-Sack.
Spotmarkt: Tendenz nach oben
Am Spotmarkt in Nord- und Süddeutschland geht der Trend wie in den letzten Wochen leicht nach oben. Das geht aus den Zahlen von DCA hervor. Im Norden wird aktuell für Milch am Spotmarkt 41 ct/kg gezahlt, im Süden 41,50 ct.
Quelle: u.a. ZMB, DCA, Trigona Dairy Trade, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V., EU-Kommission, AMI
In Irland haben die Molkereien bereits zum zweiten Mal in Folge weniger Milch erfasst. Vieles deutet daraufhin, dass die große Milchschwemme vorbei ist,
Im EU-Mittel sind die Milchpreise 2023 gesunken. Deutsche Milcherzeuger waren im Vergleich zu den anderen EU-27-Ländern benachteiligt. Ein Blick auf die Zahlen.