Hochwertige Herstellermarken haben es im Milchregal nach wie vor schwer. Und auch Biomilch-Markenprodukte leiden weiter unter einer Delle. Mittlerweile habe sich die Marktlage nach Aussage von Molkeristen zwar etwas normalisiert: „Die Absätze z.B. bei Bio- oder Weidemilch steigen leicht, aber die Umsätze in den einzelnen Produktsegmenten sind rückläufig. Das deckt die Verluste aus dem letzten Jahr nicht ab“, sagte gestern zum Beispiel Andreas Schneider bei der Bilanz-Pressekonferenz der...
Hochwertige Herstellermarken haben es im Milchregal nach wie vor schwer. Und auch Biomilch-Markenprodukte leiden weiter unter einer Delle. Mittlerweile habe sich die Marktlage nach Aussage von Molkeristen zwar etwas normalisiert: „Die Absätze z.B. bei Bio- oder Weidemilch steigen leicht, aber die Umsätze in den einzelnen Produktsegmenten sind rückläufig. Das deckt die Verluste aus dem letzten Jahr nicht ab“, sagte gestern zum Beispiel Andreas Schneider bei der Bilanz-Pressekonferenz der Schwarzwaldmilch aus Freiburg für das Jahr 2023.
Man wolle dennoch an der Markenstrategie festhalten und in Zukunft noch weitere „Markenschiffe ins Boot holen, die unsere Wertschöpfungsstrategie beschleunigen“, sagte der Geschäftsführer der Genossenschaftsmolkerei mit einer jährlichen Milchanlieferung von 270,5 Mio. kg. Als Beispiele nannte er die Markenlizenzen mit Landliebe und mit der Proteinmarke von Molkerei Ehrmann, die man beide künftig breiter aufstellen und neue Produkte daraus generieren wolle. So z.B. ab Oktober mit frischer Proteinmilch der Marke Ehrmann.
Viel Milch in Kündigung
Mit „Umschichtungen und strategischen Sortimentsänderungen“ habe man trotz des schwierigen Marktumfeldes den Umsatz 2023 auf der Rekordhöhe vom Vorjahr von 248,2 Mio. € halten können, so Schneider. Mit einer Eigenkapitalquote von 50,8 % bzw. 51.1 Mio. € sei man für die Zukunft gut gerüstet.
Umschichtungen waren für die Molkerei mit Standorten in Offenburg und Freiburg aber auch deshalb nötig, weil sie Milch verliert. Und zwar nicht nur im Zuge des Strukturwandels – jährlich geben 3 bis 5 % der 847 Lieferbetriebe die Milchproduktion auf – sondern auch, weil offenbar manche Erzeuger – vorwiegend größere – die strikte Marken-Strategie bewusst nicht weiter mittragen wollen. Zum Jahresanfang 2025 würden 14 Betriebe mit 20 Mio. kg Milch aktiv wechseln, bestätigt Schneider. Nach bislang unbestätigten Berichten sollen 2026 zudem weitere 28 Mio. kg Milch durch jüngste Kündigungen fehlen.
Fünf bis sechs Lieferanten hätten ihre Kündigung inzwischen zurück genommen. „Der Milchverlust beeinträchtigt uns nicht“, so der Geschäftsführer selbstbewusst. „Wir verkaufen dann weniger Rohstoff am Spotmarkt und gewichten das Pulverthema anders.“ Außerdem gebe es auch einen „Check-in“ von neuen Lieferanten.
Beim Milchpreis landete das Unternehmen 2023 im Mittel bei 52,9 ct/kg für konventionelle Milch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß (inkl. Zuschläge, bei 9 % MwSt.). Für Biomilcherzeuger gab es 63,66 ct/kg. Im Mai zahlte die Schwarzwaldmilch laut
top agrar-Milchpreisbarometer einen Grundpreis von 45 ct für konventionelle Milch, 53 ct/kg für Biomilch aus.
Der Strukturwandel nimmt wieder an Fahrt auf. Erstmals wurden weniger als 50.0000 Milchkuhbetriebe gezählt. Auch die Anzahl der Milchkühe ist weiter rückläufig.
Milchmenge sinkt saisonal
Saisonaler Rückgang setzt sich fort: Die Milchanlieferung in Deutschland befindet sich seit Mitte Mai im saisonalen Rückgang. Dieser Trend hat sich auch im Juni fortgesetzt. In der 24. Kalenderwoche verringerten sich die Milchmengen im Vergleich zur Vorwoche um 0,3 %.
Durch die sommerlichen Temperaturen wird in den nächsten Wochen die Milchanlieferungen wahrscheinlich noch stärker zurückgehen.
Im Vergleich zum Vorjahr: Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum liegt die Milchanlieferung jedoch weiterhin leicht über dem Niveau von 2023. In den ersten 24 Kalenderwochen dieses Jahres wurden 0,9 % mehr Milch angeliefert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Butterpreise erneut gestiegen
Die Butterpreise haben zuletzt wieder angezogen. Die Notierungen für geformte Markenbutter (250 g) stiegen bei sehr guter Nachfrage auf eine Spanne von 6,20 - 6,70 €/kg (Vorwoche: 6,19 - 6,45 €/kg). Lose Markenbutter (25 kg) wurde für 6,54 - 6,64 €/kg gehandelt (Vorwoche: 6,50 - 6,70 €/kg).
Aufgrund der Ferienzeit kommen für Magermilchpulver zur Zeit kaum Abschlüsse zustande. Die Preise für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität haben sich auf dem Niveau der Vorwoche eingependelt. Der zuvor beobachtete Preisrückgang ist gestoppt worden. Die Nachfrage nach Magermilchpulver für Futtermittel bleibt weiterhin verhalten. Die Preise zeigen sich stabil und bewegen sich auf dem Niveau der Vorwoche (siehe Grafik.
Spotpreise: Der Süden Europas kauft.
Die warmen Temperaturen haben die Nachfrage nach Milch sprunghaft ansteigen lassen (siehe Grafik). Das spiegelt sich in den stark gestiegenen Spotpreisen wider. „Die Spotpreise sind gestiegen: Südeuropa kauft“, beschreibt Rik Loeters, Geschäftsführer von Trigona Dairy Trade, die Situation in einem aktuellen Marktbericht. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen müssen die Molkereien in den nächsten Wochen mit geringeren Anlieferungsmengen rechnen.
Quellen: u.a. DCA, AMI, BLE, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, ZMB, Financieele Dagblad, moproweb, Rabobank
Milch bleibt in Zukunft gefragt, der Bedarf wird sogar deutlich steigen. Doch zeitgleich hören immer mehr Betriebe in Europa auf zu melken. Wo wird Milch zukünftig produziert?