Die Spotmilchpreise liegen derzeit bei um die 60 Cent/kg. Andere Milchpreisindikatoren, wie der Börsenmilchwert oder der Kieler Rohstoffwert, liegen oberhalb der 60 Cent auf Rekordniveaus. Die deutliche Differenz zum derzeit ausgezahlten Milcherzeugerpreis sorgt für Diskussion.
Sind Milchpreise von 60 Cent realistisch?
„Würden Molkereien die einfachste Verwertung der Rohmilch in Butter und Magermilch wählen können, würde ein Milchpreis von um die 60 Cent/kg erzielbar sein, sofern...
Die Spotmilchpreise liegen derzeit bei um die 60 Cent/kg. Andere Milchpreisindikatoren, wie der Börsenmilchwert oder der Kieler Rohstoffwert, liegen oberhalb der 60 Cent auf Rekordniveaus. Die deutliche Differenz zum derzeit ausgezahlten Milcherzeugerpreis sorgt für Diskussion.
Sind Milchpreise von 60 Cent realistisch?
„Würden Molkereien die einfachste Verwertung der Rohmilch in Butter und Magermilch wählen können, würde ein Milchpreis von um die 60 Cent/kg erzielbar sein, sofern keine hinderlichen Kontrakte vorliegen“, erklärt Roland Sossna, Redakteur bei moproweb, in einem aktuellen Marktkommentar. Diese Verwertungsform könne bei einem Einbruch am Markt aber auch nachteilig sein. Das haben vergangene Jahre gezeigt. Die Marktlage ist volatil, durch sich schnell ändernde Einflussfaktoren.
Die Indikatoren zeichnen die Entwicklung am Milchmarkt ab und geben eine Tendenz an. Das bedeutet, dass sich die Milcherzeuger bei steigenden Indikatoren auf steigende Milchpreise in den kommenden Monaten einstellen können. Nicht aber, dass die Milchpreise ein ähnlich hohes Niveau erreichen. Die Prognose sind Milchpreise die zeitnah die 50-Cent-Marke knacken werden.
Die aktuellen Schlagzeilen:
Milchmenge stagniert
Die Milcherzeuger haben in der 14. Kalenderwoche ebenso viel Milch an die Molkereien geliefert wie in der Woche zuvor. Üblicherweise steigt das Milchaufkommen im Frühjahr saisonal an. Dieses Jahr wurde der Anstieg Anfang April gebrochen. Die Milchanlieferungen liegen um 2,3 % unterhalb des Vorjahresniveaus.
Zum Vergleich: In Frankreich liegt das Milchaufkommen derzeit sogar 3,3 % unterhalb der Mengen der Vorjahreswoche. Für ganz Europa wird 2022 mit
keinem Anstieg der Milchmengen gerechnet.
Weniger Inhaltsstoffe in der Milch
Die immer weniger werdenden Milchmengen enthalten zudem einen niedrigeren Fett- und Eiweißgehalt. Die ZMB berichtet von einem durchschnittlichen Milchfettgehalt von 4,17 % im Januar und Februar 2022. Im vorherigen Jahr lag der Gehalt in den Monaten noch bei 4,25 %. Der Eiweißgehalt geht ebenfalls zurück und fiel von 3,52 % im Vorjahr auf 3,46 %. Bereits 2021 wurde das Niveau der Inhaltsstoffe im Vergleich zu 2020 unterschritten. Der rückläufige Trend sei im Vergleich zu EU überdurchschnittlich ausgeprägt, berichtet die ZMB.
Ein Blick auf die Futterpreise
Marktexperten gehen davon aus, dass trotz derzeit hoher Milcherzeugerpreise die Anreize der Landwirte gering seien die Milchmenge weiter zu steigern. Ursächlich sind unter anderem politische Unsicherheiten, aber insbesondere die in die Höhe kletternden Produktionskosten.
Ein Beispiel: Im April 2022 liegen die Preise für Milchleistungsfutter 50 % über dem Vorjahresniveau (siehe Grafik). Im Vergleich zum Vormonat erhöhten sich die Preise um gewaltige 16 %. Insbesondere der Beginn des Ukraine-Krieges hat noch mal für Aufwind bei den Preisen gesorgt. Ursächlich sind verteuerte Futterkomponenten und Zusatzstoffe. Hinzu kommen steigende Energie-, Transport- und Lohnkosten.
Magermilchpulver: verhaltene Nachfrage auf dem Weltmarkt
Die Ruhe über Ostern hat zu einem Preisabfall bei Magermilchpulver in Futter- und Lebensmittelqualität geführt. Besonders betroffen sind die Preise für Futtermittelware. Im Vergleich zur Vorwoche fielen die Preise um 80 €/t auf durchschnittlich 4.075 €/t.
Weitere Preissteigerungen sind aktuell nicht mehr zu beobachten, obwohl die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Futtersituation und damit des Milchaufkommens weiter hoch ist.
Monika Wohlfarth, ZMB Geschäftsführerin zu der Marktsituation bei Magermilchpulver
Nach dem monatelangen Anstieg der Preise (siehe Grafik) hat sich die Marktlage scheinbar beruhigt. Die Verfügbarkeit sei weiterhin begrenzt, schreibt Monika Wohlfahrt im aktuellen Marktbericht der ZMB. Am Binnenmarkt wäre weiterhin Kaufinteresse, doch die Situation am Weltmarkt sorge für Entspannung bei der Nachfrage. Ursächlich seien Ramadan, coronabedingte Lockdowns, ein ausreichendes Angebot in China und gestiegene Preise, die vor allem die afrikanischen Länder herausfordern.
Volatile Spotmilchpreise
Auf hohem Niveau sind die Spotmilchpreise in der 16. Kalenderwoche um durchschnittlich 2,50 €/100 kg auf im Mittel 56,75 €/100 kg gefallen. Der Preis in Süddeutschland liegt nun bei 57,50 €/100 kg. In Nord- und Ostdeutschland fielen die Preise auf 56,50 €/100 kg. Es ist jedoch anzumerken, dass zu diesen Preisen am Markt nur wenig Menge gehandelt wird.
Um bei der geringen Milchmenge am Markt nicht die hohen Preise für Spotmilch zu bezahlen, zahlt das Milchwerk Jäger den zuliefernden Landwirten 2 Cent extra aus für jedes Kilogramm, das sie gegenüber dem Vorjahr mehr abliefern
(mehr Infos). „Die Milcherzeugerpreise sind nicht annähernd so hoch, wie die Spotmilchpreise. Die Nettomarge reicht bei der derzeitigen Lage nicht aus“, erklärt Rik Loeters, Direktor von Trigona Dairy Trade aus den Niederlanden.
Quelle: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de
Seit Monaten kennen die Preise für Milchrohstoffe nur eine Richtung: Steil aufwärts. Aber warum ziehen die Milcherzeugerpreise nicht entsprechend an?