Eine falsche Einschätzung der Entwicklung der Milch- und Verbrauchermärkte und damit verbundene Managemententscheidungen (u.a. hohe Käsebestände, die nach dem Preissturz 2023 stark abgewertet werden mussten) haben die größte deutsche Molkerei, das Deutschen Milchkontor (DMK), in eine Krise gestürzt. Aufgrund geringer Auszahlungspreise, die während der vergangenen Monate deutlich hinter denen der Wettbewerber zurückgeblieben sind, könnte die Molkerei bald größere Mengen Milch...
Eine falsche Einschätzung der Entwicklung der Milch- und Verbrauchermärkte und damit verbundene Managemententscheidungen (u.a. hohe Käsebestände, die nach dem Preissturz 2023 stark abgewertet werden mussten) haben die größte deutsche Molkerei, das Deutschen Milchkontor (DMK), in eine Krise gestürzt. Aufgrund geringer Auszahlungspreise, die während der vergangenen Monate deutlich hinter denen der Wettbewerber zurückgeblieben sind, könnte die Molkerei bald größere Mengen Milch verlieren. Laut Unternehmensangaben haben zum Jahreswechsel 2024/25 rund 10 % der DMK-Mitglieder mit einer Milchmenge von rund 700 Millionen Kilogramm gekündigt. Die abwanderungswilligen Milcherzeuger kritisieren, dass ihnen aufgrund der geringen Milchpreise – je nach Herdengröße – etwa 30.000 bis 40.000 € pro Jahr fehlen.
Die Kündigung der Milchlieferverträge hat Folgen. Die Molkerei teilte jetzt in einem Schreiben mit, dass überlegt werde, die Zentralkäserei am Standort Dargun (Mecklenburg-Vorpommern) zu schließen, in Edewecht (Niedersachsen) die Käsekapazität um etwa 30.000 t zu reduzieren, in Hohenwestedt (Schleswig-Holstein) einen Pulverturm (Sprühtrocknung) stillzulegen und in Everswinkel (NRW) die Milchannahme zu schließen. Aufgrund des Kapazitätsabbaus sollen 150 Stellen zum Jahresende wegfallen.
Marktexperten befürchten, dass die Kündigungswelle das DMK noch länger beschäftigen wird, selbst wenn ein Teil der Kündiger bis zum Jahresende wieder zurückgewonnen werden sollte. Das Wirtschaftskonzept der DMK sei langfristig nicht nachhaltig und tragfähig. Schließlich produziere das DMK an über 20 Standorten und 6.600 Mitarbeitern, bei sinkenden Milchmengen seien weitere Kapazitätsanpassungen (Werkschließungen) unabdingbar. Zudem müssten teure Sozialpläne aufgestellt (die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hat bereits Widerstand angekündigt) und auch in größerem Umfang Geschäftsanteile zurückbezahlt werden. In der Summe dürfte all dies es dem Molkereiunternehmen erschweren, die die Auszahlungsleistungen künftig deutlich zu erhöhen.
Milchpreise sollen weiter steigen
Die DMK verweist jedoch darauf, dass sich der Milchpreis zuletzt wieder deutlich verbessert hat. Im März wurde Grundpreis auf 41,50 Cent erhöht. Zuzüglich eines Cents für gentechnikfreie Erzeugung, dem durchschnittlichen Mengenzuschlag und einem Milkmaster-Bonus ergebe sich ein „Leistungspreis“ von 43,50 Cent/kg. Damit würde die DMK zumindest wieder im Mittelfeld der Auszahlungspreise liegen.
Ob die aktuellen Auszahlungsleistungen genügen, die unzufriedenen Milcherzeuger von einer Kündigung abzuhalten, darf bezweifelt werden. Viele von ihnen schenken den „Versprechungen“ des Unternehmens auf langfristig bessere Milchpreise keinen Glauben mehr, sie planen jetzt den Wechsel zu anderen Molkereien oder wollen Milcherzeugergemeinschaften (MEG) gründen (insbesondere in NRW).
Bereits 2018/19 wurden dem DMK schon einmal in größerem Umfang Milchmengen gekündigt. Damals hatte der Molkereikonzern umfangeiche Strukturreformen versprochen, die sich in einer deutlichen Verbesserung der Auszahlungsleistungen niederschlagen sollten … das Ergebnis ist bekannt!
Milchanlieferung steigt weiter
Die ZMB berichtet von einem Anstieg der Anlieferung gegenüber der Vorwoche um 0,7 %. Das ist im Vergleich zum Vorjahr sogar ein Plus von 0,8 %.
Rohstoffmarkt: Belebung erwartet
Am Rohstoffmarkt zeigen die Butterpreise bedingt durch eine saisonbedingt gute Nachfrage nach oben. Laut ZMB ist mit einer Belebung des Geschäfts für Magermilchpulver, z.B. durch Anfragen aus dem Mittleren Osten, zu rechnen: Für Lebensmittelware triftet die Preisspanne allerdings zunehmend auseinander und gegenüber der Vorwoche ist ein Rückgang zu verzeichnen. Magermilchpulver in Futtermittelqualität zeigt sich dagegen stabil im Preisniveau bei ca. 2.175 € pro t.
Spotmilchmarkt uneinheitlich
Tendenziell eher unter Druck stand zuletzt der Markt für Spotmilch. Aktuell liegt das Niveau laut DCA zwischen 36 und 37,50 ct/kg. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum des Vorjahres bewegte sich der Preis zwischen 28,5 und 30 ct/kg.
Quelle: u.a. DCA, AMI, BLE, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, ZMB, Financieele Dagblad, moproweb, Rabobank
Es ist unwahrscheinlich, dass die Milchpreise in den nächsten Monaten steigen. Dafür gibt es zu viel Milch auf dem Markt und zu wenig Nachfrage.
Die Milch der Haltungsform 3 wird offenbar zunehmend zum Standard. Erste Molkereien senken bereits ihren Grundpreis, um Zuschläge aufrechtzuerhalten, sagt Heinrich Gropper.