Pessimistische Marktbeobachter haben diese Entwicklung voraus gesehen: Die Zuschläge für Haltungsform-Milch der Stufen 3 und 4 (HF 3 und 4) werden schon jetzt – wenige Monate nach der Markteinführung – bei einzelnen Molkereiunternehmen wieder eingepreist. Damit wird dieses Tierwohlprogramm wohl ähnlich wie die GVO-freie Milch schon in absehbarer Zeit zum Standard werden. „Ja, ich befürchte, Tierwohl-Milch und HF 3 wird ein wenig zum Standard“, bestätigte gestern denn auch Heinrich...
Pessimistische Marktbeobachter haben diese Entwicklung voraus gesehen: Die Zuschläge für Haltungsform-Milch der Stufen 3 und 4 (HF 3 und 4) werden schon jetzt – wenige Monate nach der Markteinführung – bei einzelnen Molkereiunternehmen wieder eingepreist. Damit wird dieses Tierwohlprogramm wohl ähnlich wie die GVO-freie Milch schon in absehbarer Zeit zum Standard werden. „Ja, ich befürchte, Tierwohl-Milch und HF 3 wird ein wenig zum Standard“, bestätigte gestern denn auch Heinrich Gropper, Chef der Privatmolkerei Gropper aus Bissingen, vor den Mitgliedern der Bayern MeG in Herrsching.
Die nord- und westdeutschen Molkereien machen uns die Zuschläge für die Haltungsform-Milch kaputt.
Heinrich Gropper, Molkerei Gropper
Erste Molkereien hätten zuletzt bereits ihren Grundpreis um 2 bis 3 ct/kg gesenkt, um dafür auf der Gegenseite weiterhin den versprochenen Zuschlag für die Haltungsform-Milch ausweisen zu können. Zudem gebe es erste Tendenzen, einen gewissen Zuschlag nur als Anreiz in der ersten Zeit der Umstellung zu garantieren und ihn später wegfallen zu lassen. Davon betroffen seien in erster Linie Molkereien mit einem hohen Trinkmilch-Anteil im Lebensmittel-Einzelhandel. Bisher honorierten die meisten Molkereien Milch für Haltungsformstufe 3 mit 3 ct, für Haltungsformstufe 4 gabs 4 ct.
Verantwortlich für die aktuelle Entwicklung seien laut Heinrich Gropper neben der aktuell hohen Milchmenge auch die nord- und westdeutschen Molkereien: „So fahren nord- und westdeutsche Molkereien HF 3-Milch für einen Zuschlag von 1,5 ct/kg Milch nach Bayern, weil wir nicht bereit waren, auf 3 ct Zuschlag zu verzichten.“ Er verwies dabei auf die unterschiedliche Kostenstruktur in der Milcherzeugung in Nord- und Süddeutschland: „Im Süden können wir nicht zu den Kosten norddeutscher Betriebe Milch produzieren. Das heizt den Strukturwandel zusätzlich an.“
Milch der Qualitäten HF 1 und HF 2 könnten zumindest im Süden von den dort breit aufgestellten Vermarktungsmolkereien weiterhin gut vermarktet werden, so Heinrich Gropper auf die Frage, wie es mit dieser Milch in Zukunft weiter gehe. „Im Export haben wir sehr viele Produkte ohne Haltungsform 3-Kennzeichnung.“
Milchpreise stabil – wie lange noch?
Die Milcherzeugerpreise sind im Januar vorerst stabil geblieben. Die Mehrheit der Molkereien hat das Milchgeld im ersten Monat des Jahres 2024 angehoben. Der Durchschnittspreis für konventionelle Kuhmilch lag nach ersten Hochrechnungen der AMI bei 43,8 ct/kg. Das ist ein leichtes Plus von 0,6 Cent gegenüber Dezember 2023.
Auch die Biomilcherzeuger erhielten im Januar etwas mehr Geld. Der Milchpreis stieg nach der AMI-Hochrechnung um 0,2 Cent auf 55,9 ct/kg.
Doch wie wird es in den nächsten Monaten weiter gehen? Auch wenn der Start ins neue Jahr vorerst positiv ausfällt, kommt der Markt gerade nicht in Schwung. Die Preise für Butter, Magermilchpulver und Co. stagnieren bei einem weiter steigendem Rohstoffaufkommen in Deutschland. Der ife-Rohstoffwert, welcher als guter Indikator für die Milchpreisentwicklung in den nächsten Monaten gilt, fällt im Februar leicht um 0,5 Cent auf 42,2 ct/kg.
Milchmenge: 1,2 % weniger als letztes Jahr
Die Milchmengen in Deutschland stiegen bis Ende Februar gemäß dem typischen saisonalen Verlauf steil an. Zuletzt verlangsamte sich die Zunahme jedoch. Laut den Daten der Zentralen Milchmarktberichterstattung (ZMB) erhöhte sich die Anlieferung von Rohstoffen in der 8. Kalenderwoche im Vergleich zur Vorwoche um 0,2 %. Die Milcherzeuger haben in den ersten acht Wochen dieses Jahres jedoch bundesweit 1,2 % weniger Milch an die Molkereien geliefert als im Vorjahreszeitraum.
Butterpreis steigt, Pulver fällt
Die Preise für Magermilchpulver haben sich zuletzt uneinheitlich mit teils schwächeren Tendenzen entwickelt. Sowohl für Ware in Futter- als auch Lebensmittelqualität wurde in der neunten Kalenderwoche weniger gezahlt. Die Rückgänge lagen bei 30 bis 50 €/t.
Bei Butter spricht die Süddeutsche Butter- und Käsebörse inzwischen von einer „sehr guten Nachfrage“, die Preise stiegen zuletzt aber nur für abgepackte Ware (250-g-Packungen). Am oberen Ende der Preisspanne stieg die Notierung um 13 Cent auf jetzt 5,69 bis 6,00 €/kg. Lose Ware wurde zu niedrigeren Preisen mit einer Preisspanne von 5,90 bis 6,00 €/kg gehandelt (Vorwoche: 5,93 bis 6,05 €/kg).
Das BMEL hat einen 4-Punkte-Plan für eine zukunftsfähige Milchviehhaltung vorgelegt. Kernpunkte sind Milchlieferverträge und die Grünlandextensivierung.