Als eine der ersten Molkereien zahlen die Milchwerke Schwaben in Ulm ab April 50 ct/kg für konventionelle Milch. Der Biomilchpreis stagniert dagegen bei 55 ct.
„Wir sind mutig, ab April auf einen Milchpreis von 50 ct pro kg Milch zu gehen“, verkündete Karl Laible, geschäftsführender Vorstand der Milchwerke Schwaben gestern bei der Generalversammlung der Genossenschaft in Ulm. Damit können sich die Erzeuger konventioneller Milch ohne Gentechnik über einen satten Preisaufschlag von 4 ct/kg (bei 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß) gegenüber dem März-Milchgeld freuen. Der Preis sei erwirtschaftet und noch nie in der 100-jährigen Molkereigeschichte habe man in einem Monat mehr Milchgeld ausgeschüttet, so Laible. „Im April überweisen wir inklusive der Nachzahlung für 2021 insgesamt 25,5 Mio. € an die Bauern. In diesem Monat werden wir die Banken mal abräumen.“
Nur 5 ct Abstand zum Biomilchpreis
In betretene Gesichter blickte der Unternehmer allerdings bei der Ankündigung, dass der Biomilchpreis im April weiterhin auf einem Niveau von 55 ct/kg (4,2 % Fett, 3,4 % Eiweiß) stagniert. Man sei dabei, auch hier bessere Preise durchzusetzen, es sei aber noch nicht gelungen. „Wenn wir unseren Biomilchpreis aber im Niveau mit dem süddeutschen Wettbewerb vergleichen, sind wir seit Monaten oben mit dabei“, versuchte Laible zu besänftigen.
„Wir versuchen, auch bei Biomilch Preissteigerungen zu erzielen. Bisher ist uns das noch nicht gelungen.“
(Bildquelle: Lehnert)
Bereits seit Jahresanfang liegt der Biomilchpreis konstant bei 55 ct/kg. Auch Aufsichtsratsvorsitzender Paul-Martin-Seiffert, selbst Biomilcherzeuger, versuchte die Wogen unter den Berufskollegen zu glätten: „Wir Biomilcherzeuger leiden nicht so unter den aktuellen Kostensteigerungen wie unsere konventionellen Kollegen. Zudem mussten wir im Preisniveau in der Vergangenheit nicht die Schwankungen hinnehmen, die bei konventioneller Milch der Fall waren.“
Wir Biomilcherzeuger leiden nicht so unter den aktuellen Kostensteigerungen wie unsere konventionellen Kollegen.
Möglich werden diese Preissteigerungen bei der Molkerei mit dem „Weideglück“-Logo vor allem durch die gute Erlössituation bei Butter und Käse und dem gleichzeitig steigenden Absatz bei diesen Produkten. So konnte bei Käse und SB-Käse der Absatz 2021 z.B. um 2,4 % auf 33 722 t ausgebaut werden. Dank kurzer Kontraktlaufzeiten von nur vier Wochen im Exportgeschäft könne man die Preise permanent anpassen. Das sei der aktuelle Vorteil gegenüber Markenmolkereien, die vielfach in Jahresverträgen festhängen würden, so Laible. Es werde aber auch wieder andere Zeiten geben, wo die Marken wieder mehr Stabilität bringen, ist er sich sicher.
Laut aktuellem Geschäftsbericht stiegen die Umsatzerlöse 2021 um 9,1 Millionen auf 248,3 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahr auf 1,3 Mio. €.
GVO-Zuschlag erstmal gesichert
Beunruhigte Anfragen von Milcherzeugern, wie es mit der Produktion GVO-freier Milch weiter gehe, beantwortete Laible so: „Von unserer Seite läuft das Programm weiter und der Zuschlag ist für Lieferanten GVO-freier Milch seitens des LEH gesichert.“ Vom Handel kämen aktuell zudem die Signale, dass man die Verpackungen kurzfristig nicht ändern könne. Wer aber nachweislich mangels Verfügbarkeit nicht mehr an GVO-freies Futter herankomme, solle eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Die Milchwerke Schwaben verfolgen hier einen freiwilligen Ansatz. Ziel sei mittelfristig auf einen GVO-frei-Anteil von 90 % der Liefermenge zu kommen.
Das Thema Haltungsformkennzeichnung des LEH spielt für die Genossenschaft, die vor allem im Käseexport stark aufgestellt ist, bisher keine Rolle. Für eine entsprechende Kennzeichnung der eigenen Markenjoghurts im 1-kg-Gebinde sowie für die Joghurts der Eigenmarken habe es seitens des Handels noch keine Anfragen gegeben. Und auch bei der Milch aus Anbindehaltung zeigt sich die Unternehmensführung entspannt. Die Milch wird weiter abgeholt und es gibt keine Abzüge für Anbindehalter. Aktuell beträgt der Anteil der Milchmenge aus Anbindehaltung 9 %, die von rund 270 Erzeugern geliefert werden.
Bei Käse wächst der Absatz weiter kräftig. Das eigene Markenjoghurt spielt gegenüber Joghurt für Handelsmarken eine untergeordnete Rolle.
(Bildquelle: Lehnert )
Wie lang kann noch produziert werden?
Die Geschäftsführung der Milchwerke Schwaben, die von 829 Lieferanten rund 410 Mio. kg Milch verarbeitet, tat sich mit einem langfristigen Ausblick angesichts der aktuellen Situation mit Ukraine-Konflikt, steigenden Energiepreisen, den Nachwirkungen von Corona und der hohen Inflation schwer.
Die Produktion sei trotz Lieferengpässen, z.B. bei Verpackungen und Reinigungsmaterial, noch gesichert, allerdings stehe man zweistelligen Kostensteigerungen bei Energie und Vertrieb gegenüber. Als systemrelevante Branche rechnet der neue zweite geschäftsführende Vorstand, Dr. Johann Meier, damit, dass man auch bei einer im Zuge des Ukraine-Konflikts notwendigen Aktivierung des nationalen Bundesnotfallplans Stufe 3 weiter produzieren dürfe. „Letztlich entscheidet das aber die Bundesnetzagentur“, so Maier.
Letztlich entscheidet die Bundesnetzagentur, ob wir nach der Aktivierung des Bundesnotfallplans Stufe 3 noch produzieren dürfen.
Dr. Johann Meier, Geschäftsführender Vorstand, Milchwerke Schwaben
Neuer Preispeak im Mai
Milch werde knapp bleiben und der Wettbewerb um Rohstoff nimmt zu: „2022 wird die Milchmenge national weiter sinken und da gleichzeitig auch die Inhaltsstoffe zurückgehen, benötigen wir Verarbeiter insgesamt für die Produkte auch mehr Milch“, so Karl Laible. 2021 sei die Eigenanlieferung bei den Milchwerken Schwaben bereits um ca. 4 Mio. kg zurück gegangen.
Trotz der schwierigen Situation hat die Genossenschaft große Pläne. Mit der jetzt komplett von Lactalis gekauften Milchmarke „Axel“ soll eine eigene Frischmilch-Linie aufgebaut und die Marke wieder belebt werden. Aktuell suche man dafür einen Abfüller.
Im Mai sei laut des Experten von weiteren Preiserhöhungen für Butter und Käse auszugehen. Schon in den ersten drei Monaten 2022 habe das Umsatzplus allein bei Käse 24,2 % betragen. „Der Mai bringt noch einmal einen Peak. Die große Frage ist nur: Wann platzt das Ganze?“
Die Milchwerke Schwaben wollen die Frischmilch-Marke Axel wieder beleben und suchen einen Abfüller.
(Bildquelle: Lehnert )
Milchwerke Schwaben: Kennzahlen 2021
Milchverarbeitung gesamt: 441,7 Mio. kg, davon 8,9 Mio. kg Biomilch
Anzahl Lieferanten: 829
Eigenanlieferung: 410,7 Mio. kg
durchschnittliche Anlieferung pro Lieferant: 495.400 kg
Immer kleinere Differenz zu Biomilchpreisen ++ 4,24 Cent fehlen zur Kostendeckung ++ Milchmenge leicht gestiegen ++ Kieler Rohstoffwert im April bei 67,5 Cent