Im Moment steigen die Milchpreise noch, doch das kann sich schnell ändern. Genauso rasch wie es nach oben ging, könnte sich der Trend umkehren. Schwankende Milchpreise erschweren die wirtschaftliche Lage. Daher entscheiden sich einige Milcherzeuger ihr Milchgeld abzusichern. So nutzt beispielsweise
#milchmacher Ralf Klenk die Möglichkeit und sichert einen Teil seiner Milch über die Hohenloher Molkerei ab.
Mit einem festen Preis kalkulieren
Den Milchauszahlungspreis erfahren viele...
Im Moment steigen die Milchpreise noch, doch das kann sich schnell ändern. Genauso rasch wie es nach oben ging, könnte sich der Trend umkehren. Schwankende Milchpreise erschweren die wirtschaftliche Lage. Daher entscheiden sich einige Milcherzeuger ihr Milchgeld abzusichern. So nutzt beispielsweise
#milchmacher Ralf Klenk die Möglichkeit und sichert einen Teil seiner Milch über die Hohenloher Molkerei ab.
Mit einem festen Preis kalkulieren
Den Milchauszahlungspreis erfahren viele Landwirte erst im Folgemonat, wenn die Milchgeldabrechnung eingeht. Über die Möglichkeit eines Festpreismodells ist ein Teil der Milch zu einem bestimmten Preis und Zeitraum abgesichert. Mehrere Molkereien bieten diese Möglichkeit in unterschiedlichen Modellen ihren Lieferanten an. Darunter die Hohenloher Molkerei, Hochwald, Nordseemilch eG und DMK. Die Molkerei Ammerland hat bis vor einem halben Jahr noch die Festpreisabsicherung angeboten. Derzeit ist es den Lieferanten nicht mehr möglich. Nach Auskunft von Eike Ulken, Leiter Lieferantenmanagement bei Ammerland, könne eine Absicherung bald wieder möglich sein. Die Gespräche dazu liefen noch.
Absicherung erst in drei Monaten möglich
Die Absicherung ist in allen Modellen frühestens in drei Monaten möglich. Das bedeutet, dass der aktuelle Monat und die zwei kommenden Monate nicht abgesichert werden können. Warum ist das so?
Vera Hassenpflug (Senior External Communications Manager, DMK Deutsches Milchkontor GmbH) erklärt, dass die „Leermonate“ nach dem Handelstermin zum einen notwendig für das Einhalten gesetzlicher Bestimmungen seien. Es müssen immer zwei Kalendermonate zwischen dem Zeitraum der Absicherung und dem entsprechend abgesicherten Monat liegen. Ein Landwirt könne daher im November frühestens einen Preis für Februar absichern. Zum anderen hängen die Leermonate mit dem engen zeitlichen Rahmen zwischen dem Milchauszahlungspreis der Molkerei und der Preisentwicklung der Rohstoffmärkte für Milch zusammen.
Derzeit sind hohe Festpreise drin!
Die Milcherzeuger der Hohenloher Molkerei aus Schwäbisch Hall sicherten sich in der vergangenen Woche für den Zeitraum April bis Dezember 2022 Festpreise für ca. 2,5 Mio. kg Milch an der Börse ab. Laut Geschäftsführer Martin Boschet kämen die Genossenschaftsmitglieder damit zum Beispiel in den Monaten April und Mai inklusive Fettkorrektur in Höhe von 0,54 ct/kg, 1 ct/kg Q-Zuschlag und 0,75 ct/kg Mengenzuschlag auf einen Gesamtpreis von 48,49 ct/kg (4,2 % Fett).
Das Unternehmen bietet bisher als einzige Molkerei im süddeutschen Raum eine Milchpreisabsicherung an. Dabei können die Erzeuger ihre Preise für 12 Monate im Voraus an der Warenterminbörse absichern. Die Preise zu denen aktuell Milch bis Dezember 2022 abgesichert werden kann, reichen von 46,20 ct/kg im April bis zu 41,90 ct/kg im Dezember (siehe Übersicht).
„Wir haben sogar Anfragen von Milcherzeugern anderer Molkereien. Für viele Landwirte zählt mittlerweile nicht mehr der absolut höchste Milchpreis, sondern eine Risikoabsicherung.“ Das Instrument werde laut Martin Boschet immer stärker genutzt: „Wir sind froh, dass wir unseren Milcherzeugern dieses Instrument anbieten können und freuen uns, dass es immer stärker genutzt wird.“
Die Nachfrage steigt
Auch Hochwald meldet ein zunehmendes Interesse ihrer Lieferanten an der Absicherung. Rund ein Viertel ihrer Landwirte haben sich derzeit für das Festpreis-System angemeldet und können die Absicherung nutzen. „Die Nachfrage bei der Angebotsangabe im Dezember 2021 für das Quartal 2/2022 war höher als das Angebot, es musste repetiert werden“, berichtet Kathrin Lorenz, Leitung Corporate Communications bei der Hochwald Foods GmbH. Das System soll nun weiter ausgebaut werden.
Nicht zögern, sondern aktiv das Risiko managen!
Trotzdem zögern einige Milcherzeuger, wenn es um die Absicherung geht. Was wenn zum falschen Zeitpunkt eine Entscheidung getroffen wird? „Landwirte sollten nicht aus Sorge die Preisspitze zu verpassen abwarten, sondern die Risikosttreuung aktiv nutzen!“, appelliert Dr. Hans-Jürgen Seufferlein, VMB-Geschäftsführer. Man müsse sich davon verabschieden sich über den falschen Absicherungszeitpunkt zu ärgern. Der Festpreis mache Investitionen planbarer, streue das Risiko und kompensiere Schwankungen. Das lässt einen dann doch ruhiger schlafen, meint der Milchmarktexperte.
Landwirte sollten nicht aus Sorge die Preisspitze zu verpassen abwarten.
Dr. Hans-Jürgen Seufferlein
Die Zukunft liegt in der Absicherung
Derzeit ist der Anteil an Molkereien, die eine Festpreisabsicherung anbieten noch gering. Zukünftig könnten Molkereien Absicherungsmodelle aber als Tool zur Mitgliederbindung nutzen. „Zukunftsträchtige Betriebe, die investieren wollen, brauchen Sicherheiten“, räumt Dr. Seufferlein ein. Offensiv selbst an der Börse über einem Broker abzusichern, ist vielen Milcherzeugern zu aufwändig.
Zukünftig sollten daher mehr Molkereien reagieren und ihren Zulieferern eine Absicherung anbieten. Denn auch die Molkereien profitieren von stabilen und aussichtsreichen Milchkuhbetrieben.
Online-Fortbildungsreihe zum Milchgeldabsichern
Das Institut für Ernährungswirtschaft (ife) bietet im März 2022 eine
Online-Fortbildungsreihe zum Nutzen von Terminkontrakten für Milchviehhalter an. Je nach Wissenstand können Milcherzeuger an Basis- oder Aufbauseminare teilnehmen. Praxisnah wird beispielsweise der Ablauf der börslichen Milchpreissicherung in Deutschland erklärt, die Kosten der Milchpreisabsicherung kalkuliert oder die Liquiditätsplanung beleuchtet.
Risikomanagement ist wichtig. Eine Möglichkeit, den überwiegend volatilen Märkten zu trotzen, ist die Absicherung des Milchpreises. Das geht ohne größeren Aufwand, wenn Molkereien mitziehen.
Milchpreise über 40 Cent sind derzeit kein Grund zum Jubeln. Durch gestiegene Produktionskosten bleibt die Lage angespannt. Unter dem Strich profitieren die Milcherzeuger nicht von der guten...