Dem Markt sind die Produktionskosten der Milcherzeuger egal. Angebot und Nachfrage bestimmen die Notierungen für Betriebsmittel. Ein Glück, dass die Rohstoffmenge am Milchmarkt derzeit knapp ist und die Milchauszahlungspreise in die Höhe treibt, denn sonst würden derzeit viele Milcherzeuger rote Zahlen schreiben. Obwohl die Erzeugerpreise sich in den letzten Wochen positiv entwickelt haben, einige Molkereien bereits 40 Cent und mehr auszahlen, bleibt kaum mehr übrig als im Vorjahreszeitraum....
Dem Markt sind die Produktionskosten der Milcherzeuger egal. Angebot und Nachfrage bestimmen die Notierungen für Betriebsmittel. Ein Glück, dass die Rohstoffmenge am Milchmarkt derzeit knapp ist und die Milchauszahlungspreise in die Höhe treibt, denn sonst würden derzeit viele Milcherzeuger rote Zahlen schreiben. Obwohl die Erzeugerpreise sich in den letzten Wochen positiv entwickelt haben, einige Molkereien bereits 40 Cent und mehr auszahlen, bleibt kaum mehr übrig als im Vorjahreszeitraum. Die gestiegenen Produktionskosten und die hohe Inflation neutralisieren den Erlösanstieg.
Betriebsmittel verteuern sich um 13,4%
Die Produktionskosten sind in diesem Jahr durch gestiegene Betriebsmittelpreise in die Höhe geschnellt. Hohe Futterpreise, hohe Düngemittelpreise, hohe Energiepreise. Die Kostensteigerung ist gewaltig. Nach Angaben des statistischen Bundesamts stieg der Index der Einkaufspreise landwirtschaftlicher Betriebsmittel im vierten Quartal 2021 um +13,4 % im Vergleich zum Vorjahresquartal. Waren und Dienstleistungen des laufenden landwirtschaftlichen Verbrauchs stiegen sogar um +16,1 % an.
Bei den Futterkosten sind es vor allem die Kraft- und Eiweißfuttermittel. Weizenpreise lagen Anfang Dezember bei 30 €/dt im Zukauf, Rapsschrot bei mehr als 30 €/dt ohne Kontrakte. Wer längerfristige Kontrakte abschloss bekam Rapsschrot noch für 25 bis 26 €/dt. Die Preise sind im Dezember im Vergleich zum Vormonat nochmal gestiegen. Das Angebot soll bis zur nächsten Ernte 2022 knapp bleiben.
Die Preise für Düngemittel sind exorbitant gestiegen. Anfang Dezember kletterten die Mineraldüngerpreise nochmals nach oben. Kalkammonsalpeter (KAS) kostet fast 580 €/t ab Lager, Harnstoff mit Ureaseinhibitor knapp 900 € pro Tonne, Diammonphosphat (DAP) im Durchschnitt knapp 785 €/t ab Lager. 40er Kornkali hält den hohen Preis von 361 €/t. Marktanalysten gehen davon aus, dass sich das hohe Preisniveau in den nächsten Monaten noch halten wird. Ein deutlicher Rückgang der Preise sei erst im zweiten Quartal 2022 zu erwarten.
Spotmilchpreise für Düngemittel an Deutschen Ostseehäfen
Die Preise für Energieprodukte zogen in einem Jahr von November 2020 bis November 2021 um +22,1 % an. Ganz gewaltig zeigte sich das mit einer Preissteigerung von +101,9 % beim Heizöl. Kraftstoffpreise stiegen um 43,2 % an. Bei Erdgas (+9,6 %) und Strom (+3,1 %) waren da die Verteuerungen vergleichsweise „niedrig“.
Ebenfalls gestiegen sind die Dienstleistungskosten. Im Vergleich zu November 2020 verteuerten sich diese im November 2021 um 2,9 %.
Die Inflation ist zurück: im November bei 5,2 %
Es dürfte keinem entgangen sein: Deutschland hat wieder Inflation. Im November lag die Inflationsrate bei + 5,2 %. Die zwei größten Treiber sind Nahrungsmittel (+4,5 %) und der Energiebereich (+22,1 %). Ausgeklammert der zwei Güterbereiche würde die Inflationsrate bei +3,3 % liegen.
„Eine höhere Inflationsrate gab es zuletzt vor fast 30 Jahren. Im Juni 1992 hatte die Inflationsrate bei +5,8 % gelegen.“
Dr. Georg Thiel, Präsident Statistisches Bundesamt
Ursachen für die gestiegene Inflationsrate im 2. Halbjahr 2021 sind unter anderem Basiseffekte durch niedrige Preise im Vorjahr sowie die temporäre Senkung der Mehrwertsteuersätze im zweiten Halbjahr 2020. Lieferengpässe und Preisanstiege in vorgelagerten Wirtschaftsstufen wirken sich als krisenbedingte Effekte zusätzlich auf den Verbraucherpreisindex aus.
Die Wirtschaftsweisen erwarten in ihrem Jahresgutachten eine durchschnittliche Inflationsrate im Jahr 2021 von 3,1 %. Prognosen sehen die Inflationsrate langfristig nicht auf diesem hohen Niveau. Für 2022 wird ein Rückgang der Rate auf 2,6 % erwartet. Trotzdem sollten die Risiken nicht untergraben werden. Länger anhaltende Lieferengpässe, höhere Lohnabschlüsse und steigende Energiepreise bergen, nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen, das Risiko zu anhaltend höheren Inflationsraten.
Wirtschaftliche Lage bleibt angespannt!
Die Erlössituation auf Seiten der Milcherzeuger hat sich im Laufe des Jahres verbessert. Die Erzeugerpreise für Milch lagen im Oktober laut statistischem Bundesamt über 14,2 % oberhalb des Vorjahresniveaus. Und nicht nur die Milchpreise sind gestiegen - auch die Erlöse für Schlachtkühe und Nutzkälber entwickelten sich im Laufe des Jahres positiv.
Doch die gestiegenen Produktionskosten „fressen“ die Erlöse. Andreas Gorn, Marktexperte Milchwirtschaft (AMI), sprach Ende November bestenfalls von einem Nullsummenspiel was die Gewinnmarge im bisherigen Verlauf des Jahres bis September 2021 anbelangt. Die Rabobank schrieb ebenfalls von keiner zu erwartender Verbesserung der Gewinnmarge durch die gestiegenen Erzeugerpreise. Neben den angezogenen Betriebsmittelkosten kommen verstärkt Umweltauflagen wie die verschärfte Düngeverordnung und teilweise schlechtere Futtermittelqualitäten hinzu. In Anbetracht der Entwicklung verbleibt die wirtschaftliche Lage für Milcherzeuger 2021 angespannt.
Ausblick: Milchpreisindikatoren sehen „5“ vorne
Da die aktuelle Marktsituation knapp ist und die Nachfrage nach Milch nicht abebbt, gehen Experten von einem weiteren Anstieg der Milcherzeugerpreise aus. Der Kieler Rohstoffwert Milch, welcher als guter Indikator für die Erzeugerpreisentwicklung gilt, hat für November erstmalig die 50 Cent-Marke geknackt. Der ife-Börsenmilchwert klettert für Dezember auf 51 Cent und liegt im neuen Jahr oberhalb der 52-Cent-Grenze. Die Spotmilchpreise liegen schon seit November oberhalb der 50 Cent. Die Rabobank geht in ihrem vierten Quartalsbericht 2021 von einem weiteren Anstieg der Erzeugerpreise im ersten Quartal 2022 oberhalb der 40 Cent pro Kilogramm aus.
Quelle: u.a. Rabobank, ife, DCA, agrarpreise.at, Statistisches Bundesamt, destatis.de, AgE, MIR, zeit.de, tagesschau.de
Teure Futtermittel, hohe Energie- und Düngerpreise: In manchen Unternehmen ist die Lage angespannt. Was helfen kann, um Kosten zu senken. Ein paar Tipps!