Kommentar

Die neue Realität akzeptieren

An Ressourcen schonenderen Produktionsverfahren führt kein Weg mehr vorbei. Es gilt jetzt, sich auf die neue ­Realität einzustellen.

In den vergangenen Jahren ist die deutsche (Milch-)Wirtschaft mit günstiger russischer Energie und ­boomenden chinesischen Absatzmärkten gut gefahren. Doch seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar hat sich die Situation grundlegend verändert. Der Krieg im Osten Europas, eine zunehmend ­unberechenbarere chinesische Regierung und die sich daraus ergebende Anfälligkeit der globalen Lieferketten haben einen drastischen Preisanstieg bei Dünger, Diesel und Kraftfutter ausgelöst.

55 Cent – drunter gehts künftig kaum noch

Zum Glück kompensieren die hohen Milchaus­zahlungspreise gerade einen Teil des Kostenanstiegs, aber eben leider nur einen Teil. Das Problem ist, dass die ­Handelsketten die auf breiter Front umgesetzten Preis­aufschläge (noch) nicht durchleiten an die Molkereien. Mit 45 Cent kommt derzeit kein Milcherzeuger mehr klar. 55 Cent werden (künftig) mindestens benötigt, soll der Kosten-Tsunami nicht etliche Milchkuhbetriebe hinwegspülen. Die Molkereien scheinen den Ernst der Lage ­erkannt zu haben, sie fordern völlig zu Recht die sofortige Öffnung der Kontrakte und deutliche Nachbesserungen.
Aber selbst wenn der Handel ein Einsehen hat, dürfte spätestens am 24. Februar klar geworden sein, dass ein „Weiter so wie bisher“ nicht mehr möglich sein wird. An Ressourcen schonenderen Produktionsverfahren führt kein Weg mehr vorbei. Es gilt jetzt, sich auf die neue ­Realität einzustellen, mit weniger Dünger und Kraftfutter auszukommen, den eigenen Milchkuhbetrieb weitgehend energieautark aufzustellen.

C0₂-Fußabdruck wird immer wichtiger

Nur so lässt sich langfristig die Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen! Denn im Gegensatz zur GVO-freien Fütterung und dem Tierwohl – Themen die nur bei uns diskutiert werden – spielt der Klimaschutz im Export eine große Rolle. Schon heute wollen weltweit die Aufkäufer von Milchprodukten wissen, wie groß der C0₂-Fußabdruck der Milch ist! Gleichzeitig verbessert ein „Mehr“ an ­Nach­haltigkeit auch die Akzeptanz der Milchproduktion bei den Verbrauchern!
Nutzen wir also die Chance!

Milchmarkt

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