Die Ukraine gilt als die „Kornkammer Europas“. Inwieweit wird der Krieg die globalen Futtermittelmärkte treffen? Für Marktbeobachter ist entscheidend, was durch die Blockade der bisherigen Versorgungswege und durch die in der Ukraine zum Erliegen gekommene Produktion nun auf dem Weltmarkt passiert.
„Die sich abzeichnenden Preissteigerungen auf den pflanzlichen Märkten werden sich mittelfristig auch auf die tierischen Märkte, d.h. auf die Versorgung und die Preise für...
Die Ukraine gilt als die „Kornkammer Europas“. Inwieweit wird der Krieg die globalen Futtermittelmärkte treffen? Für Marktbeobachter ist entscheidend, was durch die Blockade der bisherigen Versorgungswege und durch die in der Ukraine zum Erliegen gekommene Produktion nun auf dem Weltmarkt passiert.
„Die sich abzeichnenden Preissteigerungen auf den pflanzlichen Märkten werden sich mittelfristig auch auf die tierischen Märkte, d.h. auf die Versorgung und die Preise für Futtermittel und Dünger, auswirken“, sagt Werner Schmid von der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL) in Schwäbisch Gmünd.
Wie sieht die aktuelle Situation bei einzelnen Futtermitteln aus? Welche Folgen könnte der Krieg insbesondere auf die Eiweißfuttermittel-Preise haben?
Getreide: Beim Import von Weizen nach Deutschland spielt die Ukraine laut LEL mit jährlich 10.000 bis 25.000 t eine eher untergeordnete Rolle. Im Weltmarkt mit einer Exportmenge von rund 110 Mio. t Getreide (inkl. Mais) ist die Schwarzmeerregion (Ukraine und Russland) dagegen ein dominierender Player. Weil man davon ausgeht, dass derzeit hier noch 25 bis 28 Mio. t lagern, die nun nicht mehr ausgeführt werden können, gerät die Weltgetreidebilanz in Schieflage. „Der Preisdruck ist massiv. Bestehende Kontrakte müssen bereits anderweitig erfüllt werden“, so Schmid weiter.
Der Import von Mais aus der Ukraine ist zumindest für Deutschland wichtiger als Getreide. In den letzten Jahren waren das immer zwischen 300.000 bis 800.000 t, nur 2021 waren es mit 1,7 Mio. t deutlich mehr.
Sojabohnen spielen, was den Export aus der Ukraine angeht, gegenüber bereits verarbeitetem Sonnenblumenöl eine weniger wichtige Rolle. Während von einer jährlichen Produktionsmenge von 3,7 Mio. t Sojabohnen nur 1,85 Mio. t exportiert werden, wird ein großer Teil der 17,5 Mio. t Sonnenblumen – nämlich 7,1 Mio. t – als Öl ins Ausland verkauft (siehe Übersicht). Der jetzt erfolgte Einbruch des Exportes von Sonnenblumenöl könnte deshalb auch die Preise für Sojabohnen und Raps am Weltmarkt nach oben treiben, zumal in Südamerika gegenüber der Dezemberprognose des USDA witterungsbedingt ca. 20 Mio. t Bohnen fehlen.
Bei Raps für Futtermittelzwecke gelangt nach den USDA-Zahlen von den rund 3 Mio. t ein Großteil zu uns. Da dieser Export laut Werner Schmid von der LEL im Moment weggebrochen ist, befindet sich dieser schon angespannte Markt zusätzlich in Schieflage. Mit deutlich höheren Preisen ist zu rechnen.
Was hat die Ukraine zuletzt im- und exportiert? (Erntesaison 21/22)
Mehr zum aktuellen Markt:
Verhaltener Anstieg der Milchmenge ++ Butterpreise gestiegen ++ Erzeugerpreise: kein Ende der Preisralley ++ FrieslandCampina: Garantiepreis bei 46,50 €