Der Ukraine-Konflikt macht die Märkte nervös. Auch wenn sich der Krieg bisher auf die Ukraine begrenzt, werden dessen Auswirkungen weitreichend sein und sich auf globale Gemeinschaften und Volkswirtschaften auswirken, schätzt Emma Higgins, Agraranalystin der Rabobank die aktuelle Situation ein. Auf jeden Fall würden die Auswirkungen die Lebensmittelhersteller treffen.
Inwieweit wird der Konflikt die globalen Milch- und Futtermittelmärkte treffen? Und welche Auswirkungen hat der...
Der Ukraine-Konflikt macht die Märkte nervös. Auch wenn sich der Krieg bisher auf die Ukraine begrenzt, werden dessen Auswirkungen weitreichend sein und sich auf globale Gemeinschaften und Volkswirtschaften auswirken, schätzt Emma Higgins, Agraranalystin der Rabobank die aktuelle Situation ein. Auf jeden Fall würden die Auswirkungen die Lebensmittelhersteller treffen.
Inwieweit wird der Konflikt die globalen Milch- und Futtermittelmärkte treffen? Und welche Auswirkungen hat der Krieg auf die Milcherzeugerpreise hier in Deutschland?
Milchmenge steigt saisonal nur verhalten
Der saisonale Anstieg der Milchanlieferungen geht weiter, wenn auch verhaltener als noch in den Vorwochen. In der siebten Kalenderwoche erfassten die Molkereien laut ZMB Schnellberichterstattung 0,3 % mehr Milch im Vergleich zur Vorwoche. Die Differenz zum Vorjahrniveau fällt mit 0,8 % etwas geringer aus.
Ursächlich für die geringeren Milchanlieferungen sind zum Teil die in den vergangenen Jahren stark rückläufigen Milchkuhzahlen (
Rinderbestand in der EU deutlich abgebaut). Aber nicht nur in Europa, auch in den USA wurden zuletzt weniger Milchkühe gezählt. Jetzt hat sogar das Landwirtschaftsministerium in Washington (USDA) die Prognose der Milchanlieferungen nach unten korrigiert. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf die Preise von Milchprodukten in den USA: Die Preisprognose wurden zwischenzeitlich nach oben korrigiert.
Rohstoffmarkt: Butterpreise gestiegen
- Butter: Die Butterpreise steigen bei sehr guter Nachfrage. Die 6 €-Marke wurde sowohl bei abgepackter als auch bei loser Markenbutter geknackt. Bei geformter Butter (250 g Päckchen) konnte im oberen Preissegment ein Preisanstieg von 10 Cent/kg verzeichnet werden (5,82 - 6,08 €/kg). Für lose Markenbutter stiegen die Notierungen im unteren und oberen Preissegment um 7 Cent/kg an (6,02 - 6,07 €/kg).
- Magermilchpulver: Die Preise sind in der achten Kalenderwoche leicht gestiegen, jedoch nicht mit dem gleichen Tempo wie in den vergangenen Wochen. Es scheint, als stabilisiere sich der Preis auf hohem Niveau. Preise für Ware in Futtermittelqualität stiegen im Mittel um 15 €/t auf 3.680 €/t an. Ware in Lebensmittelqualität wurde im Mittel um 15 €/t auf 3.790 €/t teurer. Bei Futtermittelware sei der verlangsamte Preisanstieg im Vergleich zu den Vorwochen auf eine verhaltene Nachfrage zurückzuführen, so Juliane Michels, AMI.
Die Entwicklungen im Ukrainekonflikt haben in den vergangenen Tagen allgemein die Stimmung an den Märkten gedämpft. Direkte Auswirkungen auf den Handel mit Milchpulver sind kaum zu erwarten.
Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin ZMB
- Vollmilchpulver: im Mittel stiegen die Preise um 75 €/t auf 4.875 €/t an. Die Tendenz ist fest bei knapper Verfügbarkeit. Monika Wohlfahrt, ZMB Geschäftsführerin, berichtet von anhaltendem Kaufinteresse an Vollmilchpulver aus deutscher Produktion und Anfragen die auf ein geringes Angebot treffen.
Spotmilchpreise: positiver Trend nach Einbruch
In der neunten Kalenderwoche klettern die Spotmilchpreise nach dem Einbruch in der Vorwoche wieder etwas nach oben. Laut DCA Dairy Quotations stiegen die Preise in Süddeutschland um 1,50 €/100 kg auf 53,50 €/100 kg an. In Norddeutschland ging es 1,00 €/100 kg auf 50,50 €/100 kg in die Höhe.
Erzeugerpreise: kein Ende der Preisralley
Die AMI beziffert den Erzeugerpreis für konventionelle Kuhmilch (4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß) im Januar 2022 auf durchschnittlich 41,7 Cent/kg. Das ist ein Anstieg von 1,3 Cent im Vergleich zum Vormonat. Im Januar 2022 zahlten die Molkereien den Milcherzeugern demnach ein Viertel mehr aus als noch vor einem Jahr. Die Differenz zum Vorjahr beträgt satte 8,9 Cent/kg.
Laut dem Milchmarktexperten der AMI, Andreas Gorn, ist bislang kein Ende der Preisralley in Sicht, eine Trendumkehr sei unwahrscheinlich. So dürften die Erzeugerpreise in den kommenden Monaten weiter steigen. Für März werden Preise von im Durchschnitt 43 Cent/kg prognostiziert. Hintergrund ist, dass trotz guter Milchpreise von im Durchschnitt über 40 Cent/kg nicht mehr Milch abgeliefert wird. Die zeitgleich stark gestiegenen Produktionskosten bremsen anscheinend einen Anstieg der Milchproduktion.
FrieslandCampina: Garantiepreis im März bei 46,50 €
Einige Molkereien haben inzwischen bereits weitere Erhöhung ihrer Auszahlungsleistungen angekündigt. Allen voran FrieslandCampina. Deren Garantiepreis hat das Rekordniveau vergangener Jahre bereits deutlich überschritten. Im März 2022 liegt der Garantiepreis bei 46,50 €/100 kg*. Der Preis liegt um 1,50 € höher als noch im Februar (45 €). Die Rekordniveaus vergangener Jahre wurden deutlich überschritten. Eine Trendumkehr ist nicht absehbar. Die Molkerei begründet die steigenden Erzeugerpreise mit einem global knappen Milchangebot und anhaltend starker Nachfrage.
*Der Preis gilt für 100 kg Milch mit 3,57 % Eiweiß, 4,42 % Fett und 4,53 % Laktose, ohne Mehrwertsteuer und bei einer durchschnittlichen Milchanlieferung von 850.000 kg Milch pro Jahr. Aus der Abrechnung von Fixkosten in Höhe von 0,18 € ergibt sich eine Differenz zwischen dem Garantiepreis und dem ausgezahlten Milchpreis.
Quellen: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, USDA