„Ganz sicher werden die Landwirte in der EU in diesem Jahr einen Milchpreis mit der „5“ vorne sehen“. Ein reißerischer Titel und doch stand es so im dieswöchigem Marktkommentar von Trigona Dairy Trade. Grundlage für die Annahme bildet die Rohstoffknappheit am Markt. In England wird trotz der aktuell hohen Milchpreise keine Zunahme der Milchmenge erwartet. Ursache sind insbesondere hohe Inputkosten, Arbeitskräftemangel und zunehmende Produktionsanforderungen. „Da zumindest für die...
„Ganz sicher werden die Landwirte in der EU in diesem Jahr einen Milchpreis mit der „5“ vorne sehen“. Ein reißerischer Titel und doch stand es so im dieswöchigem Marktkommentar von Trigona Dairy Trade. Grundlage für die Annahme bildet die Rohstoffknappheit am Markt. In England wird trotz der aktuell hohen Milchpreise keine Zunahme der Milchmenge erwartet. Ursache sind insbesondere hohe Inputkosten, Arbeitskräftemangel und zunehmende Produktionsanforderungen. „Da zumindest für die erste Hälfte dieses Jahres keine Entspannung der Kosteninflation in Sicht ist, besteht für Landwirte wenig Anreiz höhere Milcherträge anzustreben“, beschreibt das Agriculture and Horticulture Development Board (AHDB) die aktuelle Situation.
Ganz sicher werden die Landwirte in der EU in diesem Jahr einen Milchpreis mit der „5“ vorne sehen
Trigona Dairy Trade, Marktkommentar vom 20.01.2022
Die Milchpreisindikatoren wie der ife Rohstoffwert Milch, der Börsenmilchwert oder die Spotmilchpreise knackten die 50-Cent Marke bereits Ende 2021. „Auch wenn viele Indizes die Rohstoffpreise oberhalb von 50 Cent sehen, so sind jedoch leider noch keine Milchpreise über 50 Ct/kg Standardmilch abzuleiten“, erklärte der Milchmarktexperte Prof. Holger Thiele (ife Institut für Ernährungswirtschaft in Kiel) im Interview. Er prognostizierte auf Basis der derzeitigen Marktentwicklung jedoch eine weitere Steigerung des Durchschnittspreises in einer Größenordnung von +10 % im Vergleich zu 2021.
Wie sich die Milchpreise konkret weiter entwickeln bleibt abzuwarten. Derzeit zeigt sich, dass versandlastige Molkereien mit der Herstellung von Standardprodukten wie Pulver und Butter bei den Preisen die Nase vorn haben. Weniger von der guten Marktlage profitieren Molkereien, die vornehmlich Frischprodukte herstellen, welche der LEH unter seinen Eigenmarken vertreibt. Die jüngsten Preisverhandlungen zeigen, dass dieser die Preise für die Konsumenten nur ganz verhalten anzieht. Das Verhandlungsgeschick der Molkereien ist gefragt.
Auch wenn Milch knapp ist, der Preisdruck des Handels auf die Molkereien hält an. Wer nicht mitzieht, wird kurzerhand ausgelistet. Dabei ist Edeka nur ein Beispiel.
Milchanlieferungen deutlich unter dem Vorjahr
Zwar steigt das Milchaufkommen saisonal wieder an, doch das Vorjahresniveau wird bei weitem nicht erreicht. Laut Schnellberichterstattung der ZMB wurden in der ersten Kalenderwoche 2022 1,1 % mehr Milch erfasst im Vergleich zur Vorwoche. Der Vergleich zur Vorjahreswoche zeigt eine große Differenz von weniger als 2,7 %.
Diese Entwicklung ist nicht nur in Deutschland zu beobachten. In Neuseeland wurde zuletzt die Prognose des Milchaufkommens für diese Saison nach unten korrigiert (
Neuseeland: Weniger Milch als erwartet). Im Vergleich zum Vorjahr ist das Milchaufkommen in den Niederlanden 2021 um 2,8 % gesunken (
Niederlande: Niedrigste Milchanlieferung seit sechs Jahren). In Frankreich und in Großbritannien sind die Mengen ebenfalls stark rückläufig.
Pulver nochmal gestiegen
Die Preise für Milchdauerwaren kletterten in der zweiten Kalenderwoche 2022 aufwärts. Die Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten verwies bei allen Produkten auf eine feste Tendenz bei knapper Verfügbarkeit.
Der Nachfrage steht nur ein begrenztes Angebot gegenüber, das
außerdem absehbar nicht wachsen wird und zu hohen Anteilen bereits verplant ist
Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin ZMB zur Marktlage bei Magermilchpulver
Am Markt für flüssigen Rohstoff wird von einer zuletzt verbesserten Verfügbarkeit der Produkte geschrieben, welche auf für diese Jahreszeit typische Nachfrage zurückzuführen sei.
Die Spotmilchpreise bleiben auf hohem Niveau
In der dritten Kalenderwoche 2022 verblieben die Spotmilchpreise unverändert auf ihrem hohen Niveau von durchschnittlich 48,5 €/100 kg. Im Süden Deutschlands liegen die Preise mit durchschnittlich 49,0 €/100 kg über den Nord- und Ostdeutschen Preisen mit durchschnittlich 48,0 €/100 kg.
Die aktuellen Schlagzeilen:
Quellen: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, AHDB, globaldairytrade.nz