Die Entwicklungen am nationalen und internationalen Milchmarkt müssen endlich höhere Milcherzeugerpreise nach sich ziehen. Ein Überblick zur Marktsituation.
Die positive Preisentwicklung für Milchprodukte hält an, und steigert sich im März 2021 nicht nur bei den Milchfettprodukten auf ein Langzeithoch, sondern...
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Die positive Preisentwicklung für Milchprodukte hält an, und steigert sich im März 2021 nicht nur bei den Milchfettprodukten auf ein Langzeithoch, sondern hat nun auch auf Vollmilchpulver übergegriffen.
Die Nachfragesituation stellt sich stabil-positiv da. Und das am deutschen bzw. europäischen Milchmarkt, wie auch im globalen Handel mit Milchprodukten. Im Binnenmarkt „boomt“ die Nachfrage nach Milchprodukten im Einzelhandel und am Weltmarkt treibt derzeit insbesondere die kurzfristige Nachfrage aus China und Asien die Kurse. Nach Aussagen der Rabobank dürfte letztere allerdings ab der zweiten Jahreshälfte nachlassen!
Sollte die Nachfragesituation kippen – hier bleibt die Coronapandemie und ihr Einfluss auf die Gesamtwirtschaft als größter Unsicherheitsfaktor genannt –, kann angesichts des Milchaufkommens auch die Preisentwicklung kippen! Die Milchmarktanalysten der Rabobank blicken im aktuellen Quartalsbericht (Q1 2021) jedoch optimistisch auf die Nachfrageentwicklung in den kommenden Monaten – ab Mitte des Jahres erwarten sie eine spürbare Rückkehr zu „bekannten Verbrauchermustern“, die sich „insgesamt positiv auf die Milchmärkte auswirken sollte“. Und die Analysten der ANZ Bank New Zealand schätzen die globale Nachfragesituation als derart stark ein, dass selbst die nun moderat steigenden Milchmengen in der EU der positiven Entwicklung der Milchproduktpreise am Weltmarkt nichts anhaben dürften.
Das Angebot steigt saisonal, allerdingsbislang vielerorts, unter anderem in Deutschland, unter den Erwartungen der Akteure. Nach aktuellen Einschätzungen könnte die Milchmenge in Deutschland im Jahr 2021 um 2 % bis 2,5 % unter dem Vorjahr bleiben. Zudem seien die Lagerbestände gering.
Dennoch: Das Milchaufkommen in der EU sowie in wichtigen Milcherzeuger-Drittländern ist hoch – auch wenn die Rabobank für 2021 nur einen moderaten Anstieg im Gesamtmilchaufkommen der größten sieben Milcherzeugernationen von +1,1 % vorhersagt (in 2020: +1,6 %). Die weltweit hohen Futterkosten (insb. Eiweiß) bremsen die Produktion. Insbesondere die USA verfügt aktuell über viel Ware, habe allerdings Probleme seitens Container- und Verschiffungskapazitäten, sodass sie den internationalen Markt aktuell nur eingeschränkt bedienen können, wovon gerade der Absatz europäischer Ware profitiert.
Milcherzeugerpreise liegen hinter den Möglichkeiten!
Die Milcherzeugerpreise in Deutschland haben sich in den vergangenen drei Monaten kaum verändert, während die Preise an den Produktmärkten für Milcherzeugnisse weiter steigen. Die unter dem Vorjahresniveau liegenden Anlieferungen von Rohmilch treffen am Markt auf eine ungebrochen gute Nachfrage für Milchfett und Milchpulver – dass ermögliche den Herstellern höhere Verkaufserlöse, zumal auch international die Preise anzögen, erläuterten Milchmarktanalysten aus den verschiedenen „Lagern“ (Händler, Organisationen und Verbände). Soerwarten diese bzw. drängen teils darauf, dass diese Entwicklungen in den kommenden Wochen und Monaten endlich auch zu merklichen Anstiegen in den Milcherzeugerpreisen führen müssen! Anfang März 2021 wird von „einem positiven Trend in der Entwicklung der Milcherzeugerpreise zum Sommer“ ausgegangen.
Die Notierungen für fast alle Milchprodukte sind teils deutlich gestiegen – die Molkereien sind im Moment also grundsätzlich in der Lage, ein Mehr an Wertschöpfung zu generieren.
Karsten Schmal, Milchbauernpräsident DBV, Februar 2021
Hinweis – jetzt ist Zeit für Milchpreisabsicherungen auf spätere Termine! Die Preise „boomen“ und hoffentlich kommt das bald endlich auch bei den Milcherzeugern an. Aber: Nach einem Hoch kommt oft ein Tief. Angesichts der sprunghaften Entwicklung Anfang März 2021 fallen in den ersten Marktkommentaren Anmerkungen wie „steigende Volatilität möglich“ (Rabobank) und „hoffentlich nicht ein Absturz wie in 2015/16 nach dem Hoch in 2013/14“ (Trigona Dairy Trade).
Diese Möglichkeiten zur molkereigebundenen Festpreisabsicherung gibt es: „Milchfestpreis: Absichern leicht gemacht“ – Vorteile und Funktion werden erklärt. Die meisten Modelle basieren auf den Notierungen der Warenterminbörse und hier sind die Bedingungen jetzt vielversprechend (siehe ife Kieler Börsenmilchwert).
Aktuelle Preisentwicklung (Stand 10. März 2021) für Milcherzeugnisse aus Deutschland:
Die Molkerei Ammerland hat jüngst im Februar einen Preisaufschlag von 10 Cent für Trinkmilch heraushandeln können. Aus Preisverhandlungen anderer Molkereien liegen keine Informationen vor. Bei den Milchdauerwaren Magermilch- sowie Vollmilchpulver könnte mit den aktuellen Preisentwicklungen im März das Vorjahresniveau überschritten werden.
Butter:Lose Butter, 25 kg-Block notiert bei einer stabil-guten Nachfrage und einem geringen Angebot bei 4,00 € bis 4,20 €/kg. Abgepackte Butter, 250 g-Päckchen ist im oberen Preissegment erneut gestiegen, auf 4,00 €/kg. Die amtliche Notierung im Preiseinstiegsortiment (Handelsmarken) liegt mit den neuen Zweimonats-Kontrakten (März, April 2021) bei mindestens 3,78 € pro kg. Damit zieht der physische Markt den Entwicklungen an der Börse nun „ein bisschen nach“, allerdings besteht weiterhin Luft nach oben. Mehr dazu lesen Sie in Butterpreis für Einzelhandel deutlich angehoben.
Magermilchpulver: Die Nachfrage nach EU-Ware steigt, am Binnen- sowie am Weltmarkt. Dem steht nur ein begrenztes Angebot gegenüber (teils wurde von Anfang März von Ausverkäufen berichtet), denn die Hersteller haben bereits vor der jüngsten Belebung über eine gute Auftragslage und Abrufe bestehender Kontrakte verfügt. Aus den USA liegen zwar günstigere Angebote vor, die Container- und Verschiffungskapazitäten sind dort jedoch eingeschränkt, sodass EU-Ware bevorzugt wird. Die Unsicherheit über Lieferungen heizen die Nachfrage aktuell mit an. Die amtlichen Preisnotierungen für EU-Ware (Lebensmittelqualität) sind diese Woche auf 2.400 € bis 2.500 €/t gestiegen. Im Monatsdurchschnitt könnte damit der Sprung auf das Vorjahresniveau März 2020 gelingen. Im Februar war es noch unterschritten worden (2.397,50 € in 2021 zu 2.602,50 €/t in 2020).
Vollmilchpulver: Die Nachfrage nach Vollmilchpulver hat nach einer ruhigen Phase deutlich zugenommen. Anfragen kommen aus der europäischen Lebensmittelindustrie und vom Weltmarkt und es lassen sich höhere Preise durchsetzen: 3.100 € bis 3.170 €/t.
Käse: Emmentaler wird kurzfristig sehr gut nachgefragt, bei festen Preisen (4,0 € bis 5,10 €/kg). Gouda und Edamer zu kurzfristigen Abschlüssen gut nachgefragt, leicht steigende Preise (3,0 € bis 3,25 € Blockware; 3,05 € bis 3,30 € Brotware).
Der ife Rohstoffwert, Frühindikator für die Entwicklung der Milcherzeugerpreise, gibt die steigenden Tendenzen am physischen Markt wieder: ife Rohstoffwert Milch steigt im Februar auf 32,9 Cent. Er basiert auf den Notierungen für Butter und Magermilchpulver an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse.
Aktuelle Preisentwicklung (Stand 02. März 2021) für Milcherzeugnisse am Weltmarkt
Als Ursache für den jüngst extremen Preisanstieg für Milchpulver wird eine „aggressive Nachfrage“ aus China und Asien genannt. Anbieter ist überwiegend Neuseeland.
(Bildquelle: Stöcker-Gamigliano)
Beim ersten Termin im März 2021 an der internationalen Handelsplattform für Milchprodukte, der Global Dairy Trade in Neuseeland, ist der Durchschnittspreis über alle Produkte und Termine (Q2, Q3 2021) um +15 % gestiegen oder besser gesagt „explodiert“! Damit folgt der physische Markt auch international den Signalen an den Terminmärkten.
Als Ursache für den extremen Preisanstieg wird eine „aggressive Nachfrage“ aus China und Asien genannt – Anbieter ist überwiegend Neuseeland. Dennoch gibt dieser Markt einen Trend wieder. Wegen der Corona-Pandemie wollen viele Länder im Falle weiterer Ausbrüche zusätzliche Lebensmittelreserven haben, schätzen Milchmarktexperten ein. Details siehe GDT: Milchprodukte international um 15% teurer gehandelt.
Butter: +13,7 % auf 5.826 $/t (ca. 4.890 €/t; höchstes Preisniveau seit Oktober 2017).
Magermilchpulver: +3,5 % auf 3.302 $/t (ca. 2.770 €/t).
Vollmilchpulver: +21,0 % auf 4.364 $/t (ca. 3.660 €/t. Fünfjahreshoch!)
Die Börsenmilchwerte zeigen steil nach oben
Die Preise an der Terminbörse reagieren unmittelbar auf Veränderungen im Angebot oder in der Nachfrage am Milchmarkt.
Und am europäischen Terminmarktgehen die Preise für Butter und Magermilchpulver seit Anfang März steil nach oben. Stand 11. März 2021: Butter 4.065 €/t; Magermilchpulver 2.450 €/t. Umgerechnet auf einen Standardmilchwert (siehe Kieler Börsenmilchwert EEX) würden sich derzeit für die kommenden Monate Preise von 36 Cent bis knapp 38 Cent pro kg Rohmilch ergeben. Das entspricht 4 bis 5 Cent mehr als vor einem Monat.
Aber Achtung: Die Berechnungsbasis für die Börsenmilchwerte sind die Warenterminkontraktpreise für Butter und Magermilchpulver an der European Energy Exchange (EEX) – Börsenmilchwerte zeigen also nur einen extremen Trend, aber können nie konkrete Aussagen über Verwertungsmöglichkeiten bzw. Milchpreisentwicklungen einzelner Molkereien treffen!
Aktuelle Entwicklung und Prognosen Milcherzeugerpreise in Deutschland
Die Milcherzeuger, die an die Molkerei Ammerland liefern, können sich auf Aufschläge beim Milchgeld freuen.
(Bildquelle: Veauthier)
Es ist dringend an der Zeit, dass die Molkereien in Deutschland ihre Milchauszahlungspreise merklich erhöhen. Insbesondere die Milcherzeuger, die an die größte Genossenschaftsmolkerei Deutschlands, das Deutsche Milchkontor, DMK, liefern sind – ohne Blatt vor dem Mund gesagt – stink sauer und frustriert und bitter enttäuscht über das seit Jahren weit unterdurchschnittliche Auszahlungsniveau ihrer Molkerei.
Nicht von der Hand zu weisen ist dazu, dass das DMK als größte Molkerei vielen Milchverarbeitern als Referenzunternehmen dient – sprich, sich diese durchaus an deren Preissetzung (nach unten) orientieren, auch wenn sie selbst bessere Verwertungsmöglichkeiten umsetzen können.
Dass die Molkereien angesichts der Preisentwicklungen am Milchmarkt grundsätzlich in der Lage seien, ein Mehr an Wertschöpfung zu generieren, erklärte der DBV-Milcherzeugerpräsident Karsten Schmal bereits im Februar 2021. Er mahnte ausdrücklich an, dass sie die Molkereien ihre nun bessere Wertschöpfung endlich an die Milchkuhbetriebe weiter gegeben müssen. Siehe Milchpräsident greift Molkereien an.
Auch aus den aktuellen Marktberichten über das Geschäftstreiben (Handel, Auslastung Molkereien, Nachfrage nach Rohmilch und Flüssigkonzentraten am Spotmarkt) lässt sich ableiten, dass die Molkereien und Händler die Situation aktuell recht gut „im Griff“ haben dürften! Am Spotmarkt können derzeit (und seit Wochen!) Preise über 34 Cent pro kg Rohmilch erlöst werden.
Für März 2021 sind nun erste Aufschläge im Milchgeld angekündigt:
Unsere Milcherzeuger dürfen in den kommenden Monaten mit steigenden Milchpreisen rechnen!“
FrieslandCampina hat für März 2021 einen Garantiepreis von 35,25 Cent pro kg Standardmilch angekündigt. Eine Erhöhung von +0,25 Cent gegenüber Januar 2021. Bei ihren Referenzmolkereien erwartet die niederländische Genossenschaft mindestens ein stabiles Auszahlungsniveau. Und beg denn das moderate Milchaufkommen und die weltweit steigende Nachfrage nach Milchprodukten seien derzeit in einem guten Gleichgewicht. Siehe FrieslandCampina garantiert im März 35,25 Cent.
Das Deutsche Milchkontor DMK (Februar 2021: Grundpreis 29,70 Cent/kg*) und Arla sollen beide für März 2021 einen Preisaufschlag von 0,5 Cent pro kg Standardmilch angekündigt haben, so berichtet zumindest der niederländische Bauernverband aus dem EU-Milchpreisvergleich.
Auch die Molkerei Ammerland hat ihren Milcherzeugern für die kommenden Wochen und Monaten steigende Milchpreise zugesagt. Zuletzt, im Februar 2021, zahlte die Molkerei einen Grundpreis von 33,50 Cent/kg*. Mehr dazu siehe So hat Ammerland ihre Preiserhöhungen durchgesetzt!