Kurz vor dem Trockenstellen gibt die eine Kuh noch deutlich über 25 kg Milch, andere unterschreiten die 15-kg-Marke. Fehler im Trockenstehermanagement können vor allem bei Tieren mit hohen Tagesgemelken zum Trockenstellen, Neuinfektionen begünstigen.
Damit alle Kühe optimal in ihre „trockene“ Zeit starten, bieten Melkroboter kuhindividuelle Einstellungen. Zwei Einflussfaktoren sind hierfür die Anpassung der Melkintervalle und die Kraftfuttermenge.
Dabei ist es eine...
Kurz vor dem Trockenstellen gibt die eine Kuh noch deutlich über 25 kg Milch, andere unterschreiten die 15-kg-Marke. Fehler im Trockenstehermanagement können vor allem bei Tieren mit hohen Tagesgemelken zum Trockenstellen, Neuinfektionen begünstigen.
Damit alle Kühe optimal in ihre „trockene“ Zeit starten, bieten Melkroboter kuhindividuelle Einstellungen. Zwei Einflussfaktoren sind hierfür die Anpassung der Melkintervalle und die Kraftfuttermenge.
Dabei ist es eine Gradwanderung zwischen der Reduzierung des Kraftfutters, um die Milchleistung zu drosseln, aber die Kraftfuttermenge so zu halten, damit noch eine Lockwirkung gegeben ist. Auch bei der Reduzierung des Melkanrechts gibt es Punkte zu beachten. Georg Sachsenhammer und Otto Kirmaier vom LKV Bayern beraten Melkroboter-Betriebe und geben Tipps und Denkanstöße.
Eine Grenze ziehen
- Gibt eine Kuh drei bis zwei Wochen vor dem Trockenstellen noch über 25 Liter am Tag, ist eine Reduzierung der Milchmenge über eine geringere Kraftfuttermenge sinnvoll. Haben zu viele Kühe zum Ende der Laktation eine hohe Leistung, könnte über eine Verlängerung der Zwischenkalbezeit nachgedacht werden.
- Kühe mit weniger als 25 Liter Tagesgemelk können abrupt trockengestellt werden.
- Kühe, die in dem Zeitraum vor dem Trockenstellen nur noch zehn Liter Tagesgemelk oder weniger haben, sollte man frühzeitig trockenstellen, um unnötige Belastungen und Schädigungen der Zitzen zu verhindern (Gefahr für Hyperkeratosen). Eine längere Trockenstehzeit von acht statt sechs Wochen wirkt sich zum einen positiv auf die Entwicklung des Kalbes und die Eutergesundheit aus. Zum anderen blockiert diese Kuh den Melkroboter nicht für die anderen Kühe. Das trägt zu einer höheren Auslastung bei.
Einige Hersteller bieten bereits Programmerweiterungen an, mit denen die Melkintervalle und das Kraftfutteranrecht automatisch und kuhindividuell an die Leistung und die Zeit bis zum Trockenstellen angepasst wird.
Mit einem Kilo Kraftfutter locken
Erfahrungen der beiden Berater zeigen, dass für eine ausreichende Lockwirkung bis zum Schluss eine Kraftfuttermenge von 500 g bis 1 kg pro Tag sinnvoll ist. Da kommt es ganz darauf an, wie gut die eigene Herde läuft. Weniger ist nicht ratsam, weil eine zu geringe Menge die Kühe am Roboter frustriert und die Lockwirkung gegebenenfalls ausbleibt. Bei einigen Modellen kann die Dosiergeschwindigkeit des Kraftfutters automatisch an die Melkdauer angepasst werden.
Vorsicht bei den Melkintervallen
Hat eine Kuh kurz vor dem Trockenstellen noch über 25 Liter Milch, sollte das Melkintervall nur für eine kurze Zeit (vier bis fünf Tage) von z. B. zwölf Stunden auf 15 – 18 Stunden verlängert werden. Wird das Melkanrecht schon zwei Wochen vor dem Trockenstellen deutlich reduziert, verschenkt man auf der einen Seite Milch, die man noch hätte ermelken können. Auf der anderen Seite fehlt dann der Spüleffekt. Denn insbesondere bei hohen Zellzahlen können durch das mehrfache Melken und kurze Zwischenmelkzeiten mögliche Keime aus dem Euter gespült werden. Passiert das nicht, starten die Kühe im schlimmsten Fall mit einer Mastitis in die Trockenstehzeit.
Eine aktuelle kanadische Studie zeigt, dass die Reduzierung des Kraftfutters und der Melkfrequenz zwei Wochen vor dem Trockenstellen die Milchleistung durchschnittlich um fast 5 kg reduziert (siehe Übersicht), ohne dabei einen Einfluss auf die Zellzahlen oder die Milchleistung in der nächsten Laktation zu nehmen. Es lohnt sich, die eigenen Zahlen unter die Lupe nehmen.
Trockensteherfolg kontrollieren
Jeder Betrieb und jede Herde ist einzigartig. Was bei dem einen funktioniert, kann bei dem anderen nicht der richtige Weg zum Erfolg sein. Die Trockenstehzeit dient zur Regeneration des Euters. In dieser Zeit sollten sich so wenig Kühe wie möglich neu infizieren und so viele euterkranke Kühe wie möglich ausheilen. Entscheidend ist daher das Infektionsgeschehen in der Trockenstehzeit. Ob das Trockenstellen erfolgreich ist, kann man an folgenden Richtwerten kontrollieren:
- Euter gesund: > 65 %
- Geheilt: 20 bis 25 %
- Neuinfektionen: < 15 %
- Chronisch krank: < 5 %
Für das Trockenstellen empfehlen die Berater außerdem eine Erregerbestimmung, um einen spezifischen Trockensteller zu wählen und immer einen Zitzenversiegler zu nutzen – insbesondere bei Kühen mit hohem Milchfluss. Dabei ist auf eine hygienische Anwendung zu achten. Nach dem Trockenstellen sollte die Kuh die Umgebung des Roboters und die melkende Herde sofort verlassen und ab sofort eine Trockensteher-Ration erhalten. Auch die Liegeflächenhygiene sowie Lüftung und Kühlung im Sommer sind bei den Trockenstehern wichtig.
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