Kot und Einstreureste an Euter und Zitzen erhöhen nicht nur das Mastitisrisiko, sondern sind ein Zeitfresser in der Melkzeit. Tipps für eine gute Euterhygiene.
Umso schmutziger die Zitzen sind, desto länger dauert das Vorreinigen und damit die Melkzeit, im Melkstand wie am Melkroboter. Das muss nicht sein, denn die wirkungsvollen Maßnahmen für saubere Euter sind simpel und machen sich allgemein für Gesundheit und Wohlbefinden der Kühe bezahlt!
Euterhygiene...
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Umso schmutziger die Zitzen sind, desto länger dauert das Vorreinigen und damit die Melkzeit, im Melkstand wie am Melkroboter. Das muss nicht sein, denn die wirkungsvollen Maßnahmen für saubere Euter sind simpel und machen sich allgemein für Gesundheit und Wohlbefinden der Kühe bezahlt!
Euterhygiene ist wie gutes Grundfutter – es kostet Aufwand, aber gehört zur Basis einer wirtschaftlichen Milchproduktion.“
Was heißt „saubere Euter”? Höchstens 2% bis 10% der Euter- und Zitzenoberfläche sind sichtbar verschmutzt. Das entspricht Euterhygienescore 1 bis 2 (siehe Fotos) und muss täglich auf über 90% der Kühe einer Herde zutreffen.
Wie helfen saubere Euter in der Melkroutine? Bei sauberen Eutern können Melker Vormelken und trockene Vorreinigung in 12 bis 18 Sekunden pro Kuh zufriedenstellend erledigen. Kommt das Auftragen und Abwischen eines Predip hinzu, in 24 bis 32 Sekunden pro Kuh.
Auch im AMS erlauben saubere Euter es, die Zitzenreinigungszeit auf das technische Minimum zu senken. Ab einer bestimmten Verschmutzung (10% bis 30% der Zitzenoberfläche sind sichtbar verschmutzt, Score 3) sind Melkroboter sogar trotz maximal eingestellter Vorreinigungszeit nicht in der Lage, die Zitzen zufriedenstellend zu säubern!
Achtung, Stimulation: Eine systematische Zitzenreinigung fördert die Stimulation des Milchflusses sehr gut, also ist sie auch bei sauberen Eutern empfehlenswert. Zur Stimulation ohne eine Vorreinigung sind mindestens 10 Sekunden Vormelken nötig – also besser drei als zwei Strahlen vormelken.
Und: Auch wenn schnell gereinigt werden kann, zum ausreichenden Anrüsten gilt es 60 Sekunden (zweimaliges Melken pro Tag) bzw. 90 Sekunden (dreimaliges Melken) zwischen erstem Berühren und Ansetzen einzuhalten.
Stallhygiene hat den größten Einfluss
Saubere, trockene Lauf- und Liegeflächen gleich saubere Euter! Der dafür nötige Aufwand (geeignetes und reichlich Einstreumaterial, zwei- bis dreimal pro Tag Kot und nasse Einstreu entfernen und trockene Einstreu nachlegen) wird mit einer guten Euterhygiene und -gesundheit sowie kurzen Melkzeiten belohnt.
Im Liegen berühren Kühe mit ihrem Euter ihre Hinterbeine und Klauen. Das zeigt, warum Stallhygiene so wichtig ist.
(Bildquelle: Berkemeier)
Wie gut Größe und Länge der Liegeboxen zur Größe der Kühe passen, beeinflusst die Sauberkeit der Euter ebenfalls erheblich. Denn liegen Kühe schräg und können nur mühsam aufstehen, landet mehr Kot und Urin in der Liegefläche. Ganz vermeiden kann man Kothaufen auf der Liegefläche nie, da selten alle Kühe in einer Herde gleich groß sind.
Als unvermeidbar werden Kothaufen in bis zu 15% der Liegeboxen gewertet. Zwei- bis dreimal täglich Boxenpflege ist deshalb nicht übertrieben. Die Übergänge sollte mindestens so häufig abgeschoben werden.
Als unvermeidbar werden Kothaufen in bis zu 15% der Liegeboxen gewertet, denn Liegeboxen lassen sich nie ganz perfekt passend für alle Kühe einer Herde einstellen.
(Bildquelle: Berkemeier)
Wie oft Schieberentmistung oder Spaltenroboter fahren, richtet man an der Belegdichte (mehr Kühe, mehr Kot) und Länge der Schieberbahn (Anhäufung bis zum Abwurf) aus.
Als Richtwert für eine gute Euterhygiene gilt es, planbefestigte Böden alle zwei Stunden und Spalten mindestens alle sechs Stunden abschieben zu lassen.
Erfolgreiche Milchkuhbetriebe zeichnen sich mit dadurch aus, dass sie die Liegeboxenpflege und die Entmistung am Verhalten der Kühe ausrichten.
Euterbehaarung kürzen
Lange Euterhaare sind Schmutzfänger! Sie regelmäßig mit der Schermaschine oder einem speziellen Abflammgerät zu kürzen (zum Laktationsstart; dann ca. alle acht Wochen) trägt zur Sauberkeit von Eutern bei.
Das regelmäßige Abflammen der Euterhaare mit kalter Flamme verbessert die Sauberkeit von Euter und Zitzen und erleichtert das Melken.
(Bildquelle: Berkemeier)
Folgendes ist einzuhalten, damit das, im Vergleich zum Scheren, zeitsparendere Abflammen wirklich ungefährlich ist:
Nur mit einem ausgewiesenen Gerät zum Abflammen von Euterhaaren arbeiten! Diese erzeugen eine kalte Flamme, die in Bewegung nicht unangenehm auf der Haut ist.
Bevor erstmalig Euterhaare abgeflammt werden, müssen die Euter und am besten auch die Innenseiten der Hinterbeine vorgeschoren werden, um zu verhindern, das Glutnester entstehen.
Die Flamme darf nur unter ständiger Bewegung und für ein bis zwei Sekunden unter dem Euterboden hergeschwenkt werden.
Nie kurz nach der Behandlung mit Aufgusspräparaten Euter abflammen („pour-on“, z.B. zur Entwurmung oder Insektenabwehr)! Diese Produkte wirken über den ganzen Körper und können entzündlich sein!
Das Kürzen der Haare an den Schwanzquasten ist für die Euterhygiene nicht zwingend nötig – sofern Ration sowie Gesundheit passen (kein dünner Kot) und die Laufgänge sauber sind. Melkrobotern erleichtert es jedoch die Zitzenerkennung (weniger Ansetzfehler) und auch für side-by-side-Melker macht es die Arbeit deutlich angenehmer und hygienischer (lange Schwanzquasten streifen sonst immer über die Hände der Melker).
Zur Zitzenvorreinigung im Melkstand
Predips können die Qualität der Zitzenvorreinigung in Melkständen verbessern – wenn Melker sie richtig anwenden. Das Euter hier zeigt einen Sauberkeitsscore 2.
(Bildquelle: Ostermann-Palz)
In Melkständen bestätigt sich die Anwendung von Predips als positiv für Euterhygiene. Die reinigende und desinfizierende Wirkung dieser kann jedoch nur zutreffen, wenn gründlich aufgetragen und trocken abgewischt und die nötige Einwirkzeit (min. 30 Sekunden) eingehalten wird.
Die Abläufe der Melkroutine sind zum Einhalten (auch der Anrüstzeit) auf dieses Zeitfenster auszurichten – mehr dazu erfahren Sie im Artikel „Melkroutine prüfen, Melker schulen“.
Ziel: Nach dem Vorreinigen weisen max. 5% der Zitzenkuppen noch kleinste Schmutzreste auf.
Zur Zitzenvorreinigung im Melkroboter
Nicht nur die Euterhygiene selbst beeinflusst die Gesundheit der Euter – sondern auch eine wie hier ungepflegte, schmutzige Vorreinigungseinheit am AMS kann Euterinfektionen verursachen!
(Bildquelle: Berkemeier)
Nur was rein ist, kann reinigen! Die Zitzenvorreinigungseinheit muss täglich sauber und funktionstüchtig gehalten werden, damit Euterhygiene und -gesundheit gut sein können.
Kontrollpunkte:
Reiniungsbürsten immer nur mit Zwischendesinfektion einsetzen (Konzentration und Sprühbild kontrollieren)
Restflüssigkeit muss runter von Bürsten (Abstreiferposition prüfen)
Bürstenwechsel nach 30.000 Melkungen
Sauberkeit und Durchlässigkeit der Lochreihen und Wassertemperatur in „Anrüstbechern” prüfen
den gesamten Melkarm samt Unterseite des Schutzschildes über den Melkbechern in Pauseposition (!) täglich reinigen