In einigen Automatischen Melksystemen (AMS) reinigen zwei gegenläufig drehende Bürsten den Euterboden und die Zitzen vor dem Ansetzen der Melkbecher. Am Euter anhaftende Schmutzpartikel sollen so entfernt werden. Die Dauer des Bürstens kann Kuhindividuell eingestellt werden (u.a. auch um ein optimales Anrüsten und somit hohen Milchfluss zu gewährleisten). Bei unzureichender Hygiene, unzureichender Zwischenreinigung und Desinfektion der Bürsten, können theoretisch Mastitiserreger übertragen...
In einigen Automatischen Melksystemen (AMS) reinigen zwei gegenläufig drehende Bürsten den Euterboden und die Zitzen vor dem Ansetzen der Melkbecher. Am Euter anhaftende Schmutzpartikel sollen so entfernt werden. Die Dauer des Bürstens kann Kuhindividuell eingestellt werden (u.a. auch um ein optimales Anrüsten und somit hohen Milchfluss zu gewährleisten). Bei unzureichender Hygiene, unzureichender Zwischenreinigung und Desinfektion der Bürsten, können theoretisch Mastitiserreger übertragen werden. Das gilt es unbedingt zu verhindern.
Wichtig: Selbst, wenn die richtige Melkreihenfolge (gesunde Tiere zuerst, erkrankte zuletzt) eingehalten wird, lässt sich die Übertragung von kuhassoziierten Mastistiserregern (S. aureus, Sc. agalactiae, Sc. dysgalactiae etc.) nicht verhindern. Aber auch umweltassoziierte Erreger (S. uberis, Enterokokken, Enterobakter, E. coli, Klebsiella ssp. etc.) können beim Melken verschleppt werden.
Viele Bürsten sind nicht wirklich sauber!
Eigentlich sollte das Übertragungsrisiko von Keimen durch die Reinigung und Zwischendesinfektion der Euterbürsten nach jedem Melkvorgang ausgeschlossen werden – soweit die Theorie! In der Praxis stellt sich die Situation oftmals nicht so „perfekt“ dar. Eine vor einiger Zeit in 35 automatischen Melkanlagen in Hessen durchgeführte Untersuchungen zeigte hier deutliche hygienische Schwachstellen auf:
- 60 % der Tupfer der Bürsten bzw. des Reinigungsbechers zeigten eine mittlere bis starke bakterielle Kontamination auf,
- auf 6% der Tupfer wurden coliforme Keime nachgewiesen (das ist milchhygienisch bedenklich!),
- auf 8 % der Tupfer gelang der Nachweis von Euterentzündungserregern.
Das Problem ist, dass mit bloßem Auge (Sichtprüfung) sich der hygienische Zustand der Euterbürsten nicht erfassen lässt. Dies gelingt aber schnell und unkompliziert mit Hilfe eines Luminometers. Als tolerierbare Obergrenze gilt ein RLU-Wert von maximal 50 RLU.
Bakterienprüfgerät: Wie und was wird gemessen?
Luminometer: Das Verfahren beruht auf der Messung von Biolumineszenz. Diese entsteht beim enzymatischen Abbau von Adenosintriphosphat (ATP) und Adenosinmonophosphat (AMP). ATP und AMP sind Moleküle, die in den Zellen u.a. von Bakterien vorhanden sind. In den Prüfgeräten reagieren ATP- und AMP-Moleküle mit einem Reagenz, wodurch ein, für das Auge nicht sichtbares Leuchten (Biolumineszenz) entsteht. Das “Leuchten” wird gemessen und man erhält so einen numerischen Wert in RLU (Relative Light Units). Desto höher der Verschmutzungsgrad, desto stärker die Reaktion und somit auch das „Leuchten”. Somit erhält man schnell ein höchst genaues, reproduzierbares Messergebnis, über den Hygiene- / Reinigungsstatus der Reinigungsbürsten.
Überprüfen Sie die Arbeit der Bürsten – sechs Tipps
Die einzige wirksame Maßnahme, um das Übertragungsrisiko von Keimen von Kuh zu Kuh im AMS zu minimieren, ist eine regelmäßige Überprüfung der Euterreinigungseinrichtung (hier Bürsten) bzw. der Zwischendesinfektion. Sechs Tipps:
- Kontrollieren Sie, ob die Bürsten durch Einstreupartikel, Kot etc. verschmutzt sind, ob „Beläge“ sichtbar sind.
- Überprüfen Sie Position der Düsen, aus denen das Desinfektionsmittel ausgebracht wird. Die Flüssigkeit soll die gesamte Bürstenoberfläche benetzen. Desinfizieren Sie mindestens zweimal täglich gründlich die Bürsten! Kontrollieren Sie, ob das Desinfektionsmittel auch in ausreichender Konzentration ausgebracht wird.
- Die neueren AMS sind mit zwei Edelstahlstangen unter den Bürsten ausgestattet. Sie verbessern das Abtropfen der Bürsten, indem sie die Borsten beim Drehen verbiegen. Sie sorgen auch dafür, dass beim Drehen auch Sägemehlspäne oder Strohpartikel ausgeworfen werden. Achten Sie darauf, dass Spangen an den Bürsten anliegen, damit sich die Borsten beim Drehen leicht „verbiegen“. Eine zu niedrige Positionierung bringt keine Vorteile. Hingegen nutzen sich die Bürsten bei einer zu hohen Positionierung schneller ab.
- Halten Sie immer zwei Paar Bürsten pro AMS vor. So können Sie Sie einmal pro Woche die beiden Bürsten demontieren und mit einem Hochdruckreiniger reinigen. Weichen Sie diese anschließend acht Stunden lang in einer Lösung mit 0,5% Wasserstoffperoxid ein.
- Achten Sie darauf, dass jede Zitze mindestens zwei Sekunden lang von beiden Bürsten gereinigt wird. Um die Melkbereitschaft (Oxytocin-Ausschüttung) zu erhöhen, sollte der Ansetzarm erst 60 Sekunden nach dem Abschluss der Zitzenreinigung unter das Euter schwenken.
- Nach dem Aufbringen der Zwischendesinfektionsflüssigkeit auf die Euterbürsten dürfen sich diese nicht mehr drehen. Zudem muss auf die optimale Verweildauer des Desinfektionsmittels (Einwirkzeit) geachtet werden (Herstellerangaben beachten). Bevor die nächste Kuh dann das AMS betritt, sollten sich die Bürsten nochmals drehen (so lange wie möglich), so werden Flüssigkeitsreste (Keime) herausgeschleudert.
Kühe müssen das AMS sauber betreten!
Tipp: Je nach Fabrikat reinigen AMS die Zitzen entweder mit gegenläufigen Bürsten, einem eigenen Vorbereitungsbecher oder direkt im Melkbecher. All diese Systeme haben gemeinsam, dass ihre Fähigkeit, das Euter zu reinigen begrenzt ist. Daher ist wichtig, dass erst gar keine stark verschmutzen Tiere die Melkbox betreten. Deshalb müssen AMS-Betriebe alles tun, um der Verschmutzung der Tiere vorzubeugen. Dabei sind die Einstellungen der Liegeboxen und deren Pflege von entscheidender Bedeutung.
Dieses Thema könnte Sie auch interessieren:
Auch im AMS stören Fliegen. Bei hohem Fliegendruck kann die Anzahl abgebrochener Ansetzversuche und abgebrochener Melkungen zunehmen.