Das regelmäßige Abziehen von Laufflächen im Stall ist enorm wichtig, da Gülle und Verschmutzungen ein großes Reservoir für die Erreger von infektiösen Klauenerkrankungen darstellen. Sind Klauen und Unterbeine der Kühe verschmutzt, steigt das Risiko für infektiöse Klauenerkrankungen deutlich, wie zum Beispiel Mortellaro (Dermatitis digitalis) oder eine entzündliche Schwellung des Zwischenklauenspaltes (Panaritium).
Außerdem tragen die Kühe über die Klauen Schmutz in die...
Das regelmäßige Abziehen von Laufflächen im Stall ist enorm wichtig, da Gülle und Verschmutzungen ein großes Reservoir für die Erreger von infektiösen Klauenerkrankungen darstellen. Sind Klauen und Unterbeine der Kühe verschmutzt, steigt das Risiko für infektiöse Klauenerkrankungen deutlich, wie zum Beispiel Mortellaro (Dermatitis digitalis) oder eine entzündliche Schwellung des Zwischenklauenspaltes (Panaritium).
Außerdem tragen die Kühe über die Klauen Schmutz in die Liegebucht, dadurch nimmt das Mastitis-Risiko ebenfalls zu. Ein weiteres Argument, das für die konstante Reinigung der Laufgänge spricht, ist die Verringerung der Emissionen. Je weniger Urin und Kot auf der Bodenoberfläche „entgasen“ kann, desto geringer die Emissionen. Spaltenböden sollten deshalb zwei Mal täglich, planbefestigte Böden zwölf Mal täglich abgeschoben werden.
Auf planbefestigten Laufflächen haben sich stationäre Entmistungssysteme durchgesetzt. Seit Kurzem bekommen sie jedoch zunehmend Konkurrenz durch selbstfahrende Entmistungsroboter. Die Entmistungsroboter nehmen Kot und Urin von der Lauffläche auf und lagern die Exkremente in einem eigenen, aufgesattelten Sammelbehälter. Ist der Gülletank voll, fahren sie zu einem Abwurfschacht und entleeren den Tank dort.
Keine Handarbeit mehr!
Die Vorteile der mobilen Gülleschieber gegenüber den festinstallierten Schiebersystemen liegen auf der Hand:
- Sie können sich frei im Stand bewegen (25 bis 30 m/min), die Routen, die ein Mistroboter zurücklegt, sind beliebig festlegbar. Somit können auch Warteräume, Zwischengänge und andere, nur schwer zugängliche Bereiche gereinigt werden – das lästige, manuelle Abschieben per Hand entfällt dadurch.
- Sensible bzw. stark frequentierte Bereiche werden häufiger angefahren und gereinigt, z. B. die hintere Boxenkante, Warteräume vor einem AMS oder dem Melkstand.
- Sie schieben keine Güllewelle vor sich her, Klauen und Beine werden nicht mehr von Gülle umspült. Auch müssen die Kühe nicht mehr über die Schieberbalken steigen (geringere Verletzungsgefahr).
Die Steuerung der mobilen Schieber erfolgt entweder über Wifi und/oder Bluetooth (Lely) bzw. über in die Laufflächen eingelassene Transponder (DeLaval, Hetwin). Zudem erfassen Sensoren den Abstand zu markanten Punkten im Stall, zum Beispiel zu den Liegeboxen. Daher muss zunächst auch jedes Stallabteil digital genau vermessen werden. Wichtig ist, dass die Boxenkanten mindestens 15 cm hoch ausgeführt sind.
Die Gülletanks der Roboter variieren je nach Modell zwischen 300 und 700 Litern. Je größer die Arbeitsbreite (1,2 bis 1,8 m), desto mehr Gülle lässt sich in aller Regel im Roboter zwischenlagern. Die Routen müssen so geplant werden, dass sich der Roboter immer wieder entleeren kann. Ist der Güllebunker voll, schalten sie den Einzug ab und fahren zum nächstliegenden Abwurfschacht – und wieder zurück zur letzten Position.
Akku-Ladezeiten sind entscheidend
Das Funktionsprinzip der unterschiedlichen Entmistungsroboter folgt dem gleichen Grundsatz: Gülle aufnehmen, zwischenlagern und abtransportieren, jedoch gibt es Unterschiede in der Gülle-Aufnahme.
- Die Roboter von DeLaval, JOZ und Hetwin schieben die Gülle mit einem Schiebeschild zusammen und befördern diese mithilfe einer rotierenden Aufnahmevorrichtung (Schneckenrotor) in den Tank.
- Lely und CRD saugen hingegen mithilfe einer Vakuumpumpe die Gülle von der Bodenoberfläche auf.
Alle mobilen Entmistungsroboter werden elektrisch angetrieben. Sobald die Akkus zur Neige gehen, fahren sie an ihre Ladestation, um dort die Batterien wieder aufzuladen. Das kostet Zeit, weshalb in den meisten Fällen auch nicht davon auszugehen ist, dass die Selbstfahrer häufiger entmisten als der stationäre Schieber.
Je nach Stalllayout sollte mit maximal sieben bis acht kompletten Reinigungsfahrten pro 24 Stunden kalkuliert werden. Werden Lithium-Batterien verbaut, erhöht sich die Laufzeit der Maschinen um etwa vier Stunden, da der Ladevorgang schneller erfolgt.
Alle reden von digitaler Technik im Stall. Doch bis wir die ganzen Möglichkeiten ausschöpfen können, dauert es wohl noch einige Zeit. Das zeigt unsere Praxisumfrage.
Wird Stroh zum Problem?
Die große Frage ist, ob die Entmistungsroboter in der Lage sind, relativ trockene bzw. mit Strohresten versetzte Gülle aufzunehmen, wie sie häufig beim Einsatz von Tiefboxen anfällt. Die Hersteller wollen dies nicht explizit ausschließen, sie verweisen allerdings darauf, dass Stroheinstreu gemahlen oder zumindest sehr kurz (< 2 cm) geschnitten sein sollte, denn strohhaltige Gülle stellt die Saugroboter grundsätzlich mehr oder weniger bauartbedingt vor größere Probleme. Lely und CRD empfehlen deshalb auch den Einsatz von max. 500 g Strohmehl. DeLaval „erlaubt“ hingegen bis zu 2 kg klein geschnittenes Stroh.
Zum Befeuchten der Böden gibt es bei den meisten Robotern eine Sprüheinrichtung mit vorne und hinten angebrachten Sprühdüsen. Das Betanken des Wassertanks erfolgt automatisch. Bei Frostgefahr pumpt das System verbliebenes Wasser im Tank ab.
Höhere laufende Kosten
Bleibt die Frage, wie sich die mobilen Helfer im Vergleich zu einer stationären Schieberanlage rechnen? Ein Entmistungsroboter kostet je nach Ausführung 30.000 bis 40.000 €. Entscheidend ist, wie viele Roboter zur Reinigung benötigt werden. Wird eine tägliche Güllemenge pro Kuh von 70 Litern unterstellt, so wird pro 60 bis 80 Kühe ein Roboter benötigt. Alternativ können 500 m2 bis 700 m2 Stallfläche pro Einheit als Orientierungswert angenommen werden.
In Österreich wurden in einer Vergleichsstudie die laufenden Kosten von stationären Schiebern und Entmistungsrobotern verglichen. Als Simulationsgrundlage dienten zwei dreireihige Boxenlaufställe mit zwei Schieberbahnen für 55 bzw. 75 Kühe. Dabei haben die gezogenen Schieber besser abgeschnitten (1.000 vs. 3.000 € pro Jahr).
Hingegen sehen französische Berater deutliche Kostenvorteile beim Einsatz der Entmistungsroboter (bis zu 50 %). Sie unterstellten in ihren Berechnungen, dass bei der Nutzung der mobilen Technik deutlich weniger Beton verbaut werden muss (u. a. Wegfall von Vorgruben usw.) Das zeigt, wie sehr doch die individuellen Gegebenheiten die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens beeinflussen. Eine generelle Aussage zu treffen, scheint kaum möglich zu sein.
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