Fütterung

Nebenprodukte richtig konservieren und lagern

Biertreber, Trester, Pülpen und Schlempen sind interessante Futtermittel, aber leicht verderblich. Tipps zur richtigen Lagerung und Konservierung.

Frisch sind feuchte Nebenprodukte wie Biertreber, Rübenpressschnitzel oder Kartoffelpülpe sehr hygienische Futtermittel. Durch ihre hohen Gehalte an Wasser und aufgeschlossenen Nährstoffen sind sie jedoch leicht verderblich.
Gelangen schimmelige oder faulige Partien in die Ration, kann dies je nach Belastung auch bei ausgewachsenen Rindern zu Leistungseinbußen bis hin zu lebensbedrohlichen Gesundheitsstörungen führen.
Damit das nicht passieren kann, sind Sauberkeit und Schnelligkeit beim Transport vom Werk zum Endkunden sowie bei der Einlagerung auf dem landwirtschaftlichen Betrieb nötig.
Hier finden Sie Tipps zur richtigen Einlagerung und Konservierung von in der Milchkuhfütterung häufig eingesetzten Nebenprodukten. Unter anderem von den Kundenberatern Bernhard Groß (Treber-Vertriebs GmbH Gebrüder Kühnert, Simbach/Inn Bayern) und Mirco Thomas (AGRAVIS Raiffeisen AG, Münster NRW).
Mehr zum Einsatz und zu Verfügbarkeiten von Nebenprodukten finden Sie hier: Biertreber und Co.: Nebenprodukte sinnvoll einsetzen

Biertreber – warm, geglättet und gesalzen einsilieren

Nebenprodukte mit einem mittleren Feuchtegehalt (TS 23 bis 27 %), wie Biertreber, aber auch Möhren- und Apfeltrester, Getreidepressschlempe, halten sich am besten einsiliert. Unter sauberen Bedingungen silieren sie auch ohne den Zusatz von Säuren oder anderen Siliermitteln sehr gut.
Das bewährte Vorgehen am Beispiel Biertreber:
  1. Der frische Treber wird auf eine saubere, glatte, betonierte oder geteerte Siloplatte mit Ablauf für Sickersaft abgelegt. Die Ware ist dazu flach und so gleichmäßig wie möglich vom LKW-Fahrer abzukippen. Die Ablagehöhe sollte 1 m, bei reichlich Vorschub max. 1,5 m, nicht überschreiten (Stabilität, Vorschub).
  2. Die Ware sollte möglichst noch warm (= frisch) ankommen und nach dem Abkippen sofort vom Landwirt einsiliert werden. Es sollte ohnehin eine Eingangskontrolle des Trebers durch den Landwirt erfolgen.
  3. Als erstes ist die Oberfläche des Haufens zu glättenDazu beim Abkippen entstandene „Wellen“ auf der Oberfläche zu zweit mit einem Eisenrohr glattziehen. Anschließend die Seiten und die Oberfläche lückenlos mit Schaufelrückseiten glatt- und festklopfen.
  4. Zur Konservierung der oberen Schicht, die komplette geglättete Oberfläche des Haufens dünn mit Viehsalz überstreuen (ca. 1 bis 2 Säcke/25 kg bis 50 kg pro Zug).
  5. Luft- und wasserdicht abdecken, mit einer neuen, in der Größe passenden Unterzieh-/Saugfolie, darüber eine normale Silofolie und ein Siloschutznetz. Die Folienränder sorgfältig mit Sand, Sandsäcken oder Reifen abdichten und beschweren. Zusätzlich alle paar Meter Querriegel aus Reifen oder Säcken legen.
Tipp: Wird eine Schicht gutes, kurzes Futterstroh auf der Ablagefläche unter dem Produkt ausgelegt, kann das den nicht unerheblichen Nährstoffverlust ( 10 bis 13 %) durch abfließenden Sickersaft verringern.
Einen ordentlichen Vorschub gewährleisten
Die Silierung von Nebenprodukten ist in der Regel nach zwei bis fünf Wochen abgeschlossen, sodass mit dem Füttern begonnen werden kann. Um die Futterhygiene unter dem Füttern aus dem geöffneten Silo aufrecht zu erhalten, ist Folgendes zu beachten:
| Die Anschnittkante sauber halten: So wenig wie möglich Aufdecken, bei der Entnahme die Anschnittkante möglichst täglich einmal flächig, gleichmäßig und glatt abstechen. Lose Restmengen insbesondere bei geringem Vorschub vermeiden!
| Ein Vorschub von mindestens 0,5 m pro Woche ist anzustreben.
| Haltbarkeit: Sauber eingelagert, gut durchsiliert und sorgfältig verschlossen können sich Nebenprodukt-Silagen bis zu zwölf Monate halten. Biertreber etwa 6 bis 8 Monate, 

Rübenpressschnitzel – in einer kleinen Fahrsilokammer festfahren

Auch Pressschnitzel (TS-Gehalt ca. 22 %) sollten frisch (= noch warm!) angeliefert und sofort einsiliert werden. Bewährtes Vorgehen:
  1. In einer kleinen Fahrsilokammer (saubere, glatte betonierte/geteerte Fläche) mit einem Schlepper festfahren, also gut verdichten.
  2. Eine Silohöhe von max. 2 m nicht überschreiten.
  3. Luft- und wasserdicht verschließen (siehe oben). 

Rübenpressschnitzel werden am besten in einer Fahrsilokammer oder im Schlauch eingelagert. (Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck, Landwirtschaftsverlag GmbH)

Alternative Siloschläuche: Weniger arbeitsaufwendig und daher nicht unbedingt teurer, ist das direkte Abfüllen von feuchten Nebenprodukten in Siloschläuche. Empfohlen werden mehrere kleine Schlaucheinheiten à 25 t.
Aber: Dieses Verfahren funktioniert nur so gut, wie die Technik vom Fahrer des LKWs bzw. dem Bediener der Schlauchbefüllung beherrscht wird.
Zudem passen Siloschläuche nicht zu jeder Futterentnahmetechnik. Bei selbstfahrenden und sich selbstbefüllenden Futtermischwagen ist es noch schwieriger als mit Greifzangen, zu verhindern, dass Folie durch die Fräse oder den Ladeboden mit Schneidzange ins Futter gelangt. Oder, dass die obere Folie bei der Entnahme überdehnt wird, sodass ggf. der Luftabschluss nach hinten ins Silo beeinträchtigt wird.  
Die Folienschläuche sollten immer zusätzlich mit einem Siloschutznetz vor Beschädigungen geschützt werden.

Kartoffelpülpe – durch niedrigen pH-Wert auch mehrere Tage offen haltbar

Kartoffelpülpe ist mit ca. 15 bis 18 % TS deutlich „flüssiger“ als Treber, Trester und Pressschlempe, aber auch sie weist frisch eine gute Silierfähigkeit und Haltbarkeit auf und sollte idealerweise einsiliert werden. Möglich, aber logistisch und verfahrenstechnisch aufwendiger, ist es, Kartoffelpülpe (wie auch andere Nebenprodukte) als ca. 30 bis 50 cm dicke Schicht auf Mais- und Grassilagen mit einzusilieren. 
Je nach Verfügbarkeit und Werksnähe kann Kartoffelpülpe aufgrund des schnell auf ca. pH 3,5 sinkenden pH-Wert auch bis zu 10 Tage frisch und unabgedeckt im Betrieb gelagert verfüttert werden. Die Pülpe sollte dazu möglichst flach abgekippt werden. Doch auch hier ist auf eine bestmögliche Lagerungshygiene zu achten (saubere Beton-/Teerfläche mit ordnungsgemäßem Abfluss, Restmengen immer sauber entfernen, bevor neue Ware kommt). Die eintretende Schwarzfärbung der Kartoffelpülpe ist ein natürlicher, unbedenklicher Prozess.

Flüssige Getreideschlempe – in säurebeständigen Tanks mit Rührwerk

Flüssige, sehr eiweißreiche Getreideschlempe-Produkte (23 bis 33 % TS) aus der Ethanol-Produktion bedürfen einer besonderen Lagerung. Sie werden warm und zwecks Konservierung angesäuert (Propion-/Ameisensäure) angeliefert (pH um 4,0) und das Produkte trennt sich rasch in eine flüssige und Feststoffphase.
Dementsprechend ist eine Lagerung in säurebeständigen großen Kunststofftanks mit Rührwerk oder Rundpumpsystem sowie einer Pumpe zur Entnahme notwendig. Empfehlenswert ist eine automatische Steuerung des Rührsystems. Praktiziert wird oft eine stündliche Laufzeit. 
Die eiweißreichen Schlempen müssen in der Lagerung sehr sauber gehalten werden, dann ist eine Haltbarkeit von mindestens zwei Monaten möglich. Die Tanks sollten nicht zwischenzeitlich mit Wasser nachgespült, sondern nur zwischen einer Entleerung und Neubefüllung gereinigt werden. Und das gründlich mindestens zweimal jährlich.

Eingangskontrolle, Futtermittelanalyse & Rückstellproben

Eigenkontrolle: Für die Produktqualität von Nebenerzeugnissen sind zunächst Werk, Händler und Transporteur verantwortlich. Die Werke arbeiten nach Lebensmittelstandards und müssen für die Abgabe der Produkte QS-zertifiziert sein. Auch Händler und Transporteure müssen QS-zertifiziert sein und haben ihre Vorschriften für Aufnahme, Transport und Abgabe der Waren. Doch Fütterungsberater empfehlen: All das sollte Landwirte allerdings nicht davon „befreien“, jede Lieferung vor dem Abladen selbst zu prüfen! Entspricht die Qualität nicht den produkttypischen Eigenschaften, ist es ihr Recht, die Ware abzulehnen. 
Futtermittelanalyse: Verlassen Sie sich bei Nebenprodukten zudem nicht allein auf die Deklaration der Hersteller. Denn diese ist in der Regel nicht chargenbezogen. Fütterungsberater empfehlen, die Zusammensetzung von Nebenprodukten zumindest per Stichprobe zusätzlich untersuchen zu lassen, um eine bessere Genauigkeit bei der Rationsberechnung zu erreichen.
Rückstellproben: Ebenfalls bedenkenswert ist die Möglichkeit, zur Absicherung der Futterhygiene bei Anlieferung der Produkte eigene Rückstellproben zu ziehen. Damit diese aussagekräftig und im Ernstfall anerkannt sind, gibt es einige Dinge zu beachten. Mehr dazu hier: Rückstellproben selber ziehen


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