Grüne Hügel soweit das Auge reicht. Frisch gemähtes Gras glänzt in der Sonne. Auf dem Hof Binzer in Obergünzburg (Allgäu) wird gerade der dritte Schnitt eingefahren. Daniel Binzer hat dennoch Zeit für ein Gespräch. Denn er ist in der Familie hauptsächlich für die 270-köpfige Herde verantwortlich. „Naja, bei der Siloabdeckung oder wenn Not am Mann ist muss ich schon noch helfen“, sagt der junge Betriebsleiter und lacht.
Viele Freiheiten
Direkt nach seiner Ausbildung zum Landwirt ist Daniel Binzer mit gerade mal 20 Jahren als GbR-Partner in den elterlichen Betrieb eingestiegen und inzwischen alleine für das Herdenmanagement verantwortlich. „Ich habe schon mit 15 Jahren die Anpaarung der Herde gemacht. Als ich dann nach der Ausbildung wieder zu Hause eingestiegen bin, haben mir meine Eltern viel Freiheit beim Herdenmanagement gelassen. Inzwischen treffe ich im Stall die meisten Entscheidungen“, sagt der junge Betriebsleiter. Entscheidungen in der Außenwirtschaft fällt er zusammen mit seinem Vater, die Biogasanlage mit 190 kW bewirtschaftet der Senior.
Betriebsspiegel
- 270 Kühe
- Leistung: 11.000 kg
- Arbeitskräfte: Familie, zwei Festangestellte, vier 520-€- Kräfte
Fläche: 179 ha
Ideen gesammelt
Bereits bei der Planung des neuen Stalls im Jahr 2019 konnte Daniel Binzer viele Ideen mit einbringen. „Ich habe meine Ausbildung und Praktika u. a. in norddeutschen Milchkuhbetrieben gemacht. Einige Sachen, die ich dort gesehen und die mich überzeugt haben, sind dann im Neubau umgesetzt worden“, freut sich der Milcherzeuger.
Dazu gehört zum einen der Lichtfirst, der mit einer Breite von sieben Metern den Stall mit viel Tageslicht gleichmäßig erhellt, ihn aber dennoch nicht aufheizt.
Nach der Ausbildung, haben mir meine Eltern viel Freiheit beim Herdenmanagement gelassen.
Daniel Binzer
„Auch bei den Liegeboxen und den Laufgängen haben wir auf viel Platz und Tierkomfort gesetzt. So sind die Boxen 1,30 m breit und mit flexiblen Boxenabtrennungen aus Holz ausgestattet. Die Kühe legen sich gerade in die Boxen. Viel Platz ist wichtig, denn ich habe durchaus Spaß an schönen, großen Kühen“, sagt Daniel Binzer und schmunzelt.
Kühe können besser abschlucken
Eine weiße Kuh mit schwarzen Ohren und nur vereinzelten schwarzen Flecken steht am Futtertisch und hebt den Kopf weit nach oben, bis zum Nackenrohr ist noch viel Platz.
Besonders ist auch die Gestaltung des Futtertisches bzw. des Nackenrohrs im Stall der Familie Binzer. „Bei der Fortbildung zum Elite-Herdenmanager habe ich gelernt, dass Kühe, nachdem sie das Futter mit dem Maul aufgenommen haben, ihren Kopf nach oben heben, um richtig abschlucken zu können.“ Um den Kühen dieses artgerechte Verhalten ermöglichen zu können, haben Binzers das Nackenrohr am Futtertisch auf eine Höhe von 1,60 m angebracht. „Auf der unteren Betonwand haben wir außerdem ein Holzbrett befestigt, sodass kleinere Kühe nicht über den Futtertisch abhauen können.“
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Nackenrohre bringen für Daniel Binzer auch den Vorteil, dass es im Stall deutlich ruhiger ist, als wenn sie Fressgitter verbaut hätten. „Für Behandlungen oder Besamungen haben wir am Austrieb des Melkstands einen Selektionsbereich, deshalb war ein Fressgitter auch arbeitstechnisch nicht notwendig.“
4.500 € pro Stallplatz
Der neue Kuhstall hat 200 Liegeplätze, weitere 100 Plätze sind im alten Kuhstall. Hier sind die Färsen in einer separaten Gruppe mit 60 Plätzen und die Trockensteher mit 40 Plätzen untergebracht. „Insgesamt hat uns der Stall 800.000 € gekostet, außerdem haben wir noch 100.000 € in neue Melktechnik investiert. Dabei haben wir den bereits bestehenden Swingover-Melkstand um vier auf jetzt 20 Plätze erweitert, eine Milchmengenmessung eingebaut und in die Tiererkennung investiert.“ Somit haben Binzers pro Stallplatz 4.500 € (Nettopreise) ausgegeben.
Manchmal gezweifelt
„Die Aufstockung der Herde hat natürlich auch Geld gekostet. Aber insgesamt ist die Investition für mich als jungen Betriebsleiter für unsere Betriebsgröße noch überschaubar gewesen. Jetzt mit den hohen Baukosten und steigenden Zinsen hätte das anders ausgesehen.“
Dennoch, die Investition und der Einstieg als GbR-Partner muss für den jungen Landwirt ein großer Schritt gewesen sein. Hat er keine Zweifel gehabt?
Viel Platz in den Liegeboxen ist wichtig, denn ich habe durchaus Spaß an schönen und großen Kühen“,
Daniel Binzer
Daniel Binzer überlegt kurz. Doch, als er mit 20 Jahren direkt eingestiegen sei, habe er sich schon manchmal gefragt, ob es richtig ist, diese Schritte jetzt schon zu gehen. „Wenn meine Freunde tagsüber am Baggersee waren, hatte ich keine Zeit und war im Stall beschäftigt. Auf der anderen Seite, wenn mein Vater in zehn oder 15 Jahren in Rente geht, habe ich schon viel Erfahrung gesammelt. Dann sind die Weichen gestellt und ich mache mir keine Sorgen darüber, dass ich den Betrieb auch selbstständig weiterführen kann.“
Außerdem hat er während der Meisterausbildung den elterlichen Milchkuhbetrieb finanziell genauestens unter die Lupe genommen und nach versteckten Kosten gesucht. „Ich bin davon überzeugt, dass es für mich der richtige Schritt war!“
50 bis 60 Färsen vermarkten
Der Stall ist inzwischen voll belegt, weshalb es für Daniel Binzer jetzt daran geht, sich weitere Ziele zu setzen. „Ein größeres Ziel ist es die Lebensleistung, jetzt nach der Aufstockung, weiter zu erhöhen. Ich denke, da sind wir mit einer Remontierung von 20 % auf einem guten Weg.“
Durch die niedrige Remontierung ist es ihm möglich mehr Färsen als bisher schon auf der Auktion zu vermarkten. „Im Moment verkaufen wir ca. 30 bis 40 Färsen pro Jahr, davon derzeit noch die Hälfte ab Hof. Künftig sollen es 50 bis 60 werden. Für die Entwicklung der Herde ist es meiner Meinung nach wichtig, die Tiere erst nach der ersten Kalbung zu selektieren. Dann zeigt sich noch so manche Schwäche, die man vorher nicht sehen konnte.“
Nackenrohre statt Fressgitter bringen auch den Vorteil, dass es deutlich ruhiger im Stall ist.
Daniel Binzer
Arbeitsroutinen einführen
Außerdem möchte er Arbeitsroutinen einführen und Abläufe optimieren. „Vor Kurzem hat noch ein neuer Melker bei uns angefangen, unser Team ist jetzt komplett. Deshalb ist es nun der richtige Zeitpunkt, Arbeitsabläufe festzulegen.“ Bisher gab es zwar z. B. für das Trockenstellen einen festen Tag in der Woche, aber auch für andere Arbeiten wie das Enthornen, Tiere umstallen und Klauenpflege möchte Daniel Binzer feste Termine festsetzen.
Dass diese Routinen von der Familie, den zwei Festangestellten und den 520 €-Kräften nicht angenommen werden könnten, darüber macht sich der Milcherzeuger keine Sorgen. „Alle ziehen hier an einem Strang, deshalb macht die Arbeit mit unserem Team auch so viel Spaß!“
Eutergesundheit muss besser werden
Ein weiteres Ziel ist es für den Milcherzeuger, die Eutergesundheit zu verbessern. Denn mit der Zellzahl von 250.000 ist er nicht zufrieden. „Den richtigen Hebel habe ich leider noch nicht gefunden, aber ich bleibe dran.“ Einiges hat er jedoch auch schon erreicht. Nicht nur, dass sich die Milchleistung weiter auf 11.000 kg in diesem Jahr stabilisieren konnte, auch die Fruchtbarkeit hat sich verbessert. „Wir erzielen bei den Kühen einen Besamungsindex von 1,8. Die gute Fruchtbarkeit kommt meiner Meinung nach daher, dass wir seit einigen Jahren die Freiwillige Wartezeit verlängern.“ Die Kühe litten dann nicht mehr unter der negativen Energiebilanz und würden besser tragend. „Nur bei einzelnen Tieren, die zur Verfettung neigen, besamen wir noch vor dem 70. Laktationstag.“
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Für das Herdenmanagement hat sich Daniel Binzer Ziele gesetzt. Wie sieht es für den gesamten Betrieb aus, wie beurteilt er die Gesamtsituation der Milchproduktion? „Ich denke das Milchaufkommen wird in Deutschland in den nächsten Jahren weiter sinken, die Milchpreise sich dann hoffentlich stabilisieren“, schätzt der Unternehmer. Denn ein Milchpreis, der längerfristig unter 40 ct bleibe, sei bei den derzeitigen Kosten für Futter und Energie nicht tragbar.
„Wir wollen in den nächsten Jahren unser Management verbessern, nicht wachsen. Dadurch, dass wir unsere Aufzucht ausgelagert haben, reichen unsere 179 ha Grünland für die Herde aus. Pachtland suchen wir zumindest nicht aktiv.“ Daniel Binzer schätzt die betriebliche Situation realistisch ein. Beste Voraussetzungen, um optimistisch in die Zukunft zu blicken!
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