Wissenschaftler aus Schweden (Svensson et al., 2023 Dairy farmer an farm staff attitudes and perceptions regarding daily milk allowance to calves) haben vierzig Personen (25 Betriebsleiter, 5 Herdenmanager, 10 Angestellte im Kälberbereich; 82,5 % hatten eine landwirtschaftliche Ausbildung) dazu befragt, welche Bedeutung hohe Tränkemengen für sie haben und wie sie ihre betriebseigenen Tränkepläne begründen.
Ziel der Studie war es,
Einstellungen zu und Wahrnehmungen von den Vorteilen und den Herausforderungen von hohen und niedrigen täglichen Tränkemengen der Landwirte besser zu verstehen.
die Faktoren zu erkennen, die die Menschen berücksichtigen, wenn sie Entscheidungen über die tägliche Tränkemenge für ihre Kälber treffen.
Denn wenn es das Ziel ist, intensivere „biologisch normale“ Tränkepläne in die Praxisbetriebe zu empfehlen, dann ist es auch wichtig, die Perspektiven der Betriebsleiter und Mitarbeiter dabei zu berücksichtigen, erklären Svensson et al. (2023).
Wenn Empfehlungen gegeben werden, muss man auch die Perspektive der Landwirte berücksichtigen.“
Svensson et al., 2023
Große Spannbreite: 42 % der Betriebe tränkten mehr als 8 Liter pro Kalb und Tag
Grundsätzlich hatten die in der Studie Befragten ein unterschiedliches Verständnis davon, was eine minimale, maximale und empfohlene Menge an Milchtränke ist: Ihre empfohlene minimale Tränkemenge, die ein Wohlbefinden der Kälber gewährleistet, reichte von 4 bis 8 – 10 Litern Milch pro Kalb und Tag, ihre maximale Tränkemenge von 6 – 15 Litern pro Kalb und Tag.
Ergebnisse zur Milchmenge, die die Kälber im Alter von vier Wochen auf den Betrieben erhielten:
10 % (4 Betriebe) gaben 5 Liter Milch/Kalb/Tag, einschließlich Reichweiten von 5 bis 7 Litern
35 % (14 Betriebe) gaben 6 Liter Milch/Kalb/Tag, einschließlich Reichweiten von 6 bis 7 Litern
12,5 % (5 Betriebe) gaben 7 Liter Milch/Kalb/Tag, einschließlich Reichweiten von 7 bis 8,5 Litern
5 % (2 Betriebe) gaben > 10 Liter/Kalb/Tag, einschließlich Reichweiten von 9 bis 11 Litern
So begründeten die befragten Landwirte den Tränkeplan in ihrem Betrieb
Diejenigen, die ihren Kälbern höhere Tränkemengen gaben, begründeten dies u. a. damit, dass sie hiermit sehr gute Erfahrungen bezüglich Zunahmen, Gesundheit, Leistung und Kälbererlös gesammelt haben.
(Bildquelle: Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Auf die Frage „Wie entscheiden Sie über die aktuelle tägliche Milchmenge in ihrem Betrieb?“ nannten die Befragten sehr unterschiedliche Gründe:
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Wissenschaftler aus Schweden (Svensson et al., 2023 Dairy farmer an farm staff attitudes and perceptions regarding daily milk allowance to calves) haben vierzig Personen (25 Betriebsleiter, 5 Herdenmanager, 10 Angestellte im Kälberbereich; 82,5 % hatten eine landwirtschaftliche Ausbildung) dazu befragt, welche Bedeutung hohe Tränkemengen für sie haben und wie sie ihre betriebseigenen Tränkepläne begründen.
Ziel der Studie war es,
Einstellungen zu und Wahrnehmungen von den Vorteilen und den Herausforderungen von hohen und niedrigen täglichen Tränkemengen der Landwirte besser zu verstehen.
die Faktoren zu erkennen, die die Menschen berücksichtigen, wenn sie Entscheidungen über die tägliche Tränkemenge für ihre Kälber treffen.
Denn wenn es das Ziel ist, intensivere „biologisch normale“ Tränkepläne in die Praxisbetriebe zu empfehlen, dann ist es auch wichtig, die Perspektiven der Betriebsleiter und Mitarbeiter dabei zu berücksichtigen, erklären Svensson et al. (2023).
Wenn Empfehlungen gegeben werden, muss man auch die Perspektive der Landwirte berücksichtigen.“
Svensson et al., 2023
Große Spannbreite: 42 % der Betriebe tränkten mehr als 8 Liter pro Kalb und Tag
Grundsätzlich hatten die in der Studie Befragten ein unterschiedliches Verständnis davon, was eine minimale, maximale und empfohlene Menge an Milchtränke ist: Ihre empfohlene minimale Tränkemenge, die ein Wohlbefinden der Kälber gewährleistet, reichte von 4 bis 8 – 10 Litern Milch pro Kalb und Tag, ihre maximale Tränkemenge von 6 – 15 Litern pro Kalb und Tag.
Ergebnisse zur Milchmenge, die die Kälber im Alter von vier Wochen auf den Betrieben erhielten:
10 % (4 Betriebe) gaben 5 Liter Milch/Kalb/Tag, einschließlich Reichweiten von 5 bis 7 Litern
35 % (14 Betriebe) gaben 6 Liter Milch/Kalb/Tag, einschließlich Reichweiten von 6 bis 7 Litern
12,5 % (5 Betriebe) gaben 7 Liter Milch/Kalb/Tag, einschließlich Reichweiten von 7 bis 8,5 Litern
5 % (2 Betriebe) gaben > 10 Liter/Kalb/Tag, einschließlich Reichweiten von 9 bis 11 Litern
So begründeten die befragten Landwirte den Tränkeplan in ihrem Betrieb
Diejenigen, die ihren Kälbern höhere Tränkemengen gaben, begründeten dies u. a. damit, dass sie hiermit sehr gute Erfahrungen bezüglich Zunahmen, Gesundheit, Leistung und Kälbererlös gesammelt haben.
(Bildquelle: Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Auf die Frage „Wie entscheiden Sie über die aktuelle tägliche Milchmenge in ihrem Betrieb?“ nannten die Befragten sehr unterschiedliche Gründe:
Mehrere Personen erklärten, dass ihr Tränkeplan bereits jahrelang erprobt sei und sie so keinen Grund sähen, diesen zu verändern.
Andere erklärten, dass ihre Tränkepläne individuell durch einen Prozess von Versuchen und Fehlern (Verdauungsprobleme, zu hohe Restmilchmengen) entstanden seien.
Genannte Gründe für restriktive Tränkepläne waren im Wesentlichen, dass die Aufnahme von Kraftfutter und Raufutter der Kälber nicht durch höhere Milchmengen reduziert und so viel Milch wie möglich an die Molkerei vermarktet werden soll (80 % der Betriebe tränkten Vollmilch).
Genannte Gründe für intensivere Tränkepläne waren im Wesentlichen: Empfehlungen von Tierärzten und Fütterungs-/Betriebsberatern; Informationen, die sie zu wissenschaftlichen Ergebnissen gelesen haben; Bestandteil einer stetigen Optimierung des Betriebes; gesammelte eigene positive Erfahrungen mit höheren Milchmengen und einer besseren Entwicklung der Kälber (höhere Zunahmen, robustere Kälber, geringeres Erstkalbealter, höhere Milchleistung, bessere Kälbererlöse); Verwertung von nicht verkaufsfähiger Milch (Kolostrum, Transitmilch, Milch von Kühen mit hohen Zellzahlen, Sperrmilch).
Tränkepläne mit höheren Milchmengen sind Teil einer stetigen Optimierung in Milchkuhbetrieben“
Svensson et al., 2023
Wissenschaftlich bewiesene Gründe, für hohe Tränkemengen:
| Tränkepläne, die nur 5 bis 6 Liter Milch pro Kalb und Tag vorsehen, verursachten in Studien Anzeichen von Hunger (de Paula Vieria et al., 2008, Rosenberger et al., 2017), führten zu Verlusten an Körperkondition in den ersten Lebensmonaten, verzögertem Wachstum nach der Geburt (Curtis et al., 2018) und einen schädigenden Einfluss auf die Organentwicklung (u. a. Darm und Eutergewebe) (Geiger et al., 016; Soberon and van Amburgh, 2017; Koch et al., 2019).
| Kälber, die höhere Mengen an Milch oder Milchaustauscher erhalten, zeigten in Studien höhere Milchleistungen in der ersten Laktation (Gelsinger et al., 2016) und eine stärkere Entwicklung der Darmschleimhaut, was auf eine höhere Absorptionskapazität hindeutet (Koch et al., 2019). Höhere Nährstoffversorgungen fördern das Immunsystem (Ollivett et al., 2012; Hammon et al., 2018) und sind mit einer geringeren Erkrankungsrate bei Kälbern verbunden (Jorgensen et al., 2017; Lorenz et al., 2021).
Vier Faktoren beeinflussen, welchen Tränkeplan Menschen wählen
Welchen Tränkeplan die befragten Landwirte und Kälberbetreuer verfolgten oder empfehlen würden, wurde von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst. Die Wissenschaftler gruppierten sie unter vier Oberthemen:
Die Milchmenge als solche sollte nicht isoliert betrachtet werden, sondern immer im Zusammenhang mit allen Faktoren, die die Landwirte und Mitarbeiter in der Umsetzung beeinflussen.“
Svensson et al., 2023
Ob Landwirte einen intensiven Tränkeplan verfolgen, wird besonders dadurch beeinflusst, welche Bedeutung sie der Versorgung der Kälber beimessen und über welche Kapazitäten der Betrieb bezüglich Arbeitskraft und Technik verfügt.
(Bildquelle: Berkemeier, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Leben über die Arbeit hinaus: Einen intensiveren Tränkeplan verbanden viele der Befragten mit einem höheren Zeitaufwand. Sie erklärten, dass sie ihre Milch-Tränke-Routinen aufgrund von bereits hoher Arbeitsbelastung und wenig Freizeit nicht weiter ausweiten könnten. Insbesondere ein dreimaliges Tränken pro Tag kommt diesbezüglich für viele nicht in Frage. Die Tränke-Routine müsse unkompliziert gehalten werden, sodass auch weniger geschulte Personen, mit einem nicht so guten Auge für das Wohlbefinden eines Kalbes, die Arbeit gut erledigen können.
Einrichtung und technische Ausrüstung im Betrieb: Die vorhandene technische Ausrüstung beeinflusste ebenfalls die tägliche Tränkemenge und die Größe der einzelnen Mahlzeiten. Mehrere der Befragten gaben an, dass ihr Milchtaxi/Milchtransport-Wagen (70 % der Betriebe fütterten damit) eine zentrale Ressource in ihrer Milch-Tränke-Routine sei, die es ermögliche höhere Tränkemengen und potentiell auch mehrere Mahlzeiten zu geben. Allerdings begrenzte das Volumen des Milchtaxis oder des Milchpasteurs manchmal auch die Tränkemenge pro Kalb. Auch Tränkeautomaten wurden als technische Lösung für höhere Tränkemengen genannt – allerdings berichteten mehrere Befragte hier auch über negative Erfahrungen bezüglich „über-Kreuz-trinken“ (Kälber nahmen sich mitunter die Milch gegenseitig nach Tränkeanrecht weg), der Kontrolle darüber, wie viel Milch das einzelne Kalb tatsächlich getrunken hat; schlechter Hygiene und einer schlechten Gesundheit oder Leistung der Kälber. 80 % der Befragten tränkten Vollmilch – viele der Befragten gaben diesbezüglich an, dass sie zusätzliche Leitungen, Ablasshähne, Pumpen und Kühltanks im Betrieb eingerichtet haben, um ihre Routinen mit der Vollmilch-Tränke zu erleichtern und eine hohe Futterhygiene sicher zu stellen.
Pflege der Kälber: Die Bemühung der Befragten, das Milchvolumen anzupassen, um Durchfall und Symptome von Kolik zu vermeiden und dem individuellen Bedürfnis eines jeden Kalbes bezüglich Kapazität und Appetit nachzukommen, fand in den Interviews ein beträchtliches Interesse, wurde viel diskutiert und offenbarte implizit die innere Haltung der Befragten zur Pflege von Kälbern. Die große Herausforderung für die Mehrheit der Befragten ist es, hohe Milchmengen in nur zwei Mahlzeiten (manuelles Füttern) zu managen, ohne dass die Kälber Verdauungsstörungen bekommen. Zudem sind sie diesbezüglich nicht sicher, ob sie der individuellen Versorgung und Tierbeobachtung pro Kalb bei einem höheren Zugang zu mehr Milch mit ihrem verfügbaren Personal für die Kälber gerecht werden können.
Wirtschaftlichkeit und Produktion: Die Kosten für ein mehr an Milchmenge (insbesondere bei Milchaustauscher-Tränke) sowie die Kosten für zusätzliche Arbeitsstunden bei einem dreimaligen manuellen Tränken der Kälber pro Tag zur Umsetzung höherer Milchmengen, waren die wesentlichen Argumente, die gegen intensivere Tränkepläne genannt wurden. Einige der Befragten waren davon überzeugt, dass der positive Effekt von einem Mehr an Milch über sechs Liter pro Tag hinaus für das Kalb die Mehrkosten für Milch und Arbeitskraft nicht auffangen würden. Diejenigen wiederum, die höhere Milchmengen fütterten, waren davon überzeugt, dass es sich wirtschaftlich bezüglich Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsvermögen des Kalbes lohnt. Insbesondere langfristig betrachtet. Besonders Frauen betrachteten höhere Tränkemengen mehr als eine Investition anstatt als Kosten.
Meine Empfehlung ist es, kein Geld beim Füttern der Kälber zu sparen, denn am Ende wird man dafür bezahlen. Sei nicht geizig beim Kälberfüttern!“
ein Befragter (Nr. 8) aus der Studie
Fazit: Erst über Möglichkeiten zur Umsetzung informieren, vorbereiten und dann umsetzen
Das intensive Tränkepläne, also mit „biologisch normalen“ Milchmengen, vorteilhaft für das Wohlbefinden, Gesundheit und die Leistungsfähigkeit von Kälbern sind, ist wissenschaftlich bewiesen. Sie sind rein biologisch betrachtet also auf jeden Fall sinnvoll für das Kalb.
Betriebswirtschaftlich sind höhere Tränkemengen und die dafür erforderlichen Kosten für mehr Milch und Arbeitskraft als Investition zu betrachten, nicht als bloße Kosten, auch wenn dies in der Momentaufnahme so erscheinen mag.
Betriebe, die die Routine ihrer Milchtränke hinzu einem intensiven Tränkeplan umstellen möchten, sollten dies wohl überlegt und entsprechend vorbereitet tun:
Es gilt die Umsetzung bezüglich Milchart und -menge, Versorgung und Tierkontrolle zu planen und welche Personen für diese zuständig und gesamtverantwortlich sind.
Insbesondere die vorhandene technische Ausstattung bestimmtmit darüber, wie erfolgreich die Einführung und Umsetzung eines intensiven Tränkeplans gelingt.
Die Investition in ein, im Volumen zur Tierzahl passendes Milchtaxi oder einen/mehrere Tränkeautomaten trägt wesentlich zu einer Reduzierung der Arbeitszeit bei.
Aber auch die Logistik der Milch (Abzapfen/Anrühren, Transport, Lagerung) gilt es zu organisieren, auch hier helfen zusätzliche technische Einrichtungen (z. B. Lagerplatz für Milchaustauscher, Abzapfhahn für Vollmilch, Lagerplatz und Wage für Vollmilchergänzer, Säure oder Kühltanks zur Bereitstellung von Vollmilch am Tränkeautomaten sowie gut eingerichtete Bereiche für die (automatische) Reinigung des Equipments) Arbeitszeit möglichst effizient zu nutzen und gleichzeitig eine hohe Futterhygiene sicherzustellen.
Bezüglich der Tierkontrolle ist zu berücksichtigen, dass sich Kälber bei höheren Milchmengen und insbesondere bei einer echten ad libitum-Tränke anders verhalten, als restriktive getränkte Kälber.
Die Kälber mit einem Misch- und Verteilwagen manuell tränken oder von einem Automaten tränken
lassen? Arbeitswirtschaft, Typ Mensch und das Interesse an Tierdaten lenken diese Entscheidung.
In das Management eines Tränkeautomaten muss man Zeit investieren, nur so läuft er reibungslos und versorgt die Kälber optimal. Wir zeigen worauf zu achten ist.