Der in Kürze anstehende 1. Grasschnitt wird in vielen Betrieben in den nächsten Jahren als qualitativ wichtigster Schnitt für die Laktierenden wohl an Bedeutung verlieren. Das geht aus einer Auswertung von Bernd Ehrhart, Fütterungsberater beim LKV Bayern e.V., hervor. „Der erste Schnitt wird künftig zwar weiterhin die Masse an Grundfutter liefern, aber was die Qualität angeht, holen die späteren Schnitte wie der 4. oder 5. Schnitt beim Energiegehalt und der Verdaulichkeit in Zukunft auf....
Der in Kürze anstehende 1. Grasschnitt wird in vielen Betrieben in den nächsten Jahren als qualitativ wichtigster Schnitt für die Laktierenden wohl an Bedeutung verlieren. Das geht aus einer Auswertung von Bernd Ehrhart, Fütterungsberater beim LKV Bayern e.V., hervor. „Der erste Schnitt wird künftig zwar weiterhin die Masse an Grundfutter liefern, aber was die Qualität angeht, holen die späteren Schnitte wie der 4. oder 5. Schnitt beim Energiegehalt und der Verdaulichkeit in Zukunft auf. Sie sind dann zu schade, um ans Jungvieh verfüttert zu werden“, sagt der Berater aus Schwaben.
Bernd Ehrhart hat die Ergebnisse der Futterproben vom 1. Schnitt im Regierungsbezirk Schwaben, die im LKV-Futterlabor in Grub von 2013 bis 2022 untersucht wurden, den Wetterdaten in dieser Zeit gegenübergestellt. Insgesamt kamen ca. 7000 Proben zur Auswertung. Aus den Daten lassen sich folgende Beobachtungen ziehen:
- Energie: Die Energiegehalte in MJ NEL ausgedrückt, zeigen seit 2014 eine rückläufige Tendenz. 2021 lagen sie im Mittel bei 5,65 MJ NEL, 2022 bei 5,91 MJ NEL.
- Rohprotein: Die Gehalte sind über die Jahre betrachtet ebenfalls rückläufig. Im Jahr 2021 lag das Mittel bei 131 g, 2022 bei 136 g. Vielfach kamen die Bestände zu trocken und daher gestresst aus dem Winter. Weil die Frühjahre zu kalt waren, verzögerte sich das Wachstum, Assimilate können nicht umgesetzt werden und es fand daher wenig Eiweißaufbau statt. Über die Düngung lässt sich hier wenig beeinflussen.
- ADFom: Die Verdaulichkeit nahm in den letzten Jahren im Schnitt tendenziell eher ab, da der verholzte Anteil in den Silagen anstieg. Werte über 290 g sind unerwünscht, wurden aber vielfach gemessen. 2021 lag der Durchschnitt bei 307 g, 2022 bei 297 g. „Die Verdaulichkeitsgrenze war zwar nicht generell überschritten, dennoch lagen die ADF-Werte teilweise sehr hoch.“
Mais: Tendenz zu mehr Verholzung
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Mais. Auch hier stellt der Berater einen rückläufigen Trend bei der Stärkeeinlagerung fest. Lag das Mittel im Jahr 2020 noch bei 336 g/kg TM, erreichten die Silagen 2022 nur noch durchschnittlich 268 g Stärke. Im gleichen Zuge stiegen die aNDFom- und ADFom-Werte im Mittel an.
Durch die Trockenheit im Juli und August fand beim Mais 2022 eine massive Verholzung statt, die zu höheren NDF und ADF-Gehalten führte. Der spätere Regen habe allerdings noch eine weitere Stärkeeinlagerung auf durchschnittlich 268 g ermöglicht, so dass der relative Anteil von NDF und ADF reduziert wurde und damit die mittlere Energiedichte auf 6,46 MJ NEL/kg TM ansteigen konnte. Insgesamt zeigt der Trend der Energiegehalte aber auch beim Mais nach unten.
Erreichten die Betriebe in Schwaben 2020 noch Maissilagen mit 6,72 MJ NEL/kg TM, waren es 2022 nur noch 6,46 MJ NEL/kg TM. „Unterm Strich werden die Verdaulichkeiten schlechter und die Energiedichten geringer.“ fasst Bernd Ehrhart zusammen.
Auch beim Mais lässt sich in den letzten Jahren eine noch stärkere Abhängigkeit vom Standort erkennen. Die Bodenart, die Wasserspeicherfähigkeit und die Qualität der Bodenbearbeitung vor der Saat schlagen sich noch schneller auf die Silagequalität aus. „Die regionalen Unterschiede haben zugenommen“, sagt Ehrhart.
Zusammenhang zum Wetter
Der Zusammenhang dieser Ergebnisse zur Witterung liegt für Bernd Ehrhart auf der Hand. Von 1997 bis 2022 kamen in seiner Region (Daten der Wetterstation Weißingen, Lkr. Günzburg) im Mittel pro Monat 7 mm weniger Niederschlag herunter. Statt 65 mm im Monat regnete es nur noch 58 mm. Gleichzeitig stieg die mittlere monatliche Temperatur in 20 cm Höhe über dem Boden von 7,5 °C auf 9,5 °C um ca. 2 °C an. Vor allem seit 2013 sind die Wasserbilanzen vielerorts negativ, d.h. es verdunstet mehr als es regnet. Am Standort in Weißingen schloss das Jahr 2022 mit einer negativen Wasserbilanz von – 142 mm ab.
Tipps aus der Beratung
Das Fazit des Beraters aus den Daten: „Das Grundfuttermanagement wird in Zukunft eine noch größere Herausforderung als bisher und es gilt die Grundfuttermittel im Betrieb noch besser auszunutzen.“
Einige konkrete Tipps:
Futterqualitäten verschneiden: Rationen, die künftig gut funktionieren, sind Kombinationen aus mehreren Schnitten. Sie können entweder gleich als Sandwich-Silage angelegt werden oder man füttert aus zwei Silos heraus. Dadurch lässt sich Kraft- und Eiweißfutter einsparen und gleichzeitig extreme Werte wie z.B. viel Rohfaser, viel Zucker und wenig Rohprotein ausgleichen. Ein weiterer Vorteil dabei ist, dass weniger Futterumstellungen im Jahr nötig sind. Für viele Betriebe ist daher ein Umdenken im Silomanagement angeraten.
Schnittqualität: Insbesondere bei Ladewagen-Silage sollte die Schnittqualität überprüft werden. Sind die Messer ausreichend scharf? Die wichtigste Frage vor der Ernte: Sind die Messer ausreichend scharf? Aber auch beim Häcksler sollte die Schnittlänge immer an den TS- und den Rohfasergehalt angepasst werden. Grundsätzlich gilt: Je trockener und rohfaserreicher das Erntegut, desto kürzer sollte gehäckselt werden. Dies hat sowohl Vorteile für das Festfahren, für den beginnenden Siliervorgang und später auch für die Umsetzung des Futters im Pansen. Zudem kann ein gezielter Einsatz von biologischen oder chemischen Siliermitteln das Risiko des Proteinabbaus während des Silierens und/oder von Nacherwärmung nach dem Öffnen des Silostocks reduzieren, wertvolle Inhaltsstoffe sichern und den Verderb des wertvollen Grundfutters verhindern.
Sortenwahl: Trockentoleranten Sorten sollte nicht nur bei Ackerfutter und Silomais der Vorzug gegeben werden, sondern auch bei der Nachsaat im Grünland. Neben der Mischungszusammensetzung spielt aber der Zeitpunkt der Nachsaat eine weitere große Rolle. Während im Frühjahr die Keimlinge oft vom Altbestand „überwachsen“ werden und kein Licht mehr bekommen, geht ihnen in den heißen Sommermonaten von Juni bis August oft das Wasser aus. Erfolgversprechender hingegen ist oft die Nachsaat nach der Trockenphase im Spätsommer.
Eigenes Eiweiß produzieren: Um geringere Eiweißgehalte in den Silagen auszugleichen, lohnt es sich in einigen Fällen über den eigenen Anbau von z.B. Ackerbohnen nachzudenken. Doch der Anbau von „eigenem Eiweiß“ wird nicht für jeden Betrieb die Lösung sein können. Zu wenig verfügbare Anbaufläche, fehlender Düngebedarf und gerade bei Ackerbohnen eine oft unsichere Ertragserwartung gestalten den Einbau in die eigene Fruchtfolge sehr schwierig. Grundsätzlich gilt jedoch: Eiweiß zu sparen, lohnt sich in den allermeisten Fällen nicht. Denn die Folgen wie z.B. weniger Milch oder schlechtere Fruchtbarkeit können gravierend sein.
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