Kälberqualität

Kälber nicht unter Wert verkaufen

Kälber in der Region mästen und ihre Wertschöpfung steigern. Welcher Milchkuhhalter will das nicht? Das Projekt „Wertkalb“ legt Praxisempfehlungen dazu vor.

Das WertKalb-Projekt

Ein Drittel, der jährlich in Baden-Württemberg geborenen Kälber werden im Bundesland gemästet. Der Rest – das sind ca. 41.200, davon 3.200 Biokälber – geht entweder in andere Bundesländer oder ins Ausland. Damit verbunden ist häufig ein Wertverlust und lange Transportzeiten. Ob und mit welchen Maßnahmen sich das ändern lässt, haben Wissenschaftler an der Universität Hohenheim drei Jahre lang im „Wertkalb-Projekt“ untersucht.
Zu wenig Mastkapazitäten vor Ort sind bisher der Grund, warum zwei Drittel der in Baden-Württemberg geborenen Kälber aktuell in anderen Bundesländern oder im Ausland gemästet werden. Oft geht dabei den Herkunftsbetrieben Wertschöpfung für die Tiere verloren. Das gilt vor allem für Biokälber, die durch die längere Tränke mit Vollmilch oftmals höhere Aufzuchtkosten verursachen, dann aber trotzdem zu einem niedrigen Preisniveau in der konventionellen Mast landen.

Ziel: Weniger schlecht zu vermarktende Kälber

Wie lässt sich das ändern? Dieser Frage stellte sich das dreijährige Projekt „Wertkalb“ in erster Linie für die Vermarktung von Biokälbern. Jetzt wurde das Projekt an der Universität Hohenheim abgeschlossen.
Eine der zentralen Schlussfolgerungen ist nach Aussage von Josephine Gresham, Koordinatorin des Projektes, dass sich jeder Einzelbetrieb abhängig vom Betriebstyp, der vorliegenden Rasse, der Betriebsgröße und dem vorhandenen Platz, der Fütterung und dem Markt, den man bedienen wolle, „seine“ individuelle Lösung finden muss.
Aus einer Umfrage mit über 300 Landwirten aus Bayern und Baden-Württemberg – hauptsächlich Biobetriebe – kristallisierten sich folgende Lösungsvorschläge heraus, die in der Praxis zum Teil bereits umgesetzt werden:
  • Eigene Ausmast der Kälber im Milchviehbetrieb, sofern der Platz dafür vorhanden ist.
  • Einsatz von Zweinutzungsrassen: Sie erzielen durch eine bessere Fleischleistung in der Regel höhere Kälbererlöse.
  • Einsatz von Gebrauchskreuzungen: Auch hier sind aufgrund der besseren Mastfähigkeit oftmals höhere Erlöse erzielbar.
  • Verlängerung der Zwischenkalbezeit: Dadurch wird der Anfall möglicherweise unnötiger Kälber im Betrieb reduziert.
  • Einsatz von gesextem Sperma: Ziel ist dabei, weibliche Kälber von Kühen zu erhalten, die für die Nachzucht (Remontierung) wertvoll sind. Der Rest wird mit einer Fleischrasse eingekreuzt und erhält dadurch ein besseres Vermarkungspotenzial durch die höhere Mastfähigkeit.
  • Ammen- oder Kuhgebundene Aufzucht: Mit dieser Art der Haltung kann die Premiumqualität des Kalbes dem Kunden besser vermittelt werden.
  • Querfinanzierung der teureren Aufzucht durch einen höheren Milchpreis: Erste Erzeugergemeinschaften oder Initiativen wie z.B. die Demeter-Heumilchbauern oder die Bruderkalb-Initiative berücksichtigen den Mehraufwand in der Aufzucht über einen besseren Milchpreis. Auswertungen im Rahmen des Projektes haben gezeigt, dass eine Ammengebundene Aufzucht für zwölf Wochen unter Umständen eine geringere Querfinanzierung erfordert als...


Mehr zu dem Thema