Wirtschaftsjahr 2022/23

Hohe Milchpreise – extrem hohe Gewinne!

Die hohen Milchpreise im vergangenen Jahr haben – trotz teurer Futtermittel - die Gewinne in die Höhe schießen lassen.

In Bad Bramstedt stellte die Agrar-Beratung Südholstein unlängst die neuesten Ergebnisse der Betriebszweigauswertung (BZA) vor. Demnach hat ein durchschnittlicher Milcherzeuger umgerechnet ein 57,7 Cent pro Liter Milch an Umsatz erwirtschaftet, rund 8,5 Cent mehr als noch im Vorjahr. Da sich die Direktkosten sich im gleichen Zeitraum hingegen nur um rund 2,2 Cent erhöht haben (auf 33,8 Cent), errechnet sich ein Gewinn in Höhe von 21,6 Cent/kg Milch. Abzüglich der Faktorkosten (eigene Arbeitskraft, eingesetztes Kapital und Pachtansatz für die eigene Fläche) verblieben dem Milcherzeuger unter dem Strich immer noch 9,6 Cent/kg. Hinzu gerechnet werden können hier noch die Betriebsprämien in Höhe von 2,35 Cent. Der betrachtete Auswertungszeitraum umfasst das Wirtschaftsjahr 2022/23.

Gut gemanagte Herden kommen mit Milchpreis von 37,5 Cent klar

Größe und hohe Milchleistungen rechnen sich nach wie vor am besten. So hat das obere Viertel (+25%) der Milcherzeuger ein kalkulatorisches Ergebnis von 16,7 Cent erwirtschaftet (7,3 Cent mehr als der Durchschnitt). Diese top gemanagten Herden benötigen einen Mindestmilchpreis (netto bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß) von 37,5 Cent. Der Durchschnitts-Milcherzeuger muss hingegen 44 Cent pro Liter Milch erlösen um alle Ansprüche entlohnen zu können. Um eine schwarte Null zu erreichen, benötigen die weniger gut gemanagten Herden  sogar 52,2 Cent. Ein derart hoher Milchpreis wird ihnen im laufenden Wirtschaftsjahr aber nicht mehr ausbezahlt werden. Verluste sind in dieser Gruppe (-25 %) dann auch vorprogrammiert.
Das obere Viertel der Milcherzeuger melkt 210 Kühe mit einer Milchleistung von 10.012 kg pro Kuh und Jahr (Durchschnitt: 152 Kühe mit 9.305 kg). Die größten Unterschiede, auf welche die Abweichungen bei den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zurückzuführen sind, liegen im Bereich Grundfutter (Erträge und Qualität).

NRW: 188.000 Euro Gewinn

In NRW erwirtschafteten die Milchviehhalter (Ø 101 Kühe) ein Unternehmensergebnis von 188.260 € (+58 % gegenüber dem Vorjahr). Das geht aus einer Auswertung von fast 500 identischen Haupterwerbsbetrieben (Testbetriebsnetz NRW) hervor.
Auch hier machte sich der Größeneffekt (Skalierung) besonders bemerkbar: So haben Milcherzeuger mit 100 bis 139 Kühe einen Gewinn von 210.342 € erwirtschaftet (+60 %). Diejenigen, die mehr als 140 Kühe gemolken haben (Ø 177 Kühe), konnten sogar 308.080 € an Gewinn verbuchen (+85 %).

1 | Große Herden haben am meisten von den guten Milchpreisen profitiert

Ausblick

Die sehr guten Abschlüsse (hohe Gewinne) dürften sich so schnell nicht wieder einstellen, denn solch ein Allzeithoch (Plateau) bei den Milchpreisen wie Ende 2022 zu beobachten war mit Auszahlungsleistungen von deutlich über 50 Cent/kg, ist derzeit nicht absehbar. Aber dennoch besteht kein Anlass zum Trübsal, denn die Kosten für Kraftfutter, Dünger und Betriebsmittel dürften im laufenden Wirtschaftsjahr geringer ausfallen. Gut gemanagte Milchkuhbetriebe werden dann auch voraussichtlich im Frühjahr/Sommer 2024 immer noch sehr gute Abschlüsse vorfinden.
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