Mit saisonaler Abkalbung kann Grundfutter von der Weide am effizientesten genutzt werden. Nicht nur bei hohen (Kraft-)Futterkosten ist das interessant.
Weidegras ist eins der günstigsten Futtermittel. Wenn Milcherzeuger den Energiebedarf ihrer Kühe dem Aufwuchs auf der Weide anpassen, können sie bei den Futterkosten bares...
Jetzt bestellen und weiterlesen!
Elite - Das Fachmagazin für erfolgreiche Milchproduktion
Elite Print + Digital
Jahresabo
112,20 EUR
/
Jahr
6 Print-Ausgaben im Jahr versandkostenfrei
Alle Print-Ausgaben auch digital für Ihr Tablet oder Smartphone
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf elite-magazin.de
Weidegras ist eins der günstigsten Futtermittel. Wenn Milcherzeuger den Energiebedarf ihrer Kühe dem Aufwuchs auf der Weide anpassen, können sie bei den Futterkosten bares Geld sparen. Das geht zum Beispiel über die Blockabkalbung (saisonale Abkalbung), bei der die gesamte Herde in einem kurzen Zeitraum über neun bis elf Wochen kalbt. Denn: Kalbt eine Kuhherde zum Vegetationsbeginn ab, fällt die Hochlaktation mit dem höchsten Futterzuwachs und Energiegehalten sowie mit der besten Weidequalität zusammen.
Welche Voraussetzungen benötigen Milcherzeuger, die dieses System fahren wollen? Antworten gibt Dr. Andreas Steinwidder vom Bio-Institut am Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein.
Prof. Dr. Andreas Steinwidder
Bio-Institut, Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein
1. Einstellung: Wer saisonale Abkalbung umsetzen möchte, muss sich im Klaren sein, dass es arbeitsintensive und arbeitsärmere Monate gibt. Während den Arbeitsspitzen müssen genügend Arbeitskräfte vorhanden sein. Besonders während der Abkalbezeit erfordert die Tierkontrolle sowie das Versorgen und Tränken der Kälber deutlich mehr Arbeitszeit als sonst. Der erhöhte Arbeitskraftbedarf muss vorab geplant sein. Möglich ist z. B., dass während dieser Zeit Praktikanten aushelfen. Im Gegenzug folgt auf die arbeitsintensiven Zeiten etwas mehr Ruhe, die sich z. B. für Familienurlaube anbieten.
Die richtigen Kühe mit Weidegenetik
2. Weidegenetik: Nicht alle Kühe sind für die saisonale Abkalbung geeignet. In Vollweideregionen können Kühe mit „Weidegenetik“, also gute Graserinnen, das Potenzial der Weide am besten ausschöpfen. Optimal sind z. B. Kühe mit einer Milchleistung um 25 kg/Tag, die nicht zu schwer und zu groß sind. Diese Kühe kalben von März bis April ab. Ab Vegetationsbeginn gehen sie auf die Weide.
Für höherleistende Herden gilt: Sie kalben idealerweise etwas früher in den Wintermonaten (Dezember bis Februar) ab und werden in den ersten zwei bis vier Laktationsmonaten im Stall angefüttert. So können die Kühe ihrer Leistung entsprechend gezielter mit bestem Grundfutter und zusätzlichem Kraftfutter versorgt werden. Diese Tiere kommen erst nach dem Überschreiten des Milch-Peaks auf die Weide.
Tipp: Der Weidebeginn erfolgt früh, die Weidedauer pro Tag wird nach und nach erhöht, während im Stall weiter gefüttert wird und das Kraftfutter hier langsam reduziert wird. Empfohlen wird, das Anweiden mit je einer Woche Stundenweide, dann Halbtagsweide und anschließend Ganztagsweide mit Ergänzungsfütterung zu planen. Die Vollweide erfolgt dann erst nach etwa drei Wochen. Wichtig ist der langsame Futterwechsel, damit sich Pansen und die Kaumuskulatur an das Weiden anpassen können.
Blockabkalbung und daran angepasster Weidegang können sich im Jahresverlauf gut ergänzen. Quelle: Steinwidder
(Bildquelle: elite)
3. Weideflächen: Voraussetzung für die saisonale Abkalbung ist eine ausreichende Flächenausstattung. Bei einer Ertragsleistung von rund 75 dt/TM/ha benötigt man etwa 0,3 ha je Kuh, idealerweise mit arrondierten Flächen. Um das Futterpotenzial der Weide bestmöglich auszuschöpfen, muss der Tierbesatz zum aktuellen Zuwachs passen. Für Milcherzeuger mit Kurzrasenweide und Koppelweide bedeutet das, wöchentlich die Aufwuchshöhe zu messen.
Stallplatz und gutes Herdenmangement
4. Ausreichend Stallplätze: Für die saisonale Abkalbung werden zudem Kapazitäten im Stall (oder ein kompletter Strohstall) benötigt. Zum einen fällt ein größerer Platzbedarf für Abkalbebereich und Kälberunterbringung an, wenn alle Kühe auf einmal kalben. Bei Gruppenabkalbebereichen für jede Kuh mindestens 10 m2 einplanen. Auch der Kälberbereich muss entsprechend vergrößert werden.
Wichtig: Den Bereich für Kälber anpassen an die Kalbungen.
(Bildquelle: Veauthier)
5. Angepasster Milchtank: Aufgrund der unterschiedlichen Anlieferungsmengen muss ein größerer Milchtank vorhanden sein. Achtung: Bei großen Milchtanks kann eine geringe Milchmenge schneller einfrieren, z. B. zu Beginn oder zum Ende der Laktation. Möglich ist es, einen zweiten, kleineren Tank für Laktationsstadien mit weniger Milch zu nutzen. Empfohlen wird, sich vorab mit der Molkerei wegen der schwankenden Milchmenge abzustimmen. Bedenken: Eventuelle Wintermilch-Zuschläge entfallen!
6. Gute Fruchtbarkeit: Blockabkalbung ist nur bei gutem Fruchtbarkeitsmanagement zu empfehlen. Dafür sind Brunstkalender, gezielte Brunstbeobachtung und eine lückenlose Dokumentation wichtig. Kühe, die nicht rechtzeitig trächtig werden, scheiden aus. Ziel ist, dass nur 10 % der Kühe aufgrund von Fruchtbarkeitsproblemen bzw. insgesamt nur 20 % der Kühe pro Jahr abgehen.
7. Klare Arbeitsorganisation: Da viele Kälber gleichzeitig geboren werden, ist eine gute Vorbereitung für die Kalbesaison notwendig. Wichtig dafür sind z. B. effiziente Arbeitsabläufe beim Versorgen und Tränken der Kälber und der Tierkontrolle.
Bei der Tiergesundheit kommt es vor allem auf eine gute Hygiene an, da der Infektionsdruck im Stall aufgrund der hohen Tierzahlen steigen kann. Das erhöht zusätzlich den Arbeitszeitbedarf für regelmäßige und gründliche Reinigung der Kälberställe zusätzlich.
Zudem ist es ratsam, die Abnahme der Kälber abzusichern, dazu vorab mit dem Viehhändler zu sprechen. Eine Möglichkeit, überschüssige Kälber zu vermeiden, könnte sein, vermehrt auf gesextes Sperma zu setzen.
Vorteile der Blockabkalbung
Zeitersparnis durch geblockte Arbeitsabläufe.
Planbare Arbeitsspitzen im Herbst und Winter, dafür deutlich geringeres Arbeitsaufkommen in den Sommermonaten (Urlaub möglich).
Sehr einheitliche Fütterungs- und Kälbergruppen.
Kühe stehen im Winter trocken und fressen am wenigsten Futter (Periode mit den höchsten Futterkosten).
Leerstand von Kälber- und Abkalbebereichen im Sommer (Hygiene).
Effiziente Weidegrasverwertung: Hohe Energiegehalte der jungen Frühlingsweide fällt in Phase hoher Milch-leistungen.
Kraftfuttermengen können reduziert werden.
Beste Verbleiberate der Kühe im Frühling.
Nachteile der Blockabkalbung
Etwaige Wintermilchzuschläge fallen weg.
Niedrigere Herdenleistung (extensiv).
Milchgeld-Einnahmen sind uneinheitlich über das Jahr verteilt.
Geringe Auslastung der Ställe im Sommer (bei Vollweide).
Uneinheitlicher Arbeitskraftbedarf im Jahresverlauf.
Eine schlechte Fruchtbarkeit ist eine der Hauptabgangsursachen. Wir haben deshalb Tipps gesammelt, mit denen Sie das Repro-Management verbessern können.