Helmut Richter, Geschäftsführer der Bäuerlichen Produktionsgemeinschaft Saßleben GmbH & Co. KG, schüttelt den Kopf als er über die Geschichte des Betriebs berichtet. 2017 stand er vor der Entscheidung: Die Milchkuhhaltung auf dem alten LPG-Gelände in Calau aufgeben oder den mutigen Schritt Richtung Neuinvestition wagen?
Eine schwierige Entscheidung auf Grundlage der niedrigen Milchpreise, so Richter, der seit 2009 Biomilch produziert. „Aufhören war aber keine Alternative für...
Helmut Richter, Geschäftsführer der Bäuerlichen Produktionsgemeinschaft Saßleben GmbH & Co. KG, schüttelt den Kopf als er über die Geschichte des Betriebs berichtet. 2017 stand er vor der Entscheidung: Die Milchkuhhaltung auf dem alten LPG-Gelände in Calau aufgeben oder den mutigen Schritt Richtung Neuinvestition wagen?
Eine schwierige Entscheidung auf Grundlage der niedrigen Milchpreise, so Richter, der seit 2009 Biomilch produziert. „Aufhören war aber keine Alternative für mich“. Und so kam es im Juni 2019 zur Grundsteinlegung eines neuen Kuhstallgebäudes. Die Besonderheit? Aufgrund der mangelnden Arbeitskräfte hat sich das Team Saßleben für einen vollautomatisierten Stall entschieden: Vier Melk-, ein Fütterungs- sowie ein Einstreuroboter des Herstellers Lemmer-Fullwood versorgen die Milchkühe.
Kuhkomfort steht an erster Stelle
Einen tollen Überblick über die ganze Herde bietet der Balkon, der über die automatischen Melksysteme (AMS) hinaus ragt. Ein Blick in die Herde zeigt entspannte Kühe. Die Tiere sind verteilt im Stall, einzelne Kühe werden in diesem Moment zum Melken nachgetrieben, andere kauen in den strohgefüllten Liegeboxen wieder. Als der Fütterungsroboter in den Stall einfährt, bewegen sich einige Kühe in Richtung Futtertisch. Der neue Kuhstall bietet Platz für 280 Kühe, welche in zwei Gruppen aufgeteilt sind. Im Oktober 2020 ist die Herde hier eingezogen. Die Milchleistung konnte seitdem gesteigert werden: In den alten Gebäuden wurden im Schnitt 19L Biomilch pro Tag und Tier produziert. Heute liegt die durchschnittliche Tagesleistung bei 27L pro Tier! Helmut Richter freut sich: „Wenn es den Kühen gut geht zeigen sie das auch!“
Beim Bau wurde auf besonders viel Tierwohl Wert gelegt. Beide Gruppen haben täglich die Möglichkeit einen Auslauf zu nutzen. Außerdem hat sich Richter für den Untergrund im Stall genau informiert und ist bis nach Frankreich gefahren um sich verschiedene Gummiböden anzuschauen. Der Gummiboden hat ihn letztendlich etwa 150.000€ gekostet. Viel Geld welches nicht zwingend nötig war, doch mit Erfolg: Ein Blick durch den Stall lässt deutlich erkennen wie trittsicher dieser ist. Teilweise galoppieren vor allem die jungen Kühe mit hohem Tempo durch den Stall. Die Tiefboxen der Kühe werden mittels des Einstreuroboters mehrmals täglich dünn überstreut.
Eine Besonderheit: Die leuchtenden Kühe von Saßleben
Zu Beginn diesen Jahres fielen für fast einen Monat zwei Mitarbeiter auf dem Betrieb in Calau aus. So kam es, dass Richter selbst die Kühe morgens und abends zum Melken nachtrieb.
Dann ging ich durch die Herde und jede Kuh auf die ich zuging guckte mich an. Wie soll man denn so die richtigen Nummern finden?
Helmut Richter
Zu zeitaufwändig, so beschrieb der Geschäftsführer die tägliche Routine des Nachtreibens. Im Kopf schwirrte ihm die Idee, dass Kühe die nicht melken waren sich zeigen müssten. Diesen Gedanken teilte er auch den Vertretern der Firma Lemmer-Fullwood vor. Im August diesen Jahres wurde die Idee in die Tat umgesetzt. Die Kühe in Bad Saßleben wurden mit neuen Halsbändern ausgestattet: Einen ersten Prototypen von Lemmer-Fullwood: Das „Fullbeacon“-Halsband. Doch wie zeigen die Halsbänder Kühe mit einem speziellen Handlungsbedarf? Eine Lampe im Bereich des Nackens ist die Lösung. Sie kann grün, gelb oder rot blinken. Bei Helmut Richter blinken die Halsbänder zweimal täglich zu den Stallzeiten für eine Stunde.
- Grün: Die Kuh war <9 Stunden nicht melken
- Gelb: Die Kuh war >9 Stunden nicht melken
- Rot: Die Kuh war >12 Stunden nicht melken
Alternativ können die Farben beispielswiese brünstige oder kranke Kühe anzeigen. Die Lampe muss einmal pro Laktation aufgeladen werden. Dafür muss die Lampe mit einem Magneten vom Halsband gelöst werden und aufgeladen werden. Das bietet sich in der Trockenstehphase an. Helmut Richter ist überzeugt von der neuen Innovation. Sorgen um die Stabilität der Lampen vor allem aufgrund der Fressgitter haben sich bereits gelegt. Auch die Herdenmanagerin ist begeistert. Ihr Fazit: Das Sortieren benötigt deutlich weniger Zeit und es ist kein Zettel mehr nötig, um die Kühe nachzutreiben. Also noch ein Schritt hin zu mehr Technik und Arbeitserleichterung.
Verbraucher mit ins Boot holen
Für Helmut Richter ist es besonders wichtig, dem Verbraucher die Milchproduktion näher zu bringen. Neben einer Milchtankstelle am neuen Kuhstall bietet der Geschäftsführer Hofführungen an. Dabei können Konsumenten sehen, wie Milch produziert wird und Kühe in modernen Ställen leben.
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