Elite Dairy Tour 2021

Mit Weitblick investiert

Auf dem Laurenzenhof  wird in einem emissionsarmen Kuhstall gemolken, ein Teil der Milch wird zudem verkäst und über eine Milchtankstelle direkt vermarktet.

Manchmal ist es absolut spannend, die Entwicklung eines Milchkuhbetriebs über einen längeren Zeitraum hinweg zu beobachten. Denn so manches Mal passieren Dinge, die man selbst nie für möglich gehalten hat. So „verabschieden“ sich plötzlich Milcherzeuger, die über Jahrzehnte hinweg gewachsen sind und gesunde, leistungsstarke Kuhherden aufgebaut haben. Andererseits treffe ich aber auch auf Milcherzeuger, die quasi aus dem Nichts eine beeindruckende Kuhherde aufgebaut haben und durch ein top Herdenmanagement zu beeindrucken wissen!
Ein solches Beispiel ist der Laurenzenhof der Familie Egle im oberschwäbischen Hailtingen. Vor 26 Jahren habe ich das erste Mal die Familie besucht. Damals wurden etwa 25 Kühe in einem alten, beengten Anbindestall (in Ortslage) gemolken. Auf den ersten Blick eigentlich ein Auslaufbetrieb, dachte ich mir: Zu wenig Kühe, zu wenig Fläche, … der Abstand zur Konkurrenz in der Region war schon sehr groß (viele Milchkuhalter haben damals dort schon 60 und mehr Kühe in Laufställen gemolken, einige hatten sogar schon den zweiten Wachstumsschritt in Angriff genommen). Zudem merkte ich schnell, dass Franz Egle ein durchaus kritischer Landwirt ist, der die damals unter den jungen Betriebsleitern weit verbreitete Strategie „ordentlich wachsen oder weichen“ hinterfragte. In den vergangenen Jahren hatten Franz Egle und ich immer wieder die Gelegenheit, uns zum Thema Zukunft der Milchproduktion unter veränderten politischen Rahmenbedingungen auszutauschen. In Erinnerung geblieben ist mir dabei seine eher zurückhaltende Einstellung bezüglich Investitionen und Wachstum.
Umso überraschter war ich kürzlich bei einem Besuch auf dem Laurenzenhof  zu erfahren, welche positive Entwicklung der Milchkuhbetrieb während der letzten 25 Jahren genommen hat. Heute wird nicht nur in einem neuen, emissionsarmen Kuhstall eine absolut leistungsstarke Herde (12.000 kg) gemolken, ein Teil der Milch wird sogar verkäst und direkt vermarktet, u.a. über eine eigene Milchtankstelle. Die weibliche Nachzucht bleibt bis zum 5. Monat auf dem Betrieb. Danach übernimmt die Rinder ein spezialisierter Aufzüchter. Eerst etwa 4 bis 8 Wochen vor dem Kalbetermin kommen die hochtragenden Rinder wieder zurück. Doch der Reihe nach:

Ein Stallumbau hätte zu viel gekostet

1997 wurde eine äußerst kostengünstige Halle (Zimmermanns-Konstruktion mit Trapezblech) errichtet und diese mit einem AutoTandem-Melkstand bestückt. Schon hier wurde Wert auf Tierwohl gelegt. Ergebnis: Aus kommen noch 3 aktiv melkende, 14 Jahre alte Kühe, die bis jetzt 130.000 bis 160.000 kg Milch geben. (Bildquelle: Veauthier)

1997 hat Franz Egle ausgesiedelt. Damals hat er außerhalb des Dorfes eine äußerst kostengünstige Halle (Zimmermanns-Konstruktion mit Trapezblech) errichtet und diese mit einem AutoTandem-Melkstand bestückt. Der neue Laufstall bot 70 Kühen Platz. Im Lauf der Jahre wurde die Herde jedoch sukzessive aufgestockt, bis auf 85 Kühe. Der Stall drohte irgendwann aus allen Nähten zu platzen. Zudem war damals schon absehbar, dass der Melkstand einer grundlegenden Sanierung unterzogen werden musste. Diese wurde vom Melktechnikservice mit 70.000 € veranschlagt. Zu teuer befand Franz Egle, wenn schon in Melktechnik investieren, dann doch besser in Arbeitszeit sparende Technik. So kam das Thema Melkroboter auf den Tisch. Nachgedacht hat die Familie zunächst über einen Stallanbau mit zwei AMS. Doch auch dieser Plan wurde nach gründlichen Überlegungen wieder verworfen, da Aufwand und Ertrag nicht in einem zufriedenstellenden Ergebnis standen.

Liegestuhl-Stall

Letztlich entschied sich die Familie dann im Jahr 2018 dazu, richtig Geld in die Hand zu nehmen und in einen „Liegestuhl-Stall“ zu investieren. Gemeint ist damit eine schlüsselfertige Bauweise.
Der neue, sechsreihig ausgeführte Kuhstall besticht auf den ersten Blick...


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