Der Milchkuhbetrieb der Familie Maier ist erst seit 2007 ein Vollerwerbsbetrieb. Damals hat Lothar Maier 80 Kühe gemolken. Wer sich in diesen Zeiten für den Haupterwerb in der Landwirtschaft entschieden hat, der hat sich bewusst für Kühe entschieden. Und das ist bis heute bei allen drei Söhnen von Lothar Maier zu spüren. Michael, Andreas und Manuel: Drei Brüder und gleichzeitig GbR-Partner.
180 Kühe werden mittlerweile seit sechs Jahren auf dem Hof in Oberwihl in...
Der Milchkuhbetrieb der Familie Maier ist erst seit 2007 ein Vollerwerbsbetrieb. Damals hat Lothar Maier 80 Kühe gemolken. Wer sich in diesen Zeiten für den Haupterwerb in der Landwirtschaft entschieden hat, der hat sich bewusst für Kühe entschieden. Und das ist bis heute bei allen drei Söhnen von Lothar Maier zu spüren. Michael, Andreas und Manuel: Drei Brüder und gleichzeitig GbR-Partner.
180 Kühe werden mittlerweile seit sechs Jahren auf dem Hof in Oberwihl in Baden-Württemberg gemolken. In den letzten Jahren hatte die Herde einen Durchschnitt von über 10.000l Milch. Aktuell liegt die durchschnittliche Tagesleistung bei 31 L pro Kuh. Das Jungvieh ist seit 2007 ausgelagert.
Betritt man den Futtertisch des Kuhstalls, kann man genau erkennen wo in den letzten Jahren angebaut wurde. Zu Beginn ist die Deckenhöhe, typisch für ein Altgebäude, noch relativ niedrig. Mit jedem Anbauschritt wird die Decke höher. Die Kühe wirken ruhig und schauen neugierig auf während wir über den Futtertisch gehen.
Milchverarbeitung und Vermarktung
Neben der Milch- und Biogasproduktion, ist Familie Maier mit dem Umstieg in die Direktvermarktung eingestiegen. Heute ist die Direktvermarktung weit verbreitet, doch zu diesem Zeitpunkt noch ein ungewöhnlicher Weg! Die eigene Milch wird pasteurisiert und in Giebelkartons verpackt. Zweimal in der Woche wird parallel zum morgendlichen Melken Milch verarbeitet. Die Privatkunden haben eine wöchentliches Liefer-Abo. Pro Woche werden rund 3000L Milch verkauft. Ein Teil der Milch wird direkt zu den Haushalten geliefert. Der andere Teil wird frisch an Märkte in der Umgebung gefahren. Die Auslieferung der Milch liegt in Sabine Maiers Verantwortung, zusätzlich sind zwei Teilzeitkräfte angestellt. Ein Liter Milch kostet 1,50€. Bei Abnahme von höheren Mengen gibt es Staffelpreise.
Es ist immer wieder ein tolles Gefühl wenn wir von unseren Kunden für unsere Produkte gelobt werden.
Michael Maier
Zusätzlich zur Milchverarbeitung wird ein Teil der Milch zu Eis verarbeitet. Zur aktuell eher kalten Jahreszeit wird weniger Eis produziert. Im letzten Jahr sind die Produktionsmengen von Eis aufgrund der Coronapandemie deutlich reduziert worden, da Restaurants kein Bedarf hatten. Ansonsten wird im Sommer alle zwei Wochen 250 bis 300l Eis produziert.
Umstellung auf Drei-Rassen-Kreuzung
Mich stört die Anfälligkeit der Holstein Friesians.
Andreas Maier
Nicht nur bei der Vermarktung, auch in der Zucht gehen Maiers gerne ungewöhnliche Wege, trotz exterieurstarker Herde mit hoher Leistung. Es lassen sich keine schwerwiegenden Probleme erkennen. Und trotz dessen ist Andreas Maier unzufrieden mit der Holsteinherde und will so nicht mehr weiter melken. Ihn stört vor allem die Anfälligkeit der Holsteinkühe für Stoffwechselerkrankungen. In den letzten zwei Jahren hatten die Kühe von Familie Maier viele Zwillingsträchtigkeiten und daraus folgend häufiges Nachgeburtsverhalten. Ein weiteres Problem sieht GbR-Inhaber Andreas bei der Inzuchtproblematik der Holsteinkühe. Er schüttelt den Kopf und sagt: „Viele Anpaarungen sind aufgrund der hohen Verwandtschaftsgrade der Holsteins nicht mehr möglich“.
Daher besamen die Maiers seit April diesen Jahres alle Tiere mit Montbéliard. Ziel ist es die Herde auf die Drei-Rassen-Kreuzung mit Holstein, Montbéliard und Rotvieh umzustellen. Die Hybridkühe sind weniger anfällig und sind bekannt für die gute Fruchtbarkeit, sowie für leichte Geburtsverläufe. Auch die geringen Verkaufspreise für Holstein-Bullenkälber bestätigen Maiers in ihrer Entscheidung für den Einsatz der Montbéliard-Vererber. Andreas Maier hat zuvor einige Kreuzungsbetriebe besichtigt und sich mit den Betriebsleitern ausgetauscht.
Die Drei-Rassen-Kreuzung: So funktioniert es!
Bei der Drei-Rassen-Kreuzung wird in der ersten Generation Holstein mit Montbéliard belegt. Die F1-Generation wir dann mit Rotvieh besamt. Daraus entsteht die Hybridkuh. Die wird dann wieder mit Holstein besamt. Danach wird immer die Rasse eingesetzt die am weitesten zurück eingesetzt wurde. Bei der Rotationskreuzung werden die Stärken der drei Rassen Holstein, Montbéliard und Rotvieh kombiniert.
Inzuchtkoeffizient der Holsteinkühe
Die Holsteinpopulation in den USA hat einen Inzuchtwert von über 9% erreicht. Aus Deutschland sind keine sicheren Zahlen bekannt. Der Unterschied dürfte aber unwesentlich sein. Zum Vergleich haben Nachkommen aus Cousine und Cousin einen Inzuchtwert von 6,25% Der Inzuchtkoeffizient von Nachkommen aus Geschwistern liegt bei 12,5%.
Besamung mit Vakuum und Handykamera
Andreas Maier ist Eigenbestandsbesamer. In Zukunft sollen die Besamungen mit Vakuum und Handykamera durchgeführt werden. Nein, das ist kein Scherz! Denn auch beim Besamungsmanagement geht Familie Maier ungewöhnliche Wege. Passend zur Betriebsbesichtigung wurde die neue „EyeBreed“-Besamungspistole, die mit der Handykamera verbunden, ein Livebild überträgt, eingeweiht. Die Einführung wurde von Hybrid Genetics durchgeführt. Er vertreibt die Besamungspistolen.
Eye-Breed-Besamungspistole
Die Eye-Breed-Besamungspistole ermöglicht Besamungen ohne rektalen Eingriff. Die Pistole ist im vorderen Teil mit einer Kamera ausgerüstet. Diese wird mit WLAN mit dem Handy verbunden, welches beim Einführen in die Scheide der Kuh ein Livebild überträgt. Dadurch kann der Muttermund lokalisiert werden. Dieser wird im nächsten Schritt mit Vakuum, welches von der Besamungspistole produziert wird, angesaugt. Dann kann die Besamungspipette durch die Pistole in den erste Burdiring eingefädelt werden. Im nächsten Schritt wird die Besamungspistole vorsichtig ein Stück aus der Scheide der Kuh gezogen. Durch das am Muttermund aufgebaute Vakuum wird der Gebärmutterhals lang gezogen und die Besamungspistole kann leicht durch die weiteren Burdiringe in die Gebärmutter eingefädelt werden.
Erfahrungen von Susi Kahlo
Susi Kahlo hat auch Erfahrungen mit der Eye-Breed-Besamungspistole. Ihr Mann und sie sind beide Eigenbestandsbesamer und waren begeistert davon, dass die Zeit von „im Dunklen tappen“ vorbei war. Ein dreiviertel Jahr wurden auf ihrem Betrieb alle Kühe und Rinder besamt. Ihr Fazit: Ein tolles Gerät, welches auch einen stolzen Preis hat. Man muss sich aber der Arbeitsintensität und des Mehraufwands was Wartung und Pflege angeht bewusst sein. Im Vergleich für sie ist die konventionelle Besamung deutlich schneller.
Andreas Maier hat sich für die Besamungspistole entschieden, da er als Eigenbestandsbesamer häufig ein Taubheitsgefühl im Arm beim Besamen verspürt. Er erhofft von der Eye-Breed- Besamungspistole Abhilfe. Der erste Versuch hat ohne Probleme geklappt. Andreas wartet nun gespannt auf die ersten Besamungserfolge. Wir sind gespannt, welche ungewöhnlichen Wege Maiers in Zukunft gehen werden, um ihren Betrieb weiterzuentwickeln. Nächstes Jahr soll der Melkstand durch drei automatische Melksysteme ausgetauscht werden.
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