Bei unserem Besuch halten sich viele Kühe im planbefestigten Auslauf zwischen den Folienställen auf. Gerade kommt eine tiefschwarze, bereits ältere Kuh auf uns zu. Ihr Euter reicht bereits knapp über die Sprunggelenke. Thomas Miedke kann sofort alles zu dieser Kuh erzählen. „Sie sieht aus wie eine Holsteinkuh, aber sie ist ein Kreuzungstier“, so Miedke. Schon in den ersten Minuten auf dem Betrieb wird klar, dass er ein absoluter „Kuhmensch“ ist. Zu jeder Kuh im Stall weiß er das...
Bei unserem Besuch halten sich viele Kühe im planbefestigten Auslauf zwischen den Folienställen auf. Gerade kommt eine tiefschwarze, bereits ältere Kuh auf uns zu. Ihr Euter reicht bereits knapp über die Sprunggelenke. Thomas Miedke kann sofort alles zu dieser Kuh erzählen. „Sie sieht aus wie eine Holsteinkuh, aber sie ist ein Kreuzungstier“, so Miedke. Schon in den ersten Minuten auf dem Betrieb wird klar, dass er ein absoluter „Kuhmensch“ ist. Zu jeder Kuh im Stall weiß er das Pedigree und kann sich dafür begeistern. Die Kuh vor uns, so berichtet er weiter, sei die Mutter von einem seiner aktuellen Zuchtbullen.
Anders, aber besonders
Der ursprünglich aus Hessen stammende Milchviehhalter Thomas Miedke ist seit 2007 auf dem Betrieb in Schmogrow-Fehrow bei Brandenburg. Mit ihm haben wir nicht nur einen äußerst Kuh-begeisterten Landwirt getroffen, sondern vor allem jemanden, der eben nicht den „üblichen“ Weg der Milchproduktion einschlägt.
Seit 1992 produziert die Fehrower Agrarbetrieb GmbH Biomilch, die von der Gläsernen Molkerei verarbeitet wird. Außerdem wird ein Teil der Milch an eine Käserei aus der Region abgegeben. Der Käse wird auf Wochenmärkten verkauft.
Aktuell erreichen die rund 300 Kühe eine durchschnittliche Leistung von gut 6.000 kg Milch mit 3,2% Eiweiß und 4,3% Fett. Wichtiger als die Leistung sind Miedke eine kostengünstige Produktion und gesunde Kühe. In seinen Augen generiert er geringe Produktionskosten und gesunde Kühe vor allem aus einem günstig gebauten Kuhstall, Mitarbeiter-Motivation und Einkreuzungen:
1. Günstiger Kuhstall
Blickt man über das Betriebsgelände der Fehrower Agrarbetrieb GmbH stechen die drei Kuhställe, Baujahr 2010, direkt ins Auge: Drei Rundbögenhallen mit einem, von der Witterung bereits beeinflussten, mattweißen Folienüberzug. Zwischen den Hallen haben die Kühe Zugang zu einem Auslauf. „Die drei Kuhställe haben etwas weniger als die Hälfte des neuen Melkhauses gekostet- im Durchschnitt 3.000€ pro Kuhplatz“, sagt Thomas Miedke bestätigend nickend zu den Folienställen.
In seinen Kuhställen gibt es außer Lichtschalter keine Technik. Vor dem Umbau 2010 waren auf dem LPG-Gelände drei Tretmistställe in denen Kühe gehalten wurden. Diese wurden relativ kostengünstig zu den jetzigen Stallgebäuden umgebaut. „Die Ställe hatten niedrige Deckenhöhen und waren sehr dunkel. Nicht ideal, um Kühe zu halten.“, so Miedke. Daher wurde der Überbau abgerissen und durch die Folienhallen ersetzt. Während der Melkzeiten wird der Hauptgang in den sanierten Stallgebäuden abgeschoben und anschließend Futter abgeladen.
Die drei Kuhställe bieten Platz für 600 Kühe. Aufgrund der knappen Futtersituation in den letzten Jahren wurde die Kuhzahl um fast die Hälfte reduziert. Durch den biologischen Futterbau im Zusammenspiel mit dem eher sandigen Boden sind die Futterbauerträge nicht sehr hoch. Langfristig sollen auf dem Betrieb wieder 350 bis 400 Kühe gemolken werden. Die weibliche Nachzucht wird nach dem Absetzen auf einem zweiten Stützpunkt des Betriebs groß gezogen.
2. Modernes Melkhaus
Das Melkhaus hingegen ist ein moderner Neubau von 2017/18. Der gesamte Bereich mit Einbezug von Vorwartebereich, Melkstand und dahinter liegenden Separationsbereich ist mit einem Gummiboden ausgestattet. Dieser soll verhindern, dass die Kühe auf den, durch äußere Bedingungen, schrägen Laufwegen nicht rutschen. Seit 2018 wird in einem Side by Side Melkstand (Doppel 16) von Lemmer Fullwood gemolken. Der Flur ist chronisch und läuft spitz zu, damit der Melker, der hier alleine melkt, alle Kühe im Blick hat. Der Boden ist Höhenverstellbar. Somit wurde hier ein optimaler Arbeitsplatz für die Mitarbeiter ermöglicht. Nach dem Melken erwartet die Kühe ein großes Tränkebecken. Im nachliegendem Separationsbereich ist ein Behandlungs- und ein Klauenpflegestand. Außerdem gehen alle Kühe nach dem Melken durch eine Klauenwaschanlage.
3. Motivierte Mitarbeiter
Die gute Gesundheit der Tiere, Kälberverluste und Totgeburtenraten von nur 1% und die entsprechend niedrigen Tierarztkosten von nur 45€ pro Kuh und Jahr inklusive Besamung verdankt der Geschäftsführer seinen Mitarbeitern. Daher ist es ihm immer wichtig, die Motivation der Mitarbeiter zu fördern und einen angenehmen Arbeitsplatz zu schaffen, beispielsweise durch das moderne Melkhaus.
Wenn die Motivation stimmt, wird die Arbeit ordentlich erledigt.
Thomas Miedke
„Urlaub und freie Wochenenden ohne Kühe sind wichtig, um den Spaß an der Arbeit nicht zu verlieren.“, sagt Miedke. Wenn die Mitarbeiter keinen Spaß an der Arbeit haben, wirkt sich das schlecht auf den Betrieb aus. Um die Motivation aufrecht zu erhalten werden die Mitarbeiter der Fehrower Agrarbetrieb GmbH leistungsorientiert bezahlt. Das bedeutet, dass ihr Gehalt an bestimmte Kennzahlen, wie beispielsweise die Leistung, die durchschnittliche Kuhzahl pro Monat, die verkaufte Milchmenge pro Monat, die Zell- und Keimzahl, die lebend geborenen Kälber sowie die Inhaltsstoffe angepasst ist.
Drei-Rassen-Kreuzung
Robuste Kühe durch eine etwas andere Drei-Rassen-Kreuzung: Thomas Miedke verfolgt seit 2000 bei der Hälfte der Herde die Drei-Rassen-Rotation. Etwas anders als gewöhnlich kreuzt er dabei die Rassen Holstein, Braunvieh und Schwedisch Red. Die Einkreuzungen sollen vor allem die Fruchtbarkeit und die Inhaltsstoffe verbessern. Warum nur die Hälfte? Der Geschäftsführer möchte immer eine Kontrollgruppe haben, um einen Vergleich bei der Leistung und der Gesundheit zu ziehen.
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