Elite Dairy Tour 2021

Der bunte Bauer und seine Kühe

Martin Mühlinghaus schätzt farbige Muster nicht nur auf der eigenen Haut, sondern auch bei seinen Kühen: Mit der Drei-Rassen-Kreuzung arbeitet er an einer unkomplizierten Herde!

Martin Mühlinghaus klettert durchs Fressgitter und läuft langsam über den Laufgang. Auf dem Weg zu den Melkrobotern hält er immer wieder an und verteilt Streicheleinheiten nach links und rechts. Zu jeder Kuh fällt ihm eine Geschichte ein. Tiefenentspannt machen die braunweißen und tiefschwarzen Kühe ihm Platz.
Der 32-jährige liebt den Umgang mit seinen Kühen, das wird mit jeder Minute deutlicher. Worauf er jedoch keine Lust hat, sind ständig neue Stolpersteine: „Ich habe schnell gemerkt, dass ich an herkömmlichen hochleistenden Holsteins keinen Spaß habe. Deswegen habe ich mich entschieden, die Herde nach der Betriebsübernahme auf die Drei-Rassen-Rotationskreuzung umzustellen.“

Nicht allen Kühen sieht man die Kreuzungszucht so deutlich an wie diesem Tier. (Bildquelle: Stoecker-Gamigliano)

Aktuell kalben die letzten reinrassigen schwarzbunten Holsteinfärsen ab. Im Jungviehstall sind bereits nur noch Kreuzungstiere zu finden. Vor allem Arbeitskollegen sind skeptisch, was die Drei-Rassen-Kreuzung angeht. Martin jedoch ist überzeugt von diesem Weg. Einmal eine andere Seite der Zucht und des Managements zu betrachten, ist für uns Grund genug, den jungen Milcherzeuger zu besuchen.
Betriebsspiegel
- 125 Milchkühe mit weiblicher Nachzucht
- 9.600 kg mit 4,10% Fett und 3,64% Eiweiß
- 95 ha Fläche: 60 ha Grünland, 31 ha Acker, 4 ha Wald
- 2 AK: Betriebsleiter und 2 Auszubildene

Die bunten Kühe

Martin ist nicht der typische Landwirt, wie er selbst zugibt. Sein Tattoo auf dem Arm ist quasi sein Markenzeichen: MMM steht für „Meister Martin Mühlinghaus“.

Martin kennt jedes Tier im Stall. Die Freude an den Kühen kann er nicht verheimlichen. (Bildquelle: Stoecker-Gamigliano)

Die Tiere sehen bunter aus und das gefällt mir, weil ich ja auch ein bisschen bunter bin. Ich kann mich mit meinen Kühen identifizieren.
Martin Mühlinghaus
Die Drei-Rassen-Kreuzung hat Martin 2009 auf seinem Lehrbetrieb kennengelernt. Die Zuchtstrategie basiert auf einer Rotation der drei Rassen Holstein, Skandinavisches Rotvieh und Montbéliard.

Kreuzungszucht

Drei Rassen gezielt kombinieren

von Theresa Hagemann

Bessere Fruchtbarkeit, Futtereffizienz und mehr Lebensgewinn verspricht die Dreirassenkreuzung. Tipps für die Zucht- und Anpaarungsstrategie.

Martin störte die Anfälligkeit der Holsteinkühe vor allem für Stoffwechselerkrankungen. Deswegen war er von der Zuchtstrategie für robustere Kühe direkt angetan – anders als sein Vater, denn zu diesem Zeitpunkt stellte die Familie im sechsten Jahr in Folge die leistungsstärkste Herde im Kreis. Kühe zu züchten, die weniger Milch geben, war unvorstellbar! Auch Berater kritisierten die geringeren Laktationsleistungen einer Kreuzungsherde.
Immerhin: Ein Drittel der Herde durfte Martin nach seinem Konzept besamen. Mit Erfolg! Seit 2017 werden alle Färsen und Holsteinkühe in die Kreuzungsstrategie integriert. Die letzten reinrassigen Holsteinfärsen haben nun abgekalbt. Aktuell befinden sich 45 Vollkreuzungen in der Milchviehherde.

Heterosiseffekt bringt gesündere Kühe

Jede der drei Rassen bringt besondere Eigenschaften mit in die Zucht: Holsteinkühe sind bekannt für ihre hohen Milchleistungen, die Euterqualität und das scharfe Exterieur. Montbéliardkühe weisen eine Schwäche bei der Qualität der Euter auf, jedoch bringen sie starke Fundamente, mit einem stärkeren Rahmen, sowie eine bessere Fruchtbarkeit mit. Das Rotvieh zeichnet sich vor allem durch eine besonders gute Klauengesundheit aus. Außerdem stehen sie für leichte Kalbeverläufe, was sich positiv auf den Gesundheitszustand der...


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