Elite entdeckt
Unter „Elite entdeckt“ möchten wir Sie regelmäßig über interessante, neue Produkte und Innovationen in der Branche informieren, die wir bei Besuchen auf Milchkuhbetrieben oder durch andere Wege entdeckt haben.
Im großzügigen, lichtdurchfluteten Melkhaus von Wolfgang und Klaus Ott aus Höpfingen im Norden von Baden-Württemberg blitzt und funkelt es: Auch wenn das neue Außenmelker-Karussell für den Pressetermin extra nochmal herausgeputzt wurde, sieht man der...
Elite entdeckt
Unter „Elite entdeckt“ möchten wir Sie regelmäßig über interessante, neue Produkte und Innovationen in der Branche informieren, die wir bei Besuchen auf Milchkuhbetrieben oder durch andere Wege entdeckt haben.
Im großzügigen, lichtdurchfluteten Melkhaus von Wolfgang und Klaus Ott aus Höpfingen im Norden von Baden-Württemberg blitzt und funkelt es: Auch wenn das neue Außenmelker-Karussell für den Pressetermin extra nochmal herausgeputzt wurde, sieht man der Anlage an, dass sie erst seit April in Betrieb ist. Damals ist die Familie mit ihrer Herde in den neuausgesiedelten zweihäusigen EIP-Stall mit Melkhaus eingezogen. Hinter ihr liegt ein gewaltiger Wachstumsschritt von 120 auf heute 233 Kühe der Rassen Fleckvieh und Schwarzbunt. Eine Melkzeit für die gesamte Herde von nur eineinhalb Stunden (ohne Reinigung) belegt wohl am besten, dass in ihrem neuen 44-er Außenmelker-Karussell aber bereits Routine eingekehrt ist.
Das Melken im neuen Karussell läuft rund und ist sehr entspannt für Mensch und Tier.
Betriebsleiter Klaus Ott
Dass der Schlempertshof einmal mit der neuesten Außenmelker-Generation „R2Evolution“ von Lemmer Fullwood – dem ersten in Deutschland – melken wird, war in der Bauphase ursprünglich nicht geplant. „Wir sind froh, dass wir uns dafür entschieden haben, denn das Melken im neuen Karussell läuft rund und ist sehr entspannt für Mensch und Tier“, sagt Senior-Chef Klaus Ott. Dass sie den Lemmer-Werksstützpunkt Franken in Schopfloch, schon kannten, habe bei der Wahl des Fabrikats eine entscheidende Rolle gespielt. Zuvor wurde in einem Doppel-6er-Fischgrätenmelkstand von GM gemolken, der mit Lemmer-Technik kompatibel war.
Pluspunkt Übersicht und Einzelindexing
Etliche Vorzüge gegenüber dem Vorgängermodell von Lemmer möchten die beiden Betriebsleiter heute nicht missen. Dazu gehört zum Beispiel, dass das Karussell komplett freitragend ist und die früher sehr aufwändige am Boden befestigte Rohrkonstruktion wegfällt. Dadurch gewinnt die Anlage deutlich an Übersicht und ist zudem leichter zu reinigen.
Das Einzeltierindexing macht die Melkarbeit vor allem bei kleinen und unruhigen Tieren viel angenehmer.
Klaus Ott
Ein weiterer großer Pluspunkt ist das mechanisch-hydraulische Einzeltierindexing am Standplatz der Kühe. Als Grundeinstellung wird die durchschnittliche Herdengröße eingestellt. Darüber hinaus kann an jedem Standplatz über einen Knopfdruck am Bedienterminal nachjustiert bzw. das Tier noch näher rangeholt werden, z.B. für das Trockenstellen. „Das macht die Melkarbeit vor allem bei kleinen und unruhigen Tieren viel angenehmer“, sagt der Betriebsleiter. Damit das Tier das Karussell am Ende leichter wieder rückwärts verlässt, tippt der Ausleitbügel es leicht von vorne an. Sobald das System beim Melken einer Kuh aber eine Abweichung eines Parameters vom Sollwert bemerkt, z.B. bei der Milchleistung oder der Leitfähigkeit, fährt es eine zweite Runde. Das hält Ott für eine gute Sache. Fragt man ihn nach möglichen Nachteilen oder Störfaktoren im Karussell, fällt ihm bis auf eine kleine Umprogrammierung nichts ein.
Statt dem bisher hinter den Kühen ringsum laufenden Querholm kann der Kunde beim neuen R2Evolution-Karussell alternativ einen Dropdown-Bügel mit Kotschutz wählen. Familie Ott ist zufrieden, sich für diese Lösung entschieden zu haben. „Das verbessert nicht nur den Komfort für das Tier, sondern auch die Sicht und den Zugriff aufs Euter. Außerdem bleibt der Melker sauberer“, sagen die Praktiker.
Viel Komfort am Melkplatz
Vom Vorwartehof, der zwischen den Melkzeiten gleichzeitig als Laufhof dient, betreten die Tiere auf geradem Wege das Karussell. Der dort installierte Nachtreiber kann sich auf den Boden absenken und reinigt dadurch beim Zurückfahren gleichzeitig die Fläche.
Die Kühe stehen an ihrem Standplatz im Karussell sowie im Ein- und Ausgangsbereich komfortabel auf Gummimatten. Sie verlassen die Anlage über vier Melkplätze und können hier auch bei Bedarf selektiert werden. Familie Ott führt die Herde in zwei Leistungs- und einer Trockenstehgruppe und melkt aktuell im Schnitt 30 Liter pro Kuh und Tag.
Vorgesehen sind in der Regel zwei Melker. Klaus Ott: „Da wir in der Familie sehr unterschiedliche Körpergrößen haben, ist der zweigeteilte Hubboden am Standplatz sehr praktisch.“ Ein optional installierbarer Servicearm verbessert die Schlauchführung und erleichtert das Ansetzen der Lemmer-Melkzeuge, die das Vakuum an der Soll-Knick-Stelle bis zum Ansetzen der Becher abdrücken.
Die Funktion „Lift-and-Go“ schaltet im Bereich des Ansetzbereiches das Vakuum automatisch frei. Alternativ ist das auch manuell am Bedienterminal und per Knietaste möglich. Unter der Eintrittsbrücke ist optional eine Absenkung des Melkzeuges möglich. Zur Spülung werden die Melkbecher in Arbeitshöhe auf die ausklappbare Spülbecher-Vorrichtung gesteckt.
Alles aufgeräumt
Das übersichtliche Bedienterminal ist kompakt an jedem Melkplatz in einer Edelstahl-ummantelten Konsole untergebracht. Im Mittelholm zwischen den Standplätzen ist die Abnahmeautomatik untergebracht. Die Milchmengenmessung befindet sich jeweils unter den Melkplätzen. Dort findet man auch zwei liegende Milchsammelgefäße. Optional kann das Milchanalysesystem IMA installiert werden. Vom großzügigen Touchscreen-Bildschirm am Ansetzplatz lassen sich alle Melkplätze einzeln anwählen.
Durch die optional in die Plattform integrierte Sprüheinrichtung werden die Standplätze nach jeder Kuh und am Melkende kurz abgespritzt. Da die Plattform zudem über ein nach innen liegendes Gefälle und eine Ablaufrinne verfügt, bleibt der Melkplatz sauberer. Gedippt werden die Zitzen kurz vor dem Ausgang per Dipproboter. Auf eine optional mögliche Zwischendesinfektion in Form einer Schleppwanne oder als sog. Backflush integriert im Melkbecher hat der Betrieb verzichtet.
Energie sparen
Das Karussell, das es mit 32 bis 120 Plätzen gibt, trägt einer hohen Energieeffizienz Rechnung: Die frequengesteuerte Vakuumpumpe ist ölfrei. Zwei Rohrkühler tragen ebenfalls zur Energieeffizienz der Anlage bei. Die für Lemmer-Anlagen typische Kochendwasserreinigung ist in zehn Minuten fertig.
Praktisch zur Reinigung finden die beiden Betriebsleiter auch die beiden Waschbäume. Da die Besuchertribüne durch die ursprüngliche Planung mit dem alten Lemmer-Außenmelker etwas vorsteht, waren hier ausnahmsweise zwei Waschbäume nötig. Der Schlauch ist von jedem Platz aus erreichbar und beschleunigt die Reinigung der Anlage. In 15 Minuten sei man auch dank der vielen Edelstahlflächen komplett fertig, berichtet Ott. Statt dem Spritz-Sabberschutz unter dem Kuhkopf für den sich Familie Ott entschieden hat, gibt es optional eine Futterschale, die eine tierindividuelle Lockfütterung erlaubt. „Durch die Schale bleibt der Innenraum sauberer“, erklärt Markus Weber, Vertriebsleiter Süd bei Lemmer Fullwood.
Modularer Aufbau
Das Besondere der neuen Außenmelker-Generation ist laut Lemmer Fullwood, der modulare Aufbau, der dem Kunden eine individuelle Zusammenstellung der Komponenten erlaubt. „Gleich, aber neu konstruiert“, fasst Markus Weber die Neuerungen zusammen. So unterscheiden sich vor allem der Unterbau und das Schienensystem von der früheren Technik, so dass eine Nachrüstung alter Modelle auch nicht so einfach möglich sei.
Das Karussell fährt auf einem Doppelrollen-System mit Nylonrollen, die für eine lange Lebensdauer dreifach gekapselte Lager hätten. Das Gewicht werde laut Hersteller zwischen zwei Auflagepunkten verteilt. Alle Karussell-Modelle von Lemmer sind mit Elektromotor ausgestattet sowie Gummirädern. Bei bis zu 60 Plätzen sind zwei Antriebsräder vorgesehen. Lemmer betont den geringeren Energieverbrauch und Wartungsaufwand der neuen Karussell-Modelle. Ein Hydraulikölwechsel sei nicht mehr nötig, so Markus Weber.
Die Plattformschürze ist aus einzelnen herausnehmbaren Modulen aufgebaut. Durch das Entfernen einzelner Module unter dem Austriebsbereich ist z.B. für die Wartung ein Zugang ins Zentrum des Karussells möglich.
Wie geht es weiter?
Familie Ott hat sich mit der Neuaussiedlung und dem Melkkarussell die Option ermöglicht, den Kuhbestand auf 270 Tiere zu erweitern. Eines Tages. Denn aktuell gilt erstmal dafür zu sorgen, dass der komplette Betrieb rundläuft und dass z.B. im Melkhaus die Nebenräume im kommenden Winter noch ausgebaut werden. Und schlussendlich steht auch die Suche nach einem festen Mitarbeiter an.
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