Kühe in AMS-Betrieben können individueller gemolken und angepasst gefüttert werden. Gerade zu Beginn der Laktation ist dieses sinnvoll, die Kühe häufiger zu melken, da es zu höheren Milchleistungen führen kann. Allerdings steigt damit auch das Risiko einer negativen Energiebilanz und die Gefahr einer subklinischen Ketose, wenn die Fütterung nicht an den erhöhten Nährstoffbedarf zu Laktationsbeginn angepasst ist.
In konventionellen Herden wird dieser zusätzliche Energiebedarf...
Kühe in AMS-Betrieben können individueller gemolken und angepasst gefüttert werden. Gerade zu Beginn der Laktation ist dieses sinnvoll, die Kühe häufiger zu melken, da es zu höheren Milchleistungen führen kann. Allerdings steigt damit auch das Risiko einer negativen Energiebilanz und die Gefahr einer subklinischen Ketose, wenn die Fütterung nicht an den erhöhten Nährstoffbedarf zu Laktationsbeginn angepasst ist.
In konventionellen Herden wird dieser zusätzliche Energiebedarf häufig über höhere Energie- und Stärkegehalte ausgeglichen. Für noch häufiger melkende Frischlaktierer in AMS-Herden kann es noch etwas dramatischer sein, wenn zu hohe Stärkeanteile zu einem Absinken des Pansen-pHs führen. Forscher der kanadischen Universität Guelph haben daher untersucht, ob zusätzliches Flüssigfutter in Form von Melasse das Risiko der subklinischen Ketose zu Laktationsbeginn reduzieren kann.
Erste 60 Laktationstage unter der Lupe
Dafür untersuchten sie 390 gesunde Kühen, darunter 124 erstlaktierende, in sechs unterschiedlichen AMS-Betrieben während der ersten 60 Laktationstage. Auf allen sechs Betrieben liefen die Roboter über freien Kuhverkehr. Auf jeder Milchfarm wurden die Kühe vor der Kalbung in zwei Gruppen eingeteilt, die das Kraftfutter (angepasst an ihre Laktation) jeweils als
- pelletiertes Kraftfutter oder
- pelletiertes Kraftfutter plus 1,6 kg/d flüssiges Kraftfutter für Mehrkalbskühe (1,4 kg/d TM für Erstkalbende)
in der Futterschale im AMS erhielten. Dabei wurden die Mengen an Flüssigfutter bis zum siebten Laktationstag stetig auf die finale Menge gesteigert, die sie bis zum 60. Laktationstag erhielten. Das Flüssigfuttermenge wurde, ähnlich wie die Kraftfutter auf die maximale Anzahl der Melkanrechte aufgeteilt und beinhaltete einen aufbereiteten Mix aus Zuckerrohr- und Zuckerrübenmelasse.
Für die Bestimmung des BHB-Wertes zur Bestimmung einer subklinischen Ketose nahmen die Wissenschaftler bei allen Tieren je eine Blutprobe kurz vor dem Laktationsbeginn sowie ab der Kalbung zweimal wöchentlich, insgesamt fünf Mal. Die Körperkondition erfassten die Forscher vor und zum Zeitpunkt der Kalbung, danach alle zehn Tage. Für Informationen zur Milchleistung und die Anzahl der AMS-Besuche wurden die Programme der Roboter ausgewertet.
Weniger Ketosen, weniger BCS-Verluste nach Flüssig-Kraftfutter
Ergebnis: Die BHB-Werte der Kühe, die zusätzlich Melasse am AMS erhielten, hatten bei allen fünf Testtagen niedrigere BHB-Werte als Kühe, die ausschließlich pelletiertes Kraftfutter erhielten. Kühen ohne zusätzliches Flüssigfutter wurde 1,5mal häufiger eine subklinische Ketose diagnostiziert.
Außerdem hatten Kühe bei zusätzlicher Flüssigfuttergabe mit -0,25 geringere BCS-Punkte-Verluste als die nur mit Pellets gefütterten Kühe (-0,36 BCS-Punkte). Ohne flüssiges Kraftfutter verloren die Kühe 1,2mal mehr Körperkondition als die anderen Kühe. Auf die Anzahl der Besuche und die Milchleistung hatte die zusätzliche Gabe von flüssigem Kraftfutter keinen Einfluss.
Häufigkeit der Diagnosen „Subklinische Ketose“
Die Forscher vermuten, dass das zusätzliche flüssige Kraftfutter in die Milchproduktion fließt, sodass von dort weniger Energie zur Aufrechterhaltung des BCS verloren geht. Die zusätzliche Gabe von flüssigem Kraftfutter im AMS zu Beginn der Laktation kann also dabei helfen, einer negativen Energiebilanz entgegenzuwirken.
Quelle: Moore et al. (2020)
Tiergesundheitsmonitoring
Wie genau sind die verschiedenen Ketose-Testsysteme? Eine Projektstudie zeigt Vergleiche und gibt praktische Hinweise für die Anwendung.
In einem 15minütigen Video erklärt der Tierarzt Dr. Stefan Borchardt von der Freien Universität Berlin wie Ketose erkannt und behandelt wird.