Weideparasiten

Da sind noch Würmer drin

Bei der Aufstallung im Herbst ist es ratsam, die Rinder mit einem Endektozid gegen Magen-Darm-Würmer und Ektoparasiten (z.B. Räude, Läuse) zu behandeln.

Die am häufigsten nachgewiesenen Endoparasiten beim Rind sind Magen-Darm-Würmer (z.B. Ostertagia ostertagi) und Lungenwürmer (Dictyocaulus viviparus). Befallene Tiere haben struppiges Haarkleid und wachsen langsamer. Hochgradiger Wurmbefall führt zu Durchfall auf der Weide und auch im Stall. Und trockener, quälender Husten deutet auf eine Lungenwurm-Infektion hin. 

Besonders gefährdet sind Kälber ab drei Monaten und Jungrinder in der ersten Weideperiode, weil sie noch nie Kontakt mit den Parasiten hatten und deshalb für die Infektion sehr empfänglich sind. Ältere Tiere entwickeln langsam eine Immunität, die nach der zweiten Weideperiode belastbar ist. Durch Stress (z.B. Kalbung) und Abwehrschwäche können auch bei Kühen klinische Symptomen auftreten.

Würmer mögen feuchte Wärme

Die Erstansteckung von Jungtieren mit Magen-Darm-Würmern (O. ostertagi) auf der Weide erfolgt durch überwinternde Larven. Drei Wochen nach der Aufnahme scheiden die Tiere neue Wurmeier aus. Die Weiterentwicklung zu infektiösen Larve ist wetterabhängig. Feuchte Wärme beschleunigt die Entwicklung (Dauer ca. eine Woche), Trockenheit und hohe UV-Strahlung hemmt diese. Die infektiösen Larven werden von den Tieren beim Weidegang aufgenommen. Ohne eine Gegenmaßnahme nimmt der Infektionsdruck auf der Weide ständig zu und erreicht im August seinen Höhepunkt („Sommerpeak“). Larven, die im Herbst aufgenommen werden, gehen in ein mehrmonatiges Ruhestadium und können in seltenen Fällen im Winter zu Durchfall und der sogenannten Winterostertagiose führen.

Lebenszyklus des braunen Magenwurmes (Osteragia ostertagi)

Lebenszyklus des braunen Magenwurms

Im Sommer hat sich der Wurmzyklus auf der Weide so oft wiederholt, dass der Infektionsdruck für Jungtiere sehr hoch ist. (Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)

  1. Im Tier: Die erwachsenen, geschlechtsreifen Würmer legen im Labmagen ihre Eier ab. Je mehr Würmer da sind, desto eingeschränkter die Verdauungsfunktion des Labmagens. Bei starkem Befall kommt es zum Durchfall. Die Eier werden dann über den Kot ausgeschieden.
  2. Auf der Weide: Auf der Weide schlüpfen die Larven aus den Eiern und entwickeln sich zu infektionsfähigen Stadien. Bei feuchter Wärme dauert dieser Vorgang nur eine Woche. Andere Jungtiere nehmen die Larven beim Weidegang auf. So verbreitet sich die Infektion in der Herde.
  3. Im Labmagen: Die Larven dringen in die Labmagendrüsen ein und bilden dort Knötchen. Das behindert die Funktion der Verdauungsdrüsen. Wird es draußen kalt, kann die Entwicklung auch im Tier verzögert werden. In Stress-Situationen bricht die Infektion wieder aus (Winterostertagiose).

Diagnose über Kotproben

Die Untersuchung mehrerer Kotproben aus einer Herde kann die Verdachtsdiagnose „Magen-Darm-Wurmbefall“ bestätigen.

  • Probeentnahme: Am besten entnimmt man mit einem Untersuchungshandschuh eine frische handvoll Kot direkt aus dem Rektum bei mehreren Einzeltieren der Herde.
  • Menge: für die Beprobung braucht es min. 30-40 g Kot
  • Beschriftung: Die Probenröhrchen sollten mit der Ohrmarkennummer des Tieres, dem Datum der Probeentnahme und dem Betriebsnamen gekennzeichnet werden. 
  • Lagerung: Der Kot sollte so schnell wie möglich nach der Entnahme beprobt werden und in der Zwischenzeit kühl gelagert sein. 

Bei der Flotationsmethode werden die Ostertagia-Eier in einer Salzlösung an die Oberfläche geschwemmt und so von anderen Kotpartikeln und schwereren Parasiteneiern getrennt. Mithilfe des Mikroskops werden die Eier dann identifiziert und gezählt. Das dient der Bestimmung des Infektionsdrucks. Ein Herdenbefall kann auch mithilfe von Antikörpern im Blutserum oder der Tankmilch nachgewiesen werden.

Ein Mensch gibt einen Teelöffel voll frischen Kot einer Kuh in ein Probenröhrchen aus Kunststoff.

Die Kotprobe gibt Aufschluss darüber, ob es in der Herde ein Parasitenproblem gibt. (Bildquelle: Berkemeier, Landwirtschaftsverlag GmbH)

Bei Symptomen sofort handeln!

Zeigt eine Herde Krankheitssymptome einer Magen-Darm-Wurm-Infektion, sollte sie umgehend behandelt werden. In diesem Stadium sind bereits Organschäden eingetreten, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Außerdem ist das Fleisch-Fett-Verhältnis der Tiere lebenslang negativ zugunsten von Fett verändert. 

Anzeichen einer Infektion sind: 

  • Struppiges Fell, matt, eingefallen
  • Abgemagerter Zustand
  • Rückgang der Milchleistung
  • Rückgang der Futteraufnahme
  • Veränderte Kotkonsistenz
  • Fruchtbarkeitsstörungen, Aborte
  • Husten, Nasenausfluss, Atemnot (Lungenwurm)

Prophylaxe vor Therapie

Die Therapie von Endoparasitosen sollte eine Notfall- und Ausnahmemaßnahme sein. Besser ist es, mit dem Hoftierarzt eine vorbeugende Strategie zu entwickeln, um Krankheitsfälle im Vorfeld zu verhindern. Diese berücksichtigt ein Gleichgewicht zwischen Entwurmung und Wurmbelastung, die die körpereigenen Abwehrmechanismen berücksichtigt und Resistenzen keinen Vorschub bietet. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel, die 20 % schwersten und gut entwickelten Tiere nicht zu behandeln. Diese Tiere können aufgrund ihrer Konstitution eine gute Immunität aufbauen. So bleiben immer auch ein paar normal empfindliche Würmer auf der Weide, nicht nur diejenigen, die die Parasitenbehandlung aufgrund ihrer Resistenz überlebt haben. Die Auswahl des passenden Antiparasitikums richtet sich nach dem Alter und der Nutzung sowie dem betriebsspezifischem Weidemanagement.

Langwirksame Antiparasitika

Kurzwirksame Wurmmittel (Benzidimidazole) wirken gegen Würmer nur am Tag der Behandlung. Es gibt sie als Futterpellets, zum Aufgießen (Pour-on) und Eingeben (Drench). Die Tiere müssen wegen der kurzen Wirksamkeit vergleichsweise häufig auf der Weide behandelt werden, da sie ja ständig neue Würmer aufnehmen. Weniger aufwendig sind Aufguss- oder Injektionspräparate, die gegen Endo- und Ektoparasiten (Endektozide) wirken. Sie haben eine maximale Wirkdauer von bis zu sechs Wochen.

Die Behandlung muss mehrmals pro Weidesaison wiederholt werden. Nur eine Weidebehandlung brauchen dagegen Jungtiere, denen bei Austrieb ein Bolus eingegeben wird. Dieser wirkt bis zu fünf Monate gegen Endoparasiten, zum Beispiel Magen-Darm- und Lungenwürmer, nicht aber gegen Ektoparasiten. Die Ohrinjektion im Fettgewebe am Ohrgrund wirkt bis zu fünf Monate gegen Endo- und Ektoparasiten und muss gemäß Gewicht dosiert werden. Für die Ohrinjektion müssen die Tiere am Kopf sicher fixiert werden. Parasitenbekämpfung ist in den Sommermonaten und zur Aufstallung für alle Weidetiere wichtig. Die Kunst ist, nur so viele Parasiten abzutöten, wie nötig. 

Impfen

Die Injektion eines Antiparasitikums hinter das Ohr bildet ein Depot, das regelmäßig Wirkstoff freigibt. (Bildquelle: Berkemeier)

Weniger Weideparasiten

Die Schwere des Befalls mit Würmern bei Weidetieren hängt von der Intensität der Weidenutzung ab. Am sichersten sind frisch eingesäte Weiden, die im Vorjahr nur gemäht (keine Weide) wurden. Relativ sicher sind zudem auch Weiden, die im gesamten Vorjahr nicht mit Rindern beweidet wurden.

Das Risiko der Verwurmung auf Weiden steigt, wenn:

  • ab August des Vorjahres Pferde (nicht anfällig für Rinderparasiten) auf der Fläche gegrast haben oder gemäht wurde
  • verwurmte Weiden im ersten Halbjahr wieder beweidet werden (Ruhestadien überleben)
  • auf verwurmten Weiden nach der Schnittnutzung das Erntegut sofort abtransportiert wird und sofort wieder beweidet werden. Hinweis: Wurmeier überleben den Silierprozess.
  • verwurmte Weiden nach dem Winter wieder beweidet werden
  • wenn verwurmte Weiden zuvor mit Rindern beweidet und anschließend beerntet wurden Das höchste Risiko für Rinder besteht auf Weiden, auf denen Rinder standen und bis dahin nicht gemäht wurden. Systematisch vorgehen Eine regelmäßige Kotprobenuntersuchung durch den Tierarzt gibt Aufschluss über die Wurmei-Ausscheidung der Herde. Damit lässt sich der Grad der Verunreinigung der Weiden mit Wurmlarven abschätzen.

Ziel eines nachhaltigen Parasitenmanagements ist es, die Kontamination der Weiden möglichst gering zu halten. Das geht z.B. mit dem Fünf-Weiden-System:

  • Austrieb der Tiere auf eine sichere Weide
  • Weidewechsel nach jeweils drei Wochen (Frühjahr) oder zwei Wochen (im Sommer)
  • Erneute Beweidung einer Weide erst nach einer Ruhepause von drei Monate und Schnittnutzung vor dem Austrieb.

Der erste Schnitt kann dazu beitragen, die infektiöse Larvenmenge deutlich zu reduzieren. (Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)

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