Algen sind in der Umwelt eines jeden Milchkuhbetriebes vorhanden. Es gibt verschiedene Arten und verschiedene Subtypen. Die meisten stören die Kuhgesundheit nicht. Die Algen, die das Euter infizieren, heißen Prototheca zopfii.
Oft Zweitinfektion
Wichtig zu wissen ist, dass Prototheken als Erstbesiedler des Euters es schwer haben. Sie suchen sich Tiere aus, die sowieso schon ein vorgeschädigtes oder infiziertes Euter haben. Die nicht therapierbare Infektion fügt dem Euter dann oft irreversible...
Algen sind in der Umwelt eines jeden Milchkuhbetriebes vorhanden. Es gibt verschiedene Arten und verschiedene Subtypen. Die meisten stören die Kuhgesundheit nicht. Die Algen, die das Euter infizieren, heißen Prototheca zopfii.
Oft Zweitinfektion
Wichtig zu wissen ist, dass Prototheken als Erstbesiedler des Euters es schwer haben. Sie suchen sich Tiere aus, die sowieso schon ein vorgeschädigtes oder infiziertes Euter haben. Die nicht therapierbare Infektion fügt dem Euter dann oft irreversible Schäden zu.
Das Prototheken-Vorkommen in Deutschland ist auf stabil niedrigem Niveau. Je größer die Betriebe werden, desto eher haben sie ein Problem mit Prototheken. Wichtig zu wissen ist, dass Prototheken-Infektionen sehr langlebig sind, d.h. wenn sie es erst einmal ins Euter geschafft haben, dann bleiben sie da auch lange. Die weitere Übertragung erfolgt über das Melkzeug. Je mehr Kühe mit einem Melkzeug gemolken werden, desto höher der Infektionsdruck. Ein typischer Übertragungsweg ist also beispielsweise die Infektion in der Abkalbebox und die Weitergabe der Algen über das Melkzeug am Roboter.
Es gibt keine typische Verlaufsform der Prototheken-Mastitis. In der Praxis sieht man die subklinische mit sehr hohen Zellzahlen und klinische Fälle. Letztere sind häufig chronisch und nicht schwer. Schwere Fälle sind selten.
Hinweis für die Diagnostik
Die Diagnostik aus der Milchprobe ist nicht so einfach. Und auch nicht in jedem Labor in der Routinediagnostik mit dabei. Für die Beurteilung der Kolonien ist ein Mikroskop nötig. Besteht bei Einsendung der Milchproben Prototheken-Verdacht, sollte man das dem Untersuchungslabor schriftlich mitteilen, damit Nährböden länger inkubiert werden bzw. auf Spezialnährböden ausgestrichen wird.
Prototheken-Mastitiden reagieren nicht auf Antibiotika
Prof. Volker Krömker, Universität Kopenhagen
Schwachstellen erkennen
Für die Schwachstellen-Analyse sucht man zunächst nach nassen Stellen im Stall und überprüft die korrekte Antibiotikaanwendung am Euter. Auch zugekaufte Kühe können die pathogenen Algen mit in die Herde bringen. Hier hilft die Untersuchung der Milchprobe, bevor das Tier eingestallt wird.
Antibiotika sauber anwenden
Wie alle Algen mögen sie es gerne feucht und einen pH-Wert im neutralen Bereich oder schwach alkalisch (> ph 7,4). Prototheken reagieren nicht auf Antibiotika. Sie wachsen in antibiotischer Lösung sogar unbeirrt weiter. Darum ist ein typischer Infektionsweg die Verwendung von Antibiotika am Euter. Eine Infektion und Übertragung passiert vor allen Dingen dann, wenn Spritzenaufsätze mehrfach verwendet werden oder angebrochene Flaschen mit eingesteckten Spritzen im Stall rumstehen. Vor allem, wenn aus Kostengründen Flaschenware zur Behandlung von Euterentzündungen genommen wird.
Grüne Stellen im Stall
Ein anderer Übertragungsweg für Prototheken sind feuchte Stellen im Stall, zum Beispiel ein undichtes Fallrohr einer Dachrinne oder eine defekte Tränke neben oder in einem Trockensteher- oder Abkalbestall. Das führt zu nassen Stellen im Tiefstreubereich und dort vermehren sich dann Prototheken. Manchmal schimmern die nassen Stellen grünlich. Ein Hinweis auf die Anwesenheit von Algen. In einer Untersuchung wurde festgestellt, dass draußen gelagerter Kalk (alkalisch) auf einer Mistplatte mit Prototheken überwuchert wurde. Kommt dieser Kalk in die Liegeboxen, stecken Kühe sich an.
Selektionsentscheidung
Wer eine Prototheken Kuh im Bestand hat, die subklinisch erkrankt ist, der kann sie im Bestand lassen. Sind drei oder mehr Kühe betroffen, steigt der Infektionsdruck, die Mastitis-Symptome werden deutlicher und das Ansteckungspotenzial beim Melken steigt. Auffällige Einzeltiere mit Zellzahlen über 800.000 und einem Euter, das sich gummiartig anfühlt, sollten dann mittels Milchprobe untersucht werden. Werden Prototheken nachgewiesen, müssen an dieser Stelle Selektionsentscheidungen getroffen werden. Denn man darf nicht vergessen, dass die Infektion das Euter nicht verlässt: es kann aber sein, dass zwischendurch die Kuh normale Milch gibt und keine Flocken mehr vorhanden sind. Sie bleibt aber hochzellig.
Bei der Behandlung von Eutergesundheitsstörungen lassen sich oft noch Antibiotika einsparen. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen wie das geht.
Kühe mit Mastitis noch mal intensiv nachmelken? Wir haben Dr. Friederike Reinecke gefragt, ob dies immer sinnvoll ist.