Viele Landwirte sammeln Daten, um Erfolge zu sehen und Entscheidungen für ihr Herdenmanagement zu treffen. Bei der Reproduktion spielt da zum Beispiel die Konzeptionsrate eine entscheidende Rolle.
Plötzlich nehmen die Kühe nicht mehr auf. Bei der Trächtigkeitsuntersuchung das ernüchternde Ergebnis: von zehn Kühen sind nur zwei tragend geworden. Was hat das zu bedeuten? Ist bei der Besamung etwas schief gelaufen? Hat sich die Fruchtbarkeit der Herde schlagartig verschlechtert?
Prof. Dr. Paul Fricke von der Wisconsin-Madison Universität aus den USA ist sich sicher, dass die Daten oft nicht richtig interpretiert werden. Dann kommen Milcherzeuger zu falschen Schlussfolgerungen. Er erklärt, wie es dazu kommt.
Viele Landwirte sammeln Daten, um Erfolge zu sehen und Entscheidungen für ihr Herdenmanagement zu treffen. Bei der Reproduktion spielt da zum Beispiel die Konzeptionsrate eine entscheidende Rolle.
Plötzlich nehmen die Kühe nicht mehr auf. Bei der Trächtigkeitsuntersuchung das ernüchternde Ergebnis: von zehn Kühen sind nur zwei tragend geworden. Was hat das zu bedeuten? Ist bei der Besamung etwas schief gelaufen? Hat sich die Fruchtbarkeit der Herde schlagartig verschlechtert?
Prof. Dr. Paul Fricke von der Wisconsin-Madison Universität aus den USA ist sich sicher, dass die Daten oft nicht richtig interpretiert werden. Dann kommen Milcherzeuger zu falschen Schlussfolgerungen. Er erklärt, wie es dazu kommt.
Tragend oder nicht tragend?
Wie der Wurf einer Münze, ist auch das Ergebnis einer Besamung: Es gibt nur zwei Resultate. Tragend oder nicht tragend. Ja oder nein. Kopf oder Zahl. Beim Münzwurf wissen wir, dass die Wahrscheinlichkeit Kopf oder Zahl zu bekommen 50 % beträgt. Jedoch wissen wir nicht, wie oft wir die Münze werfen müssen, um die Wahrscheinlichkeit zu beweisen. Werfen wir 10 oder 100 Mal, bekommen wir nicht unbedingt das Ergebnis, dass 50 % der Würfe Kopf zeigen. Der Mathematiker John Kerrich zeigte in einem Versuch, dass erst nach 1.000 Münzwürfen die Wahrscheinlichkeit Kopf oder Zahl zu bekommen, sich der 50 % annäherte.
Wie erfolgreich die Besamungen auf dem eigenen Betrieb sind, wird über die Konzeptionsrate bestimmt. Diese sagt aus, wie viel Prozent der besamten Tiere tragend geworden sind bzw. wie groß die Wahrscheinlichkeit auf dem eigenen Betrieb ist, dass ein besamtes Tier tragend wird. Doch wie beim Münzwurf wissen wir nicht, wie viele Trächtigkeitsuntersuchungen wir durchführen müssen, um die Wahrscheinlichkeit und somit die echte Konzeptionsrate zu erreichen.
Der Grund für starke Schwankungen
Auf den meisten Betriebe werden nicht pro Tag 1.000 Trächtigkeitsuntersuchungen durchgeführt. Doch es braucht naturgemäß viele Beobachtungen, um sich der wahren Konzeptionsrate der Herde anzunähern. Wenn der Besamungserfolg an wenige Beobachtungen geknüpft ist, spielt der Zufall eine zu große Rolle. Das führt zu einer großen Variabilität bei den einzelnen Messungen. Die Zahl der tragend gewordenen Kühe schwankt dann zwischen den einzelnen Kontrollen stark.
Es ist also statistisch gesehen logisch, dass die Konzeptionsrate zufällig bei den monatlichen oder wöchentlichen Trächtigkeitsuntersuchungen schwankt. Das gleiche Phänomen lässt sich bei der Geburt von Bullen- oder Kuhkälbern beobachten. Obwohl die Wahrscheinlichkeit für beide Geschlechter gleich ist, kommen in einer Woche plötzlich nur Bullenkälber auf die Welt. Während das den Herdenmanager nicht gleich verunsichert, wird er doch unruhiger, wenn plötzlich nur noch ein Bruchteil seiner Besamungen zum Erfolg führen.
Konzeptionsrate richtig bewerten
Statt in Panik zu verfallen, ist es wichtig, die Veränderungen über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Das geht über den gleitenden Durchschnitt der Besamungsergebnisse. Dieser berechnet sich z.B. aus dem Durchschnitt der letzten drei bis fünf Ergebnisse. Dadurch werden zufällige Ausreißer in den Daten geglättet und es ist ein eindeutiger Trend in den Daten abzulesen. Größere Betriebe mit mehr Untersuchungen haben erfahrungsgemäß weniger Variabilität in ihren Daten als Betriebe mit weniger Kühen.
Trächtigkeitsindex, Besamungsindex oder Konzeptionsrate?
Neben der Konzeptionsrate sind andere Parameter für die Berechnung des Besamungserfolgs handfester oder praxisgebräuchlicher. So werden sie berechnet:
- Konzeptionsrate: Die Konzeptionsrate (engl. Conception Rate/Risk) gibt an, wie viel Prozent der besamten Tiere innerhalb eines Zeitraums (z.B. der letzten Brunstperiode) tragend geworden sind. Zielwert sollte bei 50 - 55 % liegen.
- Besamungsindex: Der Besamungsindex errechnet sich aus der Anzahl tragender Tiere, geteilt durch die Anzahl aller durchgeführter Besamungen in einem festgelegtem Zeitraum. Der Index sollte < 1,8 liegen.
- Trächtigkeitsindex: Der Trächtigkeitsindex (auch Besamungsaufwand) gibt die Anzahl Besamungen pro tragend gewordenem Rind an. Besamungen von Tieren, die nicht tragend wurden und als ZU-Kühe abgingen, werden nicht mit einberechnet. Der Zielwert sollte ein Index von <1,7 sein.
Beispiel: Auf einem Betrieb wurden 80 Besamungen an 45 Kühen durchgeführt. Von den 45 Kühen sind jetzt 40 mit 65 Besamungen tragend geworden. Der Besamungsindex beträgt 2 (80/40). Der Trächtigkeitsindex beträgt 1,6 (65/40).
Ein weiterer Parameter, der neben dem Besamungserfolg noch die Brunsterkennung mit einschließt, ist die Pregnancy Rate. Die Pregnancy Rate gibt den prozentualen Anteil der tragend gewordenen Tiere in einem Zeitraum (in der letzten Brunstperiode) an, bezogen auf die Tiere, die hätten besamt werden können. Sie errechnet sich aus der Brunstnutzungsrate und der Konzeptionsrate. Das Ziel ist eine Pregnancy Rate von 25 %.
Tipps für die Bewertung:
- Wenn verschiedene Personen auf dem Betrieb besamen, sollte die Konzeptionsrate und der Trächtigkeitsindex für jeden Besamer einzeln errechnet und verglichen werden.
- Der Verlauf der Konzeptionsrate sollte über einen längeren Zeitraum verfolgt werden. Das geht über die Berechnung des gleitenden Durchschnitts. Dieser berechnet sich aus dem Durchschnitt der jeweils letzten drei bis fünf Werte aus den letzten Brunstperioden. So lassen sich im Zeitstrahl besser die Entwicklungen beobachten, einschätzen und Ausreißer werden geglättet.
- Kühe, die im Nachhinein als zuchtuntauglich eingestuft wurden, können aus der Berechnung des Besamungserfolgs ausgeschlossen werden (so wie es bei der Berechnung des Trächtigkeitsindex bereits geschieht). Das glättet die Daten.
- Bei der Verwendung eines Herdenmanagement-Programms sollten Sie nachschlagen, wie die einzelnen Fruchtbarkeitswerte berechnet werden.
Fazit: Wenn ein Ergebnis deutlich schlechter ausfällt und aus der Reihe tanzt nicht gleich den Kopf zerbrechen und auf Ursachenforschung gehen, sondern abwarten, ob es bei der einmaligen – vielleicht zufälligen – Veränderung bleibt.
Quelle: Prof. Dr. Paul Fricke, 2022, Badger Insight Webinar Series: The randomness of dairy reproduction https://dairy.extension.wisc.edu/articles/the-randomness-of-dairy-repro…
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