Arbeitsfalle Milchkuhbetrieb

Wege aus der Überforderung

Es ist passiert: Man ist „drüber“, total gestresst und arbeitet seit Monaten rund um die Uhr – ohne fertig zu werden. Wie kommt man aus der Arbeitsfalle wieder heraus?

Gerade Milcherzeuger haben mit einer hohen Arbeitsbelastung zu kämpfen. Dazu kommt, dass viele Betriebe in den vergangenen Jahren einen Wachstumsschritt gewagt haben und jetzt spüren, was es heißt, als Unternehmer einen hohen Kapitaldienst bedienen zu müssen.
Mehr Kühe, mehr Schulden, vielleicht weniger Arbeitskräfte als gedacht oder ein Problem in der Familie, das Aufmerksamkeit und Zeit beansprucht – ganz leicht kann es passieren, dass einem da die Arbeit über den Kopf wächst. Das passiert nicht von heute auf morgen. Doch sukzessive finden sich mehr lahme Kühe in der Herde. Die Zellzahl steigt oder es treffen mehr und mehr Mahnungen im Büro ein. Schließlich ruft der Banker an und fragt, was los ist.

Auf einem Milchkuhbetrieb ist immer viel zu tun. Um nicht auszubrennen, sollte jeder Milcherzeuger seine eigene Belastungsgrenze kennen.

Irgendwann folgt die Erkenntnis: Die Arbeitsfalle ist zugeschnappt. Wie kommt man hier jetzt wieder raus?

Interview: Der erste Schritt

Bernd Lührmann ist Unternehmensberater bei der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen. In seinem Alltag sieht er häufig, was geschehen kann, wenn Menschen sich unbewusst in die Überlastung manövrieren. 

Bernd Lührmann

Unternehmensberater, LWK Niedersachsen

Herr Lührmann, wie relevant ist das Thema Arbeitsüberlastung in Milchkuhbetrieben?
Lührmann: In vielen Betrieben ist das Thema sehr bedeutend, was aber auch der wirtschaftlichen Situation geschuldet ist. Gerade bei schlechten Milchpreisen versuchen die Betriebsleiter zu sparen, wo es nur geht. Das wirkt sich dann auch bei der Mitarbeiterzahl oder geringfügig Beschäftigten aus. Diese werden gekündigt, um die Arbeiten dann selbst zu erledigen. 
An welchem Punkt sehen die betroffenen Betriebe ein, dass sie sich „festwühlen“?
Lührmann: Leider häufig erst dann, wenn Außenstehende darauf hinweisen; Berater, Tierarzt oder sonstige betriebsfremde Vertrauenspersonen. Hinweise von Familienmitgliedern werden häufig nicht ernst genommen. Auch Arbeitsspitzen (Erntearbeiten, Ausfall von Aushilfen etc.), betriebliche Probleme (schlechtere Tiergesundheit in der Herde) oder aufgeschobene Arbeiten (Büroarbeit, Datenerfassung für CC) lassen Betriebsleitende nachdenklich werden. Oftmals sieht es auch dementsprechend im betrieblichen Umfeld aus: Stapelbildung im Büro, herumliegendes Werkzeug, Folien werden einfach „irgendwo“ hingeworfen, Müllecken, eine Verunkrautung des Geländes… Kurz: Man sieht es dem Hof an! 
Ohne die Hilfe eines vertrauten, externen Beraters klappt es meistens nicht!
Bernd Lührmann
Was ist der erste Schritt hinaus? 
Lührmann: Der erste Schritt ist, sich einer anderen Person zu öffnen. Denn ich denke, ohne die Hilfe einer externen Person klappt der „Ausstieg“ kaum. Ich frage den Betriebsleiter oder...


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