Elite: Herr Pointner, Sie haben bei der Generalversammlung Ihrer Genossenschaft neulich angekündigt, dass die Milchpreise in diesem Jahr nur moderat steigen können, damit sich Kunden weiterhin Ihre Produkte leisten können. Gleichzeitig leiden die Erzeugerbetriebe aktuell unter extremen Kostensteigerungen von über 10 ct/kg Milch. Wie tragen Sie dieser Tatsache aktuell und künftig Rechnung?
Bernhard Pointner: Unsere Strategie geht nicht zu Lasten unserer Landwirte und Landwirtinnen. Wir haben...
Elite: Herr Pointner, Sie haben bei der Generalversammlung Ihrer Genossenschaft neulich angekündigt, dass die Milchpreise in diesem Jahr nur moderat steigen können, damit sich Kunden weiterhin Ihre Produkte leisten können. Gleichzeitig leiden die Erzeugerbetriebe aktuell unter extremen Kostensteigerungen von über 10 ct/kg Milch. Wie tragen Sie dieser Tatsache aktuell und künftig Rechnung?
Bernhard Pointner: Unsere Strategie geht nicht zu Lasten unserer Landwirte und Landwirtinnen. Wir haben unseren Milchpreis bereits in mehreren Schritten um 4 Cent angehoben, eine weitere Anpassung ist für Mai geplant. Uns sind die Mehrkosten der Landwirte im Detail bekannt und wir unternehmen alles - aber mit Weitblick – um die Kosten auf den Betrieben aufzufangen. Alle Versuche, allein über Verkaufspreise das Problem zu lösen, scheitern gerade im LEH.
Die Margen bei unseren Artikeln wurden bis jetzt nicht einseitig erhöht.
Bernhard Pointner, Geschäftsführer Molkerei Berchtesgadener Land
Elite: Bei Ihren Genossenschaftsmitgliedern sorgt vor allem für Unmut, dass der LEH mit Ihrem Vorgehen seine hohen Margen behalten oder gar noch steigern kann, sie selbst aber leer ausgehen. Was entgegnen Sie darauf?
Pointner: Wir arbeiten eng und partnerschaftlich mit dem LEH zusammen. Die Margen bei unseren Artikeln wurden bis jetzt nicht einseitig erhöht. Unsere Fairness-Strategie - auch gegenüber den Kunden und Kundinnen – wird von Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig mitgetragen und auch auf der Generalversammlung gab es Zustimmung von den Mitgliedern.
Elite: Glauben Sie nicht, dass Ihre Kunden, die ohnehin schon zum kaufkräftigeren Teil der Bevölkerung zählen und offenbar Wert auf Fairness und Nachhaltigkeit legen, mit Unterstützung eines guten Marketings einen höheren Regalpreis akzeptieren würden?
Pointner: Wir wissen sehr genau wer unsere Produkte kauft. Das sind nicht nur Besserverdiener, die Gruppe der Kunden und Kundinnen, denen Fairness und Nachhaltigkeit wichtig ist, ist nicht identisch mit „Besserverdienenden“. Und auch sie gehören zu unserer Stammkundschaft. Aktionen mit unserer Markenbutter findet man schon seit Jahren nicht mehr im Handel. Das spricht für die Treue unserer Kunden und Kundinnen und ermöglicht uns eine vernünftige Produktionsplanung und -auslastung. Da steckt jahrzehntelange Aufbauarbeit dahinter, daher reagieren wir auf die aktuelle Situation mit Bedacht.
Elite: Merken Sie bereits Veränderungen im Einkaufsverhalten Ihrer Stammkundschaft?
Pointner: Dass die Nachfrage der Verbraucher und Verbraucherinnen in Richtung Harddiscount stark angestiegen ist, ist allgemein bekannt. Dort sind wir nicht mit unseren Markenprodukten vertreten. Mit Stabilität bei Butter und Milch im LEH reagieren wir darauf, denn die Bevölkerung spart zuerst beim Lebensmitteleinkauf.
Die aktuell gefeierte Verwertung am Weltmarkt muss erst zeigen, ob sie wirklich langfristig mehr für die Landwirte bringt.
Bernhard Pointner, Geschäftsführer Molkerei Berchtesgadener Land
Elite: Welche Handlungsoptionen hat Ihre Molkerei, um künftige Preissteigerungen im Markt schneller an die Bauern weiterreichen zu können?
Pointner: Wir bedienen nicht den Weltmarkt mit Standardware, Handelsmarken oder Kontraktgeschäft haben bei uns keine Bedeutung – damit sind unsere Bauern Jahrzehnte gut gefahren. Schnell nach oben, heißt immer auch schnell nach unten – und das ist keine Option für unsere Milchviehbetriebe im Berggebiet. Zumal die aktuell gefeierte Verwertung am Weltmarkt erst zeigen muss, ob sie wirklich langfristig mehr für die Landwirte bringt.
Elite: Laufen bereits Gespräche mit dem LEH über Kontraktöffnungen und den Einbau von Kostenindices in Verträge, um solche Marktsituationen künftig realistischer abbilden zu können?
Pointner: Diese Frage müssen Sie Kontraktlieferanten stellen – aber: Jeder eingebaute Floater kennt zwei Richtungen!
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