Die Preise1) zwischen gut und schlecht entwickelten Bullenkälbern werden künftig deutlich stärker als bisher auseinanderdriften. Wir haben mit Berater Clemens Mauch und Kälberhändler Paul Berghuis* gesprochen, wie sich der Kälbermarkt Ihrer Meinung nach verändern wird und worauf Milcherzeuger achten sollten.
Wieso driften die Preise auseinander?
Die Preisspanne bei 14 Tage alten Holsteinkälbern lag im vergangenen Jahr zwischen...
Die Preise1) zwischen gut und schlecht entwickelten Bullenkälbern werden künftig deutlich stärker als bisher auseinanderdriften. Wir haben mit Berater Clemens Mauch und Kälberhändler Paul Berghuis* gesprochen, wie sich der Kälbermarkt Ihrer Meinung nach verändern wird und worauf Milcherzeuger achten sollten.
Wieso driften die Preise auseinander?
Die Preisspanne bei 14 Tage alten Holsteinkälbern lag im vergangenen Jahr zwischen sehr gut entwickelten Bullenkälbern (59 kg) und sehr leichten Kälbern (39 kg) schon bei bis zu 80 €. „Wir erwarten in den kommenden Monaten deutlich größere Spannen zwischen den Gewichten und damit auch zwischen den Preisen“, so Paul Berghuis.
Ein Grund hierfür dürfte sein, dass jetzt zwei wichtige, intensive Aufzuchtwochen von den Mästern hin auf die Milchkuhbetriebe verlagert werden. Aufgrund der unterschiedlichen Fütterungsintensität dürften sich damit die Gewichte der angebotenen Bullenkälber weiter auseinander bewegen.
Hinzukommt, dass bei vier Wochen alten Bullenkälbern, wie sie künftig angeboten werden, die metabolische Programmierung (Mastleistung wird über die Nährstoffversorgung in den ersten Lebenswochen programmiert) schon weitestgehend abgeschlossen ist. „Die Möglichkeiten der Mäster spätere, tägliche Zunahmen zu verbessern, schwinden. Damit dürften die gezahlten Preise für sehr leichte Kälber im Verhältnis deutlich niedriger ausfallen“, so Paul Berghuis. „Milchkuhhalter sollten sich noch intensiver mit der Aufzucht der Bullenkälber auseinandersetzen.“
Haben sie bisher für fünf Kälber je 100 € bekommen? Nein!
Egal ob sie drei, fünf oder zehn Bullenkälber auf einen Schlag verkaufen, erhalten Sie immer einen einheitlichen Preis für die Bullenkälber einer Partie? Also scheint es egal zu sein, wie gut ein Kalb entwickelt ist, denn der lokale Viehhändler zahlt für alle Bullenkälber den gleichen Preis? „Einige Viehhändler nennen ihren Kunden einen Durchschnittspreis. Dadurch wird der Eindruck erweckt, dass leichte Kälber den gleichen Preis beim Mäster erzielen wie schwere. Dem ist in der Regel aber nicht so“, erklärt Paul Berghuis. Als Großhändler zahlt er gestaffelte Preise. „Milcherzeuger sollten nachfragen, was die einzelnen Kälber tatsächlich erzielen. Damit wird dann schnell klar, dass schwere Kälber eben auch einen höheren Erlös bringen.“
Lohnt sich die intensivere Aufzucht?
Clemens Mauch, Berater aus Baden-Württemberg, ist überzeugt, dass sich eine gute Versorgung der Bullenkälber in jedem Fall finanziell lohnt. Zwar erreiche man auch mit besser versorgten Holstein-Bullenkälbern nur selten einen positiven Deckungsbeitrag, aber der „Verlust“ sei bei hervorragend versorgten Kälbern deutlich geringer.
„Für hohe Kälbergewichte muss man sicherlich drei bis fünf Liter Tränke pro Tag mehr ansetzen. Das sind grob geschätzt ca. Mehrkosten von 1,50 bis 2,00 € pro Tag.“ Bei 28 Tagen muss so im Schnitt mit zusätzlichen Aufzuchtkosten von ca. 42 bis 56 € kalkuliert werden. Dies wird aber durch die höheren Zuschläge für schwere Kälber mehr als ausgeglichen, resümiert der Berater.
Wie schwer sollten Bullenkälber künftig sein?
Paul Berghuis rechnet er bei reinen Holstein-Bullenkälbern mit durchschnittlichen Gewichten von 60 bis 70 kg, aber durchaus von einer Spanne zwischen 50 bis 80kg. Aus Sicht des Händlers kann dies positiv sein, da die zwei Wochen längere Aufzucht Qualitätsunterschiede deutlicher zum Vorschein bringt. „Anderseits wird es für mich als Großhändler schwieriger, Partien mit homogener Qualität zusammenzustellen“ erklärt Paul Berghuis.
Bei Weißblauen Belgier-Kreuzungen (WBB) erwartet er Durchschnittsgewichte von 80kg, mit den entsprechenden Spannen.
Künftig bleiben Kreuzungen mit WBB, INRA und Fleckvieh gefragt. Aber auch für gut entwickelte Holsteinbullenkälber sieht er für die Kälbermast weiterhin einen Markt. Angus- Kreuzungen fehlten in der Regel die „letzten Kilos“ beim Schlachtgewicht.
Neben den Gewichten und der Rasse spielt bei der Vermarktung natürlich auch das Alter der Kälber eine Rolle.
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Wie lassen sich die richtigen Gewichte erreichen?
Um diese Gewichte zu erreichen und ein Gefühl für die Entwicklung der Kälber zu bekommen, rät der Händler, die Kälber regelmäßig zu wiegen. „Entweder können die Kälber direkt auf dem Betrieb gewogen werden oder die Milcherzeuger lassen sich die Gewichte über ihre lokalen Viehhändler geben,“ erklärt Paul Berghuis. Werden die Gewichte auf dem Hof ermittelt, sollte man aber darauf achten die Kälber immer unter den gleichen Bedingungen z.B. nüchtern zu wiegen. Nur so hätten Gewichte eine echte Aussagekraft.
Der Großhändler betont aber, dass die auf dem Betrieb ermittelten Gewichte nicht mit denen beim Händler gewogenen übereinstimmen. „Denn die Kälber verlieren während des Transports durchaus mehr als drei Kilogramm bzw. bis zu 10% ihres Lebendgewichts. Und nach diesen Gewichten wird dann auch bezahlt.“
Enthornen: Ja oder nein?
Gibt es neben dem Gewicht noch andere Merkmale, die bezahlt werden? Für die Bullenmast sollten Kälber enthornt sein, für die Kälbermast nicht unbedingt. Ob künftig alle Bullenkälber beim Verkauf bereits enthornt sein müssen, das ist bisher nicht abschließend geklärt, so Paul Berghuis. „Der Markt wird es regeln. Ich kann mir vorstellen, dass es künftig Preisunterschiede bei enthornten Bullenkälber geben könnte.“
Impfungen könnten Mehrerlöse erzielen. Aber: Impfungen müssen von den Mästern nachgefragt werden und die Händler müssen dann die Möglichkeit haben, große, homogene Partien nach Impfstatus zusammenzustellen. Auch der Immunstatus der Kälber könnte an Bedeutung gewinnen.
Immunstatus der Kälber wird wichtiger
Es gibt bereits Kälbermast-Programme wie z.B. „Qualitäts-Programmkälber“ der Firma Denkavit, die das Blut der Bullenkälber auf den Gesamtprotein- und Hämoglobin-Gehalt untersuchen, um den Immunstatus zu ermitteln. So lässt sich die Biestmilch-Versorgung überprüfen und gegebenenfalls honorieren.
1) Wie sich die Preise für vier Wochen alte Kälber ab diesem Jahr entwickeln werden, darüber sind sich die Marktexperten derzeit (in der 4. KW) nicht sicher. Denn der erste Handel mit 28 Tage alten Holstein-Bullenkälbern hat gerade erst begonnen. Wir werden die Preise in den nächsten Wochen beobachten und über die weiteren Entwicklungen berichten.
* Das Unternehmen „Berghuis Kälberhandel“ mit Sitz in Ibbenbüren (NRW) handelt ca. 2.800 Kälber pro Woche und bis zu 145.000 im Jahr. Die Kälber werden fast ausschließlich von lokalen Viehhändlern in nördlichen und östlichen Regionen Deutschlands eingekauft. Pro Woche werden wiederum rund 650 Kälber in die Bullenmast und über 2.000 Kälber in die Kälbermast (vorzugsweise in den Niederlanden) verkauft. Eine der Hauptaufgaben von Berghuis ist das Sortieren und Zusammenstellen der Einzeltiere zu großen, homogenen Partien für die weitere Mast
Wir haben für Sie Tipps von Praktikern und Beratern gesammelt, die Ihnen das Management rund um die Kälberaufzucht erleichtern können.