#milchmacher
Mit der Milch Wohnhäuser heizen
Mit einer Wärmepumpe kühlt Cord Lilie seine Milch und heizt gleichzeitig mehrere Wohnhäuser. Das spart Heizöl, ist klimafreundlich und erhöht die Akzeptanz.
„Hier ist die alte Siloplatte.“ Cord Lilie zeigt ein Luftbild von seinem Milchkuhbetrieb auf dem Computer und fährt mit der Maus über das Betriebsgelände. „Hier liegt Mist“, sagt er. Die Maus fährt ein kleines Stückchen weiter, bleibt auf einem angrenzenden Wohnhaus stehen. „Und hier wohnt der Nachbar.“ Keine 50 Meter entfernt von Stallgerüchen, dem Bölken frisch abgesetzter Kälber, Maschinenlärm und ordentlich Staub, wenn die Strohmühle läuft. Noch gab es keine Probleme, aber Cord Lilie weiß, dass so ein Betrieb in der direkten Nachbarschaft die Nerven beanspruchen kann.
Für mehr Akzeptanz hat sich der Milcherzeuger aus Nordrhein-Westfalen dazu entschieden eine Wärmepumpe zu installieren. Die kühlt nicht nur die Milch auf dem Hof, sondern bereitet aus der Abwärme 60 Grad Celsius heißes Wasser. Über eine Wärmeleitung gelangt dieses zum Nachbarn, heizt das Altgebäude sowie ein frisch errichtetes Einfamilienhaus. Die Wärme reicht sogar aus, das Sozialgebäude auf dem Betrieb sowie das Haus von Cord Lilie und ein weiteres Wohnhaus zu heizen. „Ich will, dass die Nachbarn davon profitieren, dass wir da sind“, sagt Cord Lilie. Mittlerweile dürfte der sich über jede Kuh auf dem Betrieb Lilie freuen, weil sie ihm seine Wohnung warm hält.

Mittlerweile ist noch ein drittes Haus rechts von der Hofstelle an die Wärmepumpe angeschlossen. (Bildquelle: Lilie, DLG Wintertagung 2021)
Die Entscheidung für eine Wärmepumpe auf dem Betrieb fiel deshalb, weil gleich mehrere Faktoren zusammen kamen. Da war einmal die Situation mit den Nachbarn und eine 25 Jahre alte Ölheizung im eigenen Haus. Außerdem stand eine Investition in eine neue Milchkühlung an. „Wir haben hier auf dem Hof nur einen aufrechten Milchlagertank ohne integrierte Kühlung“, berichtet Cord Lilie. Lange Zeit wurde die Milch über einen doppelten Plattentauscher mit Brunnen- bzw. Eiswasser auf 4 Grad Celsius runtergekühlt. Doch der Betrieb wuchs. Ein neuer Stall entstand zuletzt im Jahr 2018 mit Platz für 70 weitere Kühe. Mit wachsender Kuhzahl reichte die Eisbank und die Kältemaschine für die anfallende Menge an Milch nicht mehr aus. Hinzu kam, dass das Brunnenwasser zu den Stoßzeiten während des Melkens nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stand. Ein Zulauf von Stadtwasser funktionierte nicht, da der Anschluss zu klein war.
Wir mussten uns überlegen, wie wir die Milch kalt kriegen.
Zeitgleich plante der Nachbar ein neues Einfamilienhaus und stand vor der Entscheidung, wie zukünftig geheizt werden...
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