Krieg in Israel

Melken mit Todesangst

Die Hamas haben auch Milchfarmen in Israel überfallen. Die Terroristen setzten dabei Kuhställe und Melkzentren in Brand und töteten Menschen und Tiere.

Als die Hamas-Kämpfer am 7. Oktober 2023 in Israel einfielen, suchten die Terroristen unteranderem gezielt Kibbuzim auf. Diese Kollektive verfügen zumeist über Milchkuhanlagen. Dort töteten die Eindringlinge gezielt dort arbeitende Herdenmanager und deren Mitarbeiter in den Ställen und Melkzentren, da die Kühe gerade gemolken wurden. Viele der getöteten Farm-Mitarbeiter stammen aus Thailand, einige von ihnen wurden auch als Geiseln genommen und nach Gaza verschleppt.
Ofier Langer, der seit 2010 die Israeli Dairy School leitet, kennt einige Kollegen, die von der Hamas getötet wurden. „Es ist schwer, das alles zu begreifen. Die Hamas drang in mehrere Farmen ein und erschoss dort wahllos Menschen“, erklärte Langer gegenüber israelischen Medien.
Avi Freiman, Manager einer der angegriffenen Milchfarmen (Kibbuz Alumim), die nur zehn Kilometer von der Grenze zu Gaza entfernt liegt, gab zu Protokoll, dass kurz nach dem morgendlichen Melken eine Gruppe Terroristen dort auftauchte und die Gebäude in Brand steckte. „Sie warfen brennende Fackeln in die Büros und schossen wahllos. Sie haben auch eine Granate auf die Unterkünfte der Arbeiter abgefeuert“, sagt Avi. „Jeder, der zu fliehen versuchte, wurde erschossen. Sie töteten sechzehn thailändische Arbeiter und entführten acht weitere Thais. Zum Glück kam dann die Armee und tötete die zehn Terroristen.“

Kühe wurden seit Tagen weder gefüttert noch gemolken

16 Milchfarmen liegen in der näheren Umgebung des Gaza-Streifens, die allermeisten in Kibbuz-Gemeinden. Auf den Milchkuhanlagen werden zwischen 350 und 700 Kühe gehalten, die durchschnittliche Milchleistung liegt bei rund 12.500 Litern. Die 16 angegriffenen Milchbetriebe produzieren mehr als fünf Prozent der israelischen Milch.
Fünf der von den Hamas-Terroristen angegriffenen Milchfarmen nahe der Grenze zum Gazastreifen liegen in der mittlerweile vom israelischen Militär erklärten Sperrzone. Die Situation dort ist immer noch nicht sicher, weshalb den Farmmanagern und ihren Mitarbeitern der Zutritt noch verwehrt wird. Das bedeutet, dass die Kühe von den Mitarbeitern weder gefüttert noch gemolken werden können. 
„Wir haben die Kibbuzim verlassen, zu denen uns die Armee keinen Zugang gewährt“, so Lior Simcha, CEO der Israel Milk Producers Association. „Wir haben Milchfarmen, die versuchen weiter zu produzieren, auch versuchen wir, Hilfe zu schicken, um die Kühe zu versorgen, aber die Armee lässt uns nicht in ihre Nähe. Die Milchkuhanlagen in Nahal Oz, Alumim und Be'eri sind am Ende. Wir reden hier über Tausend Kühe. Einige sind gestorben, andere werden es tun. Es ist ein Desaster."

Soldaten füttern jetzt die Kühe

Mittlerweile versuchen Soldaten der israelischen Armee, die Kühe zu füttern. Allerdings fehlt es an Heu und Silagen, da viele Futterlager in Brand gesteckt oder zerstört wurden. Auf den übrigen, zugänglichen Milchfarmen arbeiten die verbliebenden Landwirte, ihre Angehörigen und freiwillige Helfer abwechselnd unter dem ständigen, unerbittlichen Raketenbeschuss.

Mittlerweile versuchen Soldaten der israelischen Armee, die Kühe zu füttern. Allerdings fehlt es an Heu und Silagen, da viele Futterlager in Brand gesteckt oder zerstört wurden. (Bildquelle: Israel Farmers Association)

Ohne freiwillige Helfer geht es nicht, da viele ausländische Arbeitskräfte Israel mittlerweile verlassen haben. Zudem kann vielerorts, besonders im Süden Israels, die gemolkene Milch nicht verwertet werden, da zum einen die Milchtanks von Kugeln durchlöchert wurden und die Molkereien immer noch keine Tankwagen aufgrund des Kriegsgeschehens in die Region entsenden können.

Israel: Rund 750 Milchfarmen

In Israel gibt es etwa 115.000 Kühe, die jährlich etwa 1,6 Milliarden Liter Milch produzieren. Ein Teil davon läuft auf einer der 164 Kibbuz-Farmen, ein anderer Teil auf den 573 großen privaten Farmen, den sogenannten Moshavs. Die israelische Milchwirtschaft verfügt über einige der leistungsstärksten Kühe der Welt und nutzt die modernste verfügbare Technologie.
Quellen: u.a. themedialine; Farmers Guardian; ynetnews

Interview

Viel Hitze, viel Milch!

von Sophie Hünnies

Uria Rogel hat als Herdenmanager in Israel gearbeitet und lebt jetzt in Deutschland. Im Interview mit Elite hat er verraten, was israelische Milcherzeuger anders machen als ihre deutschen...

Doron Bar ist leitender Wissenschaftler bei der israelischen Hightech-Schmiede SCR, wo er das Brunsterkennungssystem Heatime entwickelt hat. Das Erfolgsgeheimnis ist sein Kuhverstand.