Interview

Viel Hitze, viel Milch!

Uria Rogel hat als Herdenmanager in Israel gearbeitet und lebt jetzt in Deutschland. Im Interview mit Elite hat er verraten, was israelische Milcherzeuger anders machen als ihre deutschen Berufskollegen.

Was waren Ihre Aufgaben als Herdenmanager auf den Betrieben?

Uria Rogel: Ich habe die täglichen Routinen überwacht, zum Beispiel, ob zur richtigen Zeit die richtigen Gruppen mit der richtigen Ration gefüttert worden sind. Für die Kontrolle der Kühe habe ich mindestens einmal am Tag mitgemolken, um die Kühe direkt zu sehen. So habe ich auffällige Tiere aus dem Melkstand und aus dem Herdenmanagement-Programm für die Tierarzt-Kontrolle aussortiert. Die Schichten für die Mitarbeiter habe ich auch eingeteilt.

Wie unterscheidet sich das Herdenmanagement in Israel von dem in Deuschland?

Uria Rogel: Israelische Herdenmanager haben ein großes Netzwerk an Helfern von außen. Sie tauschen sich intensiv mit ihren Tierärzten, Futterberatern und Zuchtberatern aus, die regelmäßig auf die Betriebe kommen. Ich glaube, dass deutsche Herdenmanager mehr Aufgaben selber erledigen, z.B. Behandlungen, Besamungen und Bullenanpaarung. Diese Aufgaben erledigen in Israel externe Spezialisten, mit denen die Herdenmanager sehr eng zusammenarbeiten.

Was ist der größte Gegensatz zwischen den Betrieben in Israel und denen in Deutschland?

Uria Rogel: Der Futterbau! Fast kein Betrieb baut Futter für seine Tiere selber an. Meist wird alles von großen Futtermittel-Zentren zugekauft. Diese Zentren empfehlen eine Ration für die jeweiligen Betriebe und liefern diese dann entweder als einzelne Komponenten in die Siloanlagen auf den Betrieben oder sogar als komplette TMR direkt auf den Futtertisch. Das spart den Landwirten eine Menge Zeit, Geld und Maschinen. Wenn es Probleme gibt, kontrolliert der Herdenmanager die Fütterungsprotokolle.

Die durchschnittliche Milchleistung liegt in Israel bei über 11.000 kg Milch pro Kuh und Jahr. Was ist das israelische Erfolgsgeheimnis?

Uria Rogel: Ein Grund dafür ist, dass das Land so klein ist. Informationen wandern schnell weiter! Wenn es etwas Neues auf dem Markt gibt, das wissenschaftlich geprüft wurde und gut funktioniert, dann ist das bald auf Betrieben etabliert. So hat sich zum Beispiel der Kompoststall sehr schnell in ganz Israel verbreitet. Außerdem nutzen die israelischen Milcherzeuger die Vorteile des warmen Klimas: Die Wärme trocknet die Einstreu so gut, dass wenig Keime oder Dreck an den Eutern hängenbleiben. Das ist gut für die Eutergesundheit.

Was muss man in Israel unbedingt machen?

Uria Rogel: Hummus probieren! Das ist ein Kichererbsen-Dip, den man mit Pita-Brot isst, am besten selbstgemacht oder im Restaurant. Sehr lecker!

WhiteBoard

Organisation im Kuhstall: Ein Whiteboard gibt einen Überblick. (Bildquelle: Greil)

Milchproduktion in Israel

Milcherzeuger in Israel produzieren trotz extremer Bedingungen über 11.000 kg Milch. Mehr als die Hälfte des Landes ist Wüste, die Futtermittel sind stark begrenzt und die Temperaturen können mancherorts auf über 45°C steigen. Trotzdem melken die israelischen Milcherzeuger über 11.000 kg Milch pro Kuh und Jahr und liegen damit im internationalen Vergleich vorne.

Der Schlüssel für die guten Milchleistungen liegen in einem klugen Management und guter technischen Ausstattung. Das kleine Land am Mittelmeer gilt als Hightech-Schmiede. Davon profitiert auch die Landwirtschaft. Die Milchkuhbetriebe sind mit modernen Systemen für Brunsterkennung und Gesundheitsüberwachung ausgestattet, von denenviele in Israel entwickelt wurden.

Meist sind die Betriebe genossenschaftliche Gemeinschaften (Kibbuz) oder Privatbetriebe (Moshav). Die knapp 120.000 Milchkühe leben meist in offenen Laufställen mit Kompost-Einstreu, die standardmäßig mit Ventilatoren ausgestattet sind.

(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)

Sivan Rosenfeld ist die Frau, die in Israel den Umgang mit Kühen revolutioniert. Die israelische Tierärztin erklärt den Landwirten, ihren Kunden, wie Kühe die Welt sehen. 

Doron Bar ist leitender Wissenschaftler bei der israelischen Hightech-Schmiede SCR, wo er das Brunsterkennungssystem Heatime entwickelt hat. Das Erfolgsgeheimnis ist sein Kuhverstand.


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