Mitte März können sich auch Milchviehhalter für die ITW Rind anmelden, um einen höheren Erlös für Ihre Schlachtkühe zu erzielen. Was Sie jetzt dazu wissen müssen.
Mit einer Corona-bedingten Verzögerung geht im März nun endlich die Initiative Tierwohl (ITW) für Rinder an den Start. Das haben die Vertreter der ITW am vergangenen Freitag bekannt gegeben. Ab dem 15. März können sich interessierte Betriebe anmelden, ab 1. April beginnt die Auditierung. Der Fokus der ITW Rind liegt klar auf Rindfleisch, dennoch können auch Milcherzeuger profitieren.
Elite hat für Sie die wichtigsten Punkte zum Programmstart zusammengefasst.
1. Wie können Milchviehhalter teilnehmen?
Milchviehhalter sollten über ihre Molkerei an einem von der ITW anerkannten Tierwohl-Programm für Milch teilnehmen. Das könnte z.B. in Zukunft – sobald die gegenseitige Anerkennung vorliegt – QM+ sein. Da die Kriterien und die Prüfsystematik vergleichbar sind, können sie dann ihre Schlachtkühe als ITW-Tiere vermarkten. Ihren Mehraufwand bekommen sie gleichzeitig auch über einen Zuschlag auf die Milch honoriert.
Alternativ ist aber auch möglich, sich bei der ITW Rind anzumelden, ohne dass man an einem speziellen Tierwohlprogramm für die Milch teilnimmt.
Stellten das neue ITW Rind der Öffentlichkeit vor (von links): Dr. Alexander Hinrichs, Robert Römer und Dr. Patrick Klein.
(Bildquelle: ITW)
2. Welche zusätzlichen Kriterien müssen Milchviehhalter für die ITW Rind erfüllen, wenn sie an keinem Tierwohl-Programm ihrer Molkerei teilnehmen?
Wer als Milcherzeuger nicht ohnehin über seine Molkerei an einem Tierwohlprogramm teilnimmt, muss folgende Kriterien einhalten:
Als Basis dienen die Kriterien von QS. Hinzu kommen:
die Teilnahme am QS-Antibiotikamonitoring
die Teilnahme am indexierten Schlachtbefunddatenprogramm
eine jährliche Weiterbildungsmaßnahme
die Kombihaltung mit mindestens 120 Tagen Bewegung an mindestens zwei zusammenhängenden Stunden pro Tag, ganzjährige Anbindehaltung ist verboten
im Stall Tageslicht und eine Beleuchtungsdauer von mehr als 8 Stunden
ausreichend Frischluft im Stall
mehr Platz im Stall, mind 4 m2/Tier bei über 350 kg
saubere Tiere
Scheuermöglichkeiten
eine intensivierte tierärztliche Bestandsbetreuung
weiche Liegeflächen
Abkalbebox
Enthornung mit Betäubung
mind. 4 x jährlich Zellzahlmessung auf Einzeltierebene; dabei müssen mind. 55 % der Tiere < als 100 000 Zellen/ml aufweisen.
3. Mit wieviel zusätzlichen Kontrollen müssen Milchviehhalter rechnen?
Nimmt der Landwirt an einem von der ITW anerkannten Tierwohlprogramm für seine Milch teil, z.B. an QM+, gibt es keine zusätzlichen Audits. Wer ohne ein sonstiges Tierwohlprogramm ITW-Rinder vermarkten will, bekommt neben dem Programmaudit zum Start in der dreijährigen Laufzeit zwei Mal im Jahr eine Kontrolle auf den Hof. Dabei handelt es sich um zwei so genannte Bestätigungsaudits in der Mitte und am Ende der dreijährigen Laufzeit sowie um einen jährlichen unangekündigten Bestandscheck.
4. Welchen Zuschlag erhalten Milchviehhalter für ihre Schlachtkuh?
Milchviehhalter bekommen einen Zuschlag von 4 ct/kg Schlachtgewicht. Allerdings nur, wenn sie ihre Tiere als ITW-Rinder beim Schlachter anmelden und dieser sie auch als solche vermarkten kann. „Die Kette vereinbart selbst, wieviel Rinder als ITW-Rinder geliefert werden. Und nur für diese gibt es einen Mehrpreis“, so Robert Römer, Geschäftsführer der ITW.
5. Wer zahlt den Preisaufschlag aus?
Die Schlachtbetriebe zahlen die Zuschläge für ITW Rind aus, wenn sie dafür am Markt auch Abnehmer haben.
Den Zuschlag von 4 ct/kg bekommt nur, wer seine Schlachtkuh beim Schlachter als ITW-Rind anmeldet und dieser es auch als solches absetzen kann.
(Bildquelle: ITW )
6. Bei wem muss man sich anmelden?
Die Anmeldung läuft über so genannte Bündler. In der Regel sind das die Schlachtbetriebe, an die die Schlachttiere geliefert werden.
7. Wieviel Landwirte können mitmachen?
Die Zahl der Teilnehmer ist unbegrenzt, da es keine definierte Summe für das Programm gibt. Die Schlüsselstelle ist der jeweilige Schlachtbetrieb, der die ITW-Qualität auch tatsächlich höherpreisig absetzen kann.
8. Welcher Haltungsform des LEH entspricht ITW Rind?
ITW Rind entspricht Haltungsform 2. Daher wird auch die gegenseitige Anerkennung mit QM+, das ebenfalls Haltungsform 2 entspricht, angestrebt. Derzeit sei das laut Dr. Patrick Klein, Pressesprecher der ITW, noch nicht der Fall. „Wir rechnen aber damit, dass das klappt“, so Dr. Klein gegenüber Elite. Eine mögliche Einstufung in höhere Haltungsformen sei derzeit bei ITW nicht geplant. „Gleichzeitig prüfen wir stets die Optionen, wie sich die ITW weiterentwickeln kann.“
Robert Römer
Geschäftsführer der Initiative Tierwohl
9. Was sagt das Kartellamt zu den einheitlichen Preisaufschlägen?
Laut Robert Römer, Geschäftsführer der ITW, toleriere das Kartellamt nach seiner aktuellen Einschätzung die einheitlichen Preisaufschläge. „Wir können damit erstmal arbeiten und den Landwirten mit dem einheitlichen Aufschlag Planungssicherheit bieten.“ Das Thema sei intern aber weiterhin in der Prüfung.
10. Ab wann gibt es erste Produkte im Markt?
Die Geschäftsführung der ITW rechnet damit, dass der LEH ab Mai/Juni die ersten Produkte mit dem ITW-Logo kennzeichnen kann. „In der Breite werden ITW-Rind-Produkte 2023 erhältlich sein“, schätzt Robert Römer.
QM+ machts möglich: Schon bald können Milcherzeuger ihre Herden (Ställe) ohne größeren Aufwand in Haltungsform 2 einstufen lassen. Einen Preiszuschlag soll es auch geben.