Stehen die aktuellen Zeichen am Milchmarkt nur für eine leichte Beruhigung oder gar für eine Trendumkehr? Diese Frage treibt Analysten derzeit um. Doch für eine klare Aussage sei die aktuelle Lage durch die vielen nationalen und internationalen Einflussfaktoren zu komplex.
Die Hinweise, dass der Zenit langsam erreicht ist, verdichten sich allerdings: Sowohl der Global-Dairy-Trade-Index (-2,9 %) als auch das IG-Milchbarometer (- 6,7 ct/kg) sanken zuletzt und die Märkte für Pulver und...
Stehen die aktuellen Zeichen am Milchmarkt nur für eine leichte Beruhigung oder gar für eine Trendumkehr? Diese Frage treibt Analysten derzeit um. Doch für eine klare Aussage sei die aktuelle Lage durch die vielen nationalen und internationalen Einflussfaktoren zu komplex.
Die Hinweise, dass der Zenit langsam erreicht ist, verdichten sich allerdings: Sowohl der Global-Dairy-Trade-Index (-2,9 %) als auch das IG-Milchbarometer (- 6,7 ct/kg) sanken zuletzt und die Märkte für Pulver und Butter haben sich deutlich beruhigt. Nur Käse bleibt trotz höherer Verbraucherpreise Umsatztreiber.
Von einer echten Trendumkehr kann man aber erst reden, wenn auch das Rohstoffangebot wieder ansteigt. Doch das werden selbst die aktuell guten Milchpreise mit einem bundesweit geschätzten Schnitt von 45 ct/kg nicht mehr wie früher bewirken, sagt Marktexpertin Monika Wohlfarth, ZMB.
Der Osten und Südwesten verlieren deutlich
Neueste Zahlen der Zentralen Marktberichterstattung in Berlin zeigen, dass die Milchanlieferung im ersten Quartal 2022 in allen Bundesländern gegenüber dem Vorjahr rückläufig ist. Das Minus beträgt im bundesweiten Schnitt insgesamt 1,9 %.
Milchanlieferung nach Regionen (Erzeugerstandort) in 1.000 t
Thüringen (- 7,4 %), Hessen, Rheinland-Pfalz, das Saarland (gesamt –5,3 %) und Baden-Württemberg (-3,6 %) sind die Bundesländer, die am stärksten verloren. In Niedersachsen ist der Rückgang mit einem leichten Minus von 0,2 % marginal und im bundesweiten Vergleich am schwächsten ausgefallen. In den westlichen Bundesländern sank die Milchmenge unterdurchschnittlich um 1,6 %. Bayern kam mit einem Minus von 1,8 % trotz der befürchteten starken Strukturveränderungen glimpflich davon. In den östlichen Bundesländern wurden im Schnitt 3,0 % weniger Milch angeliefert als im ersten Quartal von 2021.
Die Folge: Nicht nur der Wettbewerb um die Milch wird steigen, sondern auch um die Absatzkanäle (Inland versus Export). Letztlich werde auch das Angebot an Endprodukten sinken, weil ein quantitatives Wachstum nicht mehr möglich ist. Molkereien werden in ihrem Sortiment stärker priorisieren und für neue Milchsorten bzw. mehr Diversifizierung auch mehr Aufwand betreiben müssen, so Wohlfarth weiter.
Die Schlagzeilen der Woche:
Milchanlieferung: Saisonhoch erreicht
Die Saisonspitze scheint bei der Milchanlieferung erreicht zu sein: In der letzten Woche stieg das Milchaufkommen gegenüber der Vorwoche noch einmal um 0,4 %, damit ist der Rückstand zum gleichen Zeitraum des Vorjahres wieder auf 1,5 % geschrumpft. Das berichtet die ZMB in Berlin.
Käse: Hohe Nachfrage trotz höherer Verbraucherpreise
Der Markt hat sich über alle Rohstoff-Kategorien hinweg weitgehend beruhigt, Analysten sprechen von zunehmend stabilen Preisen.
- Magermilchpulver: Durch eine weiterhin gute Verfügbarkeit pendeln sich die Preise auf dem in der vergangenen Woche erreichten niedrigeren Niveau ein. Auf hohem Niveau stabil bleiben dagegen die Notierungen für Vollmilchpulver und Molkenpulver. Dass die Nachfrage auch am Weltmarkt relativ verhalten ist, wird mit den großflächigen Lockdowns in China erklärt.
- Butter: Mit einer Spanne von 7,64 bis 7,90 €/kg für Markenbutter, geformt im 250 g Päckchen ist auch bei Butter eine Stagnation eingetreten. Begründet wird dies mit der Anhebung der Verbraucherpreise für Handelsmarken.
- Käse: Gegen den Trend geht es bei Käse weiter aufwärts. Mehr Nachfrage als Angebot und weiter steigende Preise kennzeichnen das Schnittkäse-Geschäft. Die höheren Verbraucherpreise wirken sich hier bisher nicht aus. Für Schnittkäse in Blockware lagen die Notierungen zuletzt bei 5 € bis 5,40 €. Für Brotware ging es hoch bis 5,50 €.
Spotmilchpreise bei 51 bis 53 ct
Am deutschen und niederländischen Spotmilchmarkt geht es ebenfalls auf eher stabilem Niveau weiter. Hier wird Ware derzeit in Norddeutschland für 51,5 ct/kg gehandelt, im Süden für 53 ct. Das berichtet das niederländische Portal DCA-Markten.
Käse als Wachstumsmarkt und Umsatztreiber
Der Export von Milchprodukten ist für die deutsche Milchwirtschaft nach wie vor ein sehr wichtiger Absatzkanal. Das betonte Marktexpertin, Monika Wohlfarth von der ZMB Berlin, auf dem diesjährigen Molkereikongress der Lebensmittelzeitung in München. 2021 konnte der Exportwert noch einmal deutlich gesteigert werden.
Zugpferd und Hauptwachstumsträger ist dabei weiterhin der Käse. Der Absatz stieg hier von 1.32 Mio. t im Jahr 2020 auf 1.36 Mio. t im letzten Jahr. Marktanteile im Export verloren haben dagegen Magermilchpulver, loser Milchrahm, Frischeprodukte und Butter.
Diese Entwicklung werde laut Wohlfarth anhalten, auch der Export in Drittländer gewinne weiter an Bedeutung. „Weltweit haben wir einen Trend zu höherem Käsekonsum und daher auch zu einer höheren Käseproduktion weltweit.“
Deutsche Milchexporte in Mrd. €
Quelle: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, AgE