Wirtschaftsjahr 2023/24

Die goldenen Zeiten sind erstmal vorbei

Das tut weh! Milcherzeuger werden im laufenden Wirtschaftsjahr mit deutlichen Gewinneinbußen rechnen müssen.

Die im Vergleich zum Vorjahr 2022/23 deutlich geringeren Milchpreise und sich weiter verschlechternde ökonomischen Rahmenbedingungen werden wohl die Gewinne von Milchkuhbetrieben im Wirtschaftsjahr 2023/24 deutlich abschmelzen lassen. Das prognostiziert der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK)  mit Verweis auf die Buchführungsergebnisse des Vorjahres sowie aktuelle Daten und Trendanalysen. 

Knapp über 40 Cent im Jahresdurschnitt?

Zu Beginn des laufenden Wirtschaftsjahres - im Sommer 2023 - erlösten viele Milchbauern nur noch etwa 41 bis 42 Cent/kg, im Norden Deutschlands sogar noch weniger. Erst seit einigen Wochen zeigt der Milchmarkt wieder eine leichte Erholung. Marktanalysten rechnen für das Jahr 2024 mit einem Milchpreis von knapp über 40 Cent, einem Auszahlungspreis, der rund 20 bis 25 Prozent unter dem Vorjahresniveau von 55,8 Cent/kg (netto inklusive aller Zuschläge) liegen dürfte.
Größere Preisausschläge nach oben sind aufgrund der guten Grundfutterverfügbarkeit und der damit zu erwartenden stabil bis steigenden Milchmengen kaum zu erwarten.

Schlachtkuhnotierungen stabil, Kraftfutter günstiger

Gegenüber dem Vorjahr erwarten die Landwirtschaftskammern für Altkühe und Kälber stabile bis leicht höhere Preise. Diese Einschätzung ist auch den höheren Kälbergewichten aufgrund der neuen Transportverordnung geschuldet.
Positiv zu vermerken ist, dass sich aktuell die Situation bei den Futtermitteln (-9 bis -25 %) und vor allem bei den Düngemittel (-20 bis -40 %) wieder normalisiert – obwohl von den Herstellern eine gestiegene CO2-Abgabe und höhere Transportkosten umgelegt werden.

Nur noch 65.000 Euro Gewinn …

Unter dem Strich erwarten die Landwirtschaftskammern im Bereich Milch-/Futterbau im Durchschnitt Unternehmensergebnisse von rund 65.000 Euro, jedoch mit großen regionalen Unterschieden. Somit dürften sich die Gewinne spezialisierter Futterbaubetriebe wieder im langjährigen Korridor einpendeln (im außergewöhnlichen, vergangenen Wirtschaftsjahr 2022/23  haben spezialisierte Milcherzeuger mit einem Kuhbestand von 100 Tieren in etwa einen dreifach so hohen Gewinn verbuchen können).

… dabei müssten es 100.000 € sein!

Diese ernüchternden, prognostizierten Gewinne von knapp unter 70.000 Euro reichen für einen durchschnittlichen Familienbetrieb nicht aus, um die privaten Lebenshaltungskosten, die Einkommenssteuern, die betrieblich bedingten Ausgaben wie Sozialversicherungen, die Mitversorgung des Altenteils, die Tilgung der privaten Darlehen zu bedienen sowie Zukunftsinvestitionen zu finanzieren.
In diesem Jahr wird sich eine Familien-AK denn auch mit einem monatlichen Nettoeinkommen von rund 2.000 € begnügen müssen! Um ein angemessenes Einkommen erzielen zu können, müssten theoretisch noch außerlandwirtschaftliche Einkommen (z. B. gewerbliche Einkünfte aus einer PV-Anlage oder außerlandwirtschaftliches Erwerbseinkommen des Ehepartners) hinzukommen.
Um in die von Gesellschaft und Gesetzesgeber geforderte Neuausrichtung der Tierhaltung investieren zu können und nachhaltig zu wirtschaften, wäre für einen Haupterwerbsbetrieb ein Unternehmensergebnis von mindestens 100.000 Euro erforderlich.
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