Betriebe mit arrondierten (Grünland-)Flächen rund um ihren Kuhstall können mit einer saisonalen Abkalbung (Blockabkalbung) den Weideaufwuchs sehr effizient nutzen. Wenn alle Kühe geblockt über einen kurzen Zeitraum im Herbst/Winter kalben, können die frischlaktierenden Kühe zunächst im Stall leistungsgerecht angefüttert werden und anschließend auf der Weide mit kostengünstigem Grundfutter ausgefüttert werden. Tipps für die Umstellung auf saisonale Abkalbung.
Hintergrund: Saisonale...
Betriebe mit arrondierten (Grünland-)Flächen rund um ihren Kuhstall können mit einer saisonalen Abkalbung (Blockabkalbung) den Weideaufwuchs sehr effizient nutzen. Wenn alle Kühe geblockt über einen kurzen Zeitraum im Herbst/Winter kalben, können die frischlaktierenden Kühe zunächst im Stall leistungsgerecht angefüttert werden und anschließend auf der Weide mit kostengünstigem Grundfutter ausgefüttert werden. Tipps für die Umstellung auf saisonale Abkalbung.
Hintergrund: Saisonale Abkalbung
In Deutschland beträgt die effektive Vegetationsdauer nur fünf bis max. sieben Monate. In diesem Zeitraum lässt sich aus Gras sehr effizient Milch produzieren. Mit der saisonalen Abkalbung (Blockabkalbung), bei der ca. 80 % der Kühe innerhalb von drei Monaten abkalben, ist die Milchleistungskurve an den Vegetationsverlauf angepasst.
Kühe mit Milchleistungen um die 25 kg/Tag können von März bis April abkalben und zu Vegetationsbeginn auf die Weide gehen. Höherleistende Kühe kalben früher (Herbst/Winter) ab und werden in den ersten Laktationsmonaten im Stall angefüttert. So können die Kühe ihrer Leistung entsprechend gezielter mit bestem Grundfutter und zusätzlichem Kraftfutter versorgt werden. Diese Tiere gehen nach dem Überschreiten des Milch-Peaks auf die Weide.
1. Abkalbungen umstellen
Auf das System einer Blockabkalbung zu wechseln, verlangt ein sehr konsequentes Vorgehen. Die allgemeine Empfehlung lautet, innerhalb eines Jahres umzustellen. Dabei sollte man eine strikte Besamungspause ab einem festgelegten Datum bzw. einen festen Besamungszeitraum festlegen.
Milcherzeuger Georg Breinbauer (Landkreis Passau) hat den Abkalberhythmus im Jahr 2010 geändert. „Als wir umgestellt haben, haben wir im Juni mit dem Besamen aufgehört“, erinnert er sich. „Jetzt besamen wir unsere Kühe nur noch ab dem 15. Dezember bis Ende April.“ Etwas seltsam sei es gewesen, Kühe nicht zu besamen, die im Herbst noch Brunstsymptome gezeigt hätten, erinnert er sich.
Der Wechsel hat auf seinem Betrieb dazu geführt, dass im Umstellungsjahr bei einigen Kühen die Zwischenkalbezeit deutlich anstieg. Andere Kühe mussten wegen eines unpassenden Kalbefensters hingegen die Herde verlassen. „Die Kühe, die im Mai oder Juni noch gekalbt hatten, haben wir verkauft.“ Tipp: Eine Umstellung kann eine gute Gelegenheit sein, sich von Kühen zu trennen, bei denen schon länger ein Selektionsgrund vorliegt (Melkbarkeit, Klauen etc.).
2. Weideflächen vorbereiten
Die vorhandenen Weideflächen bestimmen darüber, wie viel bzw. ob zugefüttert werden muss und ob sich eine Voll- oder Halbstagsweide anbietet. Vollweide eignet sich für z. B. Milchkuhbetriebe, dessen Grünlandflächen arrondiert am Stall bzw. rund um den Hof liegen. Als Orientierungswert kann bei einem Nettoertrag von 75 dt TM/ha im Mittel von einer Besatzdichte von ca. 3 Kühen/ha ausgegangen werden.
Dabei gilt: Je nach Region und Intensität der Düngung wachsen im Frühjahr 70 bis 100 kg TM je ha/Tag. Im Verlauf des Sommers gehen die täglichen Zuwächse auf 45 bis 60 kg zurück. Dementsprechend kann der Tierbesatz gewählt werden: Im Frühjahr z. B. fünf bis sieben Kühe/ha und im Verlauf des Sommers drei bis vier Kühe/ha. Steht nicht ausreichend Fläche zur Verfügung oder ist es sehr trocken, muss entsprechend zugefüttert werden.
„Wir haben im Jahr der Umstellung 24 ha zusätzliches Grünland eingesät, das dann im übernächsten Jahr so weit war, dass wir es nutzen konnten“, erzählt Breinbauer. Damit das Weiden nicht zur Arbeitsfalle wird und die Kühe optimal versorgt sind, ist eine gute Infrastruktur wichtig. Die Weiden müssen hütesicher und versicherungstechnischen Anforderungen gerecht sein.
Die Kühe von Georg Breinbauer waren vor dem Wechsel komplett im Laufstall. Daher musste er die Flächen (42 ha) komplett neu einzäunen. „Mittlerweile müssen wir die Zäune auch regelmäßig kontrollieren auf Wildschäden oder marode Pflöcke.“ Neben der Umzäunung sind die Treibwege entscheidend. Laufen die Kühe geschlossen im Herdenverbund, sollte ein drei bis vier Meter breiter, befestigter Haupttreibweg vorhanden sein. So können bis zu drei Kühe nebeneinander laufen.
Um ein gleichmäßiges Abweiden zu fördern, sind ausreichend Tränken dezentral, also nicht am Rand oder im Weideeingang, zu installieren. Die Tränken sollten stationär und von allen Seiten zugänglich und in einem Abstand von maximal 300 m voneinander aufgestellt sein. Bewährt haben sich eine Tränke pro zwei bis drei Hektar Weide. Georg Briebauer hat dafür zusätzlich Wasserleitungen zu den Flächen gelegt.
3. Fütterung anpassen
Der Weidebeginn erfolgt früh zum Vegetationsbeginn, die Weidedauer pro Tag wird nach und nach erhöht. Gleichzeitig werden die Kühe im Stall weiter gefüttert und das Kraftfutter dort langsam reduziert.
Die Empfehlung lautet, das Anweiden mit je einer Woche Stundenweide, dann Halbtagsweide und anschließend Ganztagsweide mit Ergänzungsfütterung zu planen. Die Vollweide erfolgt nach zwei bis drei Wochen. Wichtig ist der langsame Futterwechsel, damit sich der Pansen von einer stärkereichen Ration auf die Grasration (hohe Zuckerwerte) umstellen kann.
4. Jungrinder zügig aufziehen
„Problematisch war, dass die Kühe sich nicht gut an das Grasen gewöhnt haben. Während des Umstellungsjahres ist unsere Milchleistung von 7.000 auf 6.000 kg gesunken. Mittlerweile liegt sie bei knapp 7.500 kg Milch. Die enorme Kosteneinsparung hat uns bereits im ersten Weidejahr ein gleichbleibendes Betriebsergebnis ermöglicht“, erinnert sich Georg Breinbauer. Tipp: Vor einem Wechsel des Abkalbesystems gleichzeitig das Jungvieh an Weide anlernen.
Die Blockabkalbung erfordert ein konsequentes Eingliedern der Färsen in den Kalberhythmus. Dafür ist ein Erstkalbealter von 24 bis 26 Monaten und eine zügige Jugendentwicklung der Rinder erforderlich. Viele Vollweidebetriebe mit Herbst-/Winterabkalbung ziehen daher nur die Kälber auf, die in der ersten Hälfte der Kalbeperiode geboren wurden. So lässt sich indirekt auf Fruchtbarkeit selektieren, da nur die fruchtbare Kuh regelmäßig zu Saisonbeginn abkalbt. Zudem sind diese Kälber zum Weideaustrieb schon robuster. Hinzu kommt, dass man diese Tiere schon mit 24 Monaten zu Beginn der Abkalbesaison eingliedern kann. Tipps für eine zügige Jugendentwicklung:
- Kälber ab Anfang April an die Weide gewöhnen (ca. 5. bis 6. Lebensmonat), dafür eine Woche Nachtaufstallung oder begrenzte Zufütterung auf der Weide.
- Anschließend die Kälber Tag und Nacht auf Kurzrasenweide halten. Wichtig: Unbedingt die empfohlene Aufwuchshöhe von 5 bis 7 cm einhalten (ausreichend hochverdaulicher Aufwuchs). So sind die für ein EKA von 24 bis 26 Monaten erforderlichen täglichen Zunahmen (750 bis 800 g) meist problemlos realisierbar.
- Mineralstoffversorgung über Leckmasse.
- Systematische Parasitenbehandlung.
- Aufstallung spätestens Anfang November. Schwächer entwickelte Kälber können ihr Wachstum über aufgewertete Rationen noch kompensieren. Aber: Tiere dürfen nicht verfetten, sonst können Fruchtbarkeitsprobleme folgen.
- Bei passender körperlicher Entwicklung ab dem 14. Lebensmonat besamen. Das zweite Weidejahr erfolgt zwischen April und Oktober.
Mit saisonaler Abkalbung kann Grundfutter von der Weide am effizientesten genutzt werden. Nicht nur bei hohen (Kraft-)Futterkosten ist das interessant.
Auf der Weide hohe Leistungen zu erreichen, ist eine Herausforderung. Ein Landwirt zeigt, wie es bei ihm funktioniert. Ein Berater gibt zusätzliche Tipps.