Eine dichte Grasnarbe, nur wenig Ampfer und ganz ohne Nachsaaten. Darüber staunten die Teilnehmer der Internationalen Weidetagung im Mai beim Besuch auf dem Rösslerhof, der von Familie Güldenberg geführt wird. Dass der wüchsige Standort an sich mit 980 mm Niederschlag im Jahr und lehmig-sandigen Böden eine entscheidende Rolle bei der guten Weidequalität spielt, liegt nahe.
Wir mähen tendenziell später, wenn schon einige Gräser ausgesamt sind. Das...
Eine dichte Grasnarbe, nur wenig Ampfer und ganz ohne Nachsaaten. Darüber staunten die Teilnehmer der Internationalen Weidetagung im Mai beim Besuch auf dem Rösslerhof, der von Familie Güldenberg geführt wird. Dass der wüchsige Standort an sich mit 980 mm Niederschlag im Jahr und lehmig-sandigen Böden eine entscheidende Rolle bei der guten Weidequalität spielt, liegt nahe.
Wir mähen tendenziell später, wenn schon einige Gräser ausgesamt sind. Das erhält eine dichte Narbe.
Gereon Güldenberg, Betriebsleiter
Denn besondere Pflegemaßnahmen werden auf den 15 ha Weiden um das ehemalige Kloster jedenfalls nicht durchgeführt. Mit dem Ampferstecher geht hier keiner über die Flächen. Es gibt lediglich im Frühjahr eine Güllegabe, circa alle acht Wochen werden die Weideflächen ausgemäht und von Fall zu Fall abgeschleppt. „Wir mähen, wenn bereits einzelne Gräser aussamen. Dadurch erhalten wir eine dichte Narbe“, sagt Betriebsleiter Gereon Güldenberg. Neben Deutschem Weidelgras, etwas Rot- und Weißklee findet man Wiesenfuchsschwanz, Schwingel und Lieschgras. Die Gemeine Rispe sucht man vergeblich. „Wir überweiden nicht und bauen genug Weidepausen ein, so dass die Flächen nicht gestresst werden.“ Dass sie braun werden, sei selten: „Sie erholen sich dann auch sehr schnell wieder.“
Ammengebundene Aufzucht
Der Bioland-Betrieb liegt in der Käseregion württembergisches Allgäu und produziert mit den 70 Braunviehkühen schon seit 40 Jahren Heumilch (Emmentaler Milch). Geliefert wird sie an die Käserei Bauhofer, die daraus auch unter dem Rösslerhof-Label Emmentaler und Butter herstellt und verkauft.
Durch die Mutterkuhgebundene Aufzucht sparen wir pro Jahr 1.100 Arbeitsstunden ein.
Gereon Güldenberg
Von April bis November ist die Hauptherde plus Nachzucht außer zu den Melkzeiten immer auf den umliegenden Weiden, die als Umtriebsweiden bewirtschaftet werden. Im Stall sind dann nur noch die Ammenkühe mit ihren Kälbern, die mit drei bis vier Monaten abgesetzt werden. Güldenberg hat schon 15 Jahre lang Erfahrung mit der Mutterkuhgebundenen Aufzucht. Er hat nachgerechnet: „Pro Jahr sparen wir dadurch 1.100 Arbeitsstunden ein.“
Betriebsspiegel Rösslerhof, Schlier:
- 70 Braunvieh-Kühe, durchschnittlich 6.000 kg Milch/Kuh/Jahr
- Mutterkuhgebundene Aufzucht
- 125 ha, davon 55 ha Grünland
- Fruchtfolge: 3 Jahre Kleegras, Körnermais, Winterweizen, Hanf, Leinz, Dinkel, Roggen, Kleegras
- AK: 2,4 in der Landwirtschaft; 1,4 im Hofladen/Hofcafé
- Eigene Vermarktung über Biogroßhandel, regionale Frischedienste und Edeka Südwest sowie über den Hofladen unter eigener Marke: Mehl, Hanf- und Leinöl, Apfelsaft und Apfel-Balsamico, Emmentaler und Butter, Frischfleisch und Wurstwaren
- Fünf Ferienwohnungen
Gute Erfahrungen hat der Betrieb auch mit der Beweidung der Streuobstflächen durch die Trockensteher: „Die fressen das Gras hier schön ab, das erspart uns viel Mähaufwand. Außerdem ist der Viehtritt die wirksamste Mäusebekämpfung.“ Vier Wochen vor der Obsternte müssen die Kühe die Fläche aber verlassen, so dass nochmal gemäht werden kann.
Im Stall wird die Herde auf Hochboxen gehalten, die gerade saniert und neu mit Gummimatten bezogen wurden. „Da die Tiere nur von November bis Ende März im Stall verbringen, sind wir bei Hochboxen geblieben“, erklärt Gereon Güldenberg. Das Jungvieh verlässt den Hof mit drei bis vier Monaten in Richtung Aufzuchtbetrieb in 3 km Entfernung.
„Low Budget-Fütterung“
Die Fütterung bezeichnet der Betriebsleiter als eine „low-budget-Fütterung“. Im Sommer gibt es tagsüber und – an heißen Tagen vor allem nachts – Weidegang. Zu den Melkzeiten werden Kleegras und eigene Körnermaiscobs im Stall vorgelegt. Im Winter besteht die Ration aus Körnermais- und Grascobs (jeweils 1,5 kg/Kuh/Tag) sowie Heu und Öhmd. „Wir kaufen nur Mineralfutter zu“, sagt der Milcherzeuger.
Der Aufwand für 6 ct/kg Heumilch-Zuschlag sei enorm, sagt Güldenberg. „Das Heuen verändert sich im Zuge des Klimawandels deutlich. Wir können oft schon nach zweieinhalb Tagen pressen, weil auch die Böden durch die hohen Temperaturen trockener sind.“ Regelmäßige Föhnlagen seien zudem förderlich. Gewendet wird maximal viermal. Gemeinsam mit dem Lohnunternehmer wird meist gleich von 20 bis 40 ha Fläche auf einmal Heu gemacht.
Unser Ziel ist, auf Dauer autark zu sein. Aktuell kaufen wir nur noch Diesel und Mineralfutter zu.
Gereon Güldenberg
Die schon 40 Jahre alte hofeigene Heubelüftungsanlage (2 x 800 m3) wird mittlerweile ausschließlich über die eigene PV-Anlage betrieben. Weil die Temperaturen ohnehin so hoch sind, wird das Heu nicht mehr warmbelüftet. Hackschnitzel decken den übrigen Energiebedarf ab. „Wir sind bestrebt, auf Dauer autark und unabhängig zu sein“, sagt Güldenberg. Aktuell werde nur noch Diesel und Mineralfutter zugekauft. Beim Strom läge der Autarkiegrad bei 45 %.
Kein regelmäßiger Klauenschnitt
In diesem Frühjahr seien die Kühe dem Wachstum auf der Weide gar nicht hinterher gekommen. Überalterte Bestände blieben vielfach stehen. Die Futterqualität schwanke ordentlich, sagt Güldenberg. „Aber die Rasse Braunvieh toleriert das.“ Im Sommer beträgt die Tagesmilchleistung der Kühe 18 bis 22 Liter Milch, im Winter 16 bis 18 Liter. Auch auf einen regelmäßigen Klauenschnitt könne er aufgrund der Robustheit der Rasse und durch das hohe Laufpensum der Tiere verzichten: „Wir entfernen allenfalls mal einen Stein aus den Klauen.“ Vereinzelt trete Panaritium auf.
Ein regelmäßiger Klauenschnitt ist bei dem hohen Laufpensum der Tiere nicht nötig.
Gereon Güldenberg
Dem Milcherzeuger ist der Naturschutz und die Vernetzung von Biotopen ein wichtiges Anliegen. Daher findet man auf seinen Weiden viele Landschaftselemente, wie etwa Hecken oder Bäume. Nicht alle Flächen der insgesamt 125 ha sind z.B. durch Hanglage oder Moor einfach zu bewirtschaften. Gereon Güldenberg ist trotzdem zufrieden: „Im Milchviehbetrieb und auf den Weiden läuft es rund. Auch bei den Arbeitskräften sind wir dank der Stadtnähe gut aufgestellt. Unser Augenmerk liegt jetzt vor allem darauf, dass wir unser vor eineinhalb Jahren eröffnetes Hofcafé auf Dauer festigen.“
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