Den Melkroboter mit Weidegang kombinieren. Das wollte Milchkuhhalter Hermann Pfeiffer aus Arbesbach in Oberösterreich unbedingt, als 2021 die Einbox-Melkanlage in den Stall einzog. „Mittlerweile ist der Weidegang laut Bioverordnung bei uns sogar ein Muss“, sagt der Biolandwirt.
Die Weichen, um dieser Verpflichtung problemlos nachzukommen, hat bereits sein Vater gestellt. Durch den Bau einer Unterführung am Hof sorgte er schon 2008 dafür, dass er die 30 Fleckvieh- und Braunviehkühe...
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Den Melkroboter mit Weidegang kombinieren. Das wollte Milchkuhhalter Hermann Pfeiffer aus Arbesbach in Oberösterreich unbedingt, als 2021 die Einbox-Melkanlage in den Stall einzog. „Mittlerweile ist der Weidegang laut Bioverordnung bei uns sogar ein Muss“, sagt der Biolandwirt.
Die Weichen, um dieser Verpflichtung problemlos nachzukommen, hat bereits sein Vater gestellt. Durch den Bau einer Unterführung am Hof sorgte er schon 2008 dafür, dass er die 30 Fleckvieh- und Braunviehkühe nicht mehr zweimal am Tag in die angrenzende Weidefläche treiben muss, sondern dass sie von alleine vom Stall aus dorthin gehen können. „Wir sparen uns damit viel Treibearbeit. Außerdem kommen die Kühe so auch dem Rangierverkehr auf dem Hof nicht mehr in die Quere“, berichtet der Juniorchef, der den Hof 2017 übernommen hat.
Tiere über Straßen zu treiben, gehört mit dieser Unterführung der Vergangenheit an.
(Bildquelle: Lehnert, Silvia)
Eine zweite Unterführung sorgt dafür, dass die Hoffläche selbst nicht abgesperrt werden muss. Die Tiere können selbstständig rein und raus gehen.
(Bildquelle: Lehnert, Silvia)
Um die insgesamt ca. 5 ha Weideflächen um den Hof für die 30 Braunvieh- und Fleckviehkühe komplett zu erschließen, kam bereits 2012 eine zweite massive Beton-Unterführung unter der angrenzenden Dorf-Verbindungsstraße hinzu. Beide Bauwerke hat der Familienbetrieb selbst finanziert, wobei sehr viel Eigenleistung eingeflossen ist.
Anreize im Stall schaffen
In der Saison können alle Kühe, Kälber und das Jungvieh Tag und Nacht zwischen Stall und Weide wählen. Während die Milchkühe am Anfang oft gemeinsam als Herde raus und rein gingen, sieht man mittlerweile immer häufiger Einzelkühe zwei bis dreimal am Tag vom Stall zur Weide und zurück laufen. „Das zeigt mir, dass das System so funktioniert und ich noch genug Anreize zur Rückkehr in den Stall habe“, sagt der Milchkuhhalter.
Durch den Futterroboter im Stall, der mehrmals am Tag frisches Futter vorlegt, besteht für die Herde offenbar ausreichend Anreiz immer wieder von selbst in den Stall und zum Melkroboter zu gehen.
(Bildquelle: Lehnert, Silvia)
Eine Zufütterung oder eine Tränke auf der Weide gibt es nicht, stattdessen legt ein Futterroboter im Stall mehrmals am Tag die Ration frisch vor. Den Hauptanteil des Kraftfutters erhalten die Kühe im Roboter, bei den meisten Tieren sind das 3 bis 4 kg. Die Ration selbst enthält nur 1 kg. Bei den Kühen mit 40 Liter am Tag geht die Kraftfutterkurve bis auf maximal 8 kg hoch. Die Teil-TMR besteht im Wesentlichen aus Grassilage, Mais macht nur einen geringen Anteil aus. Das Kraftfutter wird mit eigenem Getreide aus Hafer, Triticale und Gerste gemischt. Seit kurzem setzt der Milchkuhhalter ein spezielles Energiefuttermittel ein: „Wir hatten Probleme mit Zysten, da durch den hohen Eiweißanteil von der Weide Energie gefehlt hat.“
Den relativ steilen Anstieg in und aus der Unterführung passieren die Kühe problemlos. Auch bei Nässe ist die Betonfläche ausreichend griffig. Aktuell geben die Kühe pro Tag bei durchschnittlich 2,7 Melkungen 22 Liter Milch. Im Winter kommen sie im Schnitt auf 3,0 Melkungen. Zum Melken treiben muss er so gut wie keine: „Nur kurz vor dem Trockenstellen kann es sein, dass sie nicht freiwillig kommen und ich sie morgens und abends holen muss“.
Vor dem Zugang zur Unterführung hat Pfeiffer ein paar Außenliegeplätze eingerichtet.
(Bildquelle: Lehnert, Silvia)
Die 5 ha Weide um den Hof wird als Kurzrasenweide geführt und steht der Herde immer komplett zur Verfügung. In der Weidezeit mulcht Pfeiffer sie zudem regelmäßig. Viermal im Jahr kommt Gülle und Kompost darauf. Vom Abschleppen der Flächen ist er abgekommen: „Das Abschleppen verursacht mir zu viel Narbenschäden.“ Jetzt werden sie nur noch zweimal im Jahr gestriegelt.
Gutes Training für später: Ab zwei Wochen kommen die Kälber schon auf die Weide.
(Bildquelle: Lehnert, Silvia)
Die Kälber kommen nach einer Woche in die Gruppe, und schon ab zwei Wochen gemeinsam mit dem älteren Jungvieh auf die Weide. Morgens und abends erhalten sie im Stall zudem drei Monate lang täglich jeweils 3 bis 4 Liter Vollmilch. Wie das Jungvieh können sie jederzeit zwischen Stall und Weide wählen, wobei sie im Stall noch Heu und Silage angeboten bekommen. Belegt wird das Jungvieh zum ersten Mal mit 17 bis 18 Monaten. Insgesamt liegt die Zwischenkalbezeit über die Herden hinweg bei ca. 380 Tagen mit der Tendenz weiter zu steigen.
Betriebsspiegel:
- Kühe: 30 Fleckvieh- und Braunviehkühe
- Tagesgemelk: durchschnittlich 22 kg pro Kuh und Tag
- Melkungen: 2,7 bis 3,0 pro Kuh und Tag
- Ak: 1,7
- 80 ha, inkl. Wald
Wie geht es weiter?
Als nächsten Schritt planen die Betriebsleiter den Bau eines neuen Fahrsilos, auch eine Aufstockung auf 40 Kühe ist möglich. Aktuell verkauft Hermann Pfeiffer seine männlichen Bio-Kälber über den konventionellen Markt. Die weiblichen zieht er auf und vermarktet sie meist als Kalbinnen oder als Erstkalbskuh. „Weidegängige Tiere sind zunehmend gefragt und werden gut bezahlt“, stellt Pfeiffer fest. Ein paar seiner Berufskollegen haben mit der Milch aufgehört, manche machen mit Kalbinnenmast im Nebenerwerb weiter.
Die junge Familie produziert aus Überzeugung Biomilch, die ständig steigenden Auflagen und Dokumentationspflichten belastet sie allerdings. So braucht der Betrieb z.B. für das Enthornen der Kälber bis zu einem Alter von acht Wochen eine Genehmigung. Für den Nachweis des Weidegangs an 150 Tagen müssen sie für Bio-Austria ein Weidetagebuch führen. Da ihr Milchabnehmer, die Molkerei Schärdinger, zudem für das Aldi-Programm: „Zurück zum Ursprung“ produziert, haben sie außerdem die Auflage, der Herde an 365 Tagen Auslauf zu bieten. Im Laufhof mit den zehn überdachten Außenliegeboxen ist das kein Problem. 65 ct pro kg Milch erhält er aktuell, das sind 15 ct mehr als seine konventionell produzierenden Berufskollegen. „Damit komme ich bei den aktuellen Auflagen hin.“
Mit diesen Tipps lässt sich ein erhöhter Nachtreibeaufwand und Milchleistungsverluste beim Weidegang für Kühe, die am Melkroboter gemolken werden, verhindern.
Wie sehr leiden Milchkühe auf der Weide aktuell unter den Hitzetagen und was ist zu tun? Antworten von Weidespezialist, Siegfried Steinberger, LfL Bayern, Grub.