Um eine hohe Weideleistung zu erreichen, müssen die Kühe das Gras und ihr Trinkwasser auf der Weide auch zügig und bequem „zu Fuß“ erreichen. Dafür macht es Sinn, das Weidegebiet um den Betrieb sinnvoll über Wege, Zäune und Tränken – einer „Weide-Infrastruktur“, zu erschließen.
Mapping: Um die Infrastruktur neu zu planen bzw. ein...
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Um eine hohe Weideleistung zu erreichen, müssen die Kühe das Gras und ihr Trinkwasser auf der Weide auch zügig und bequem „zu Fuß“ erreichen. Dafür macht es Sinn, das Weidegebiet um den Betrieb sinnvoll über Wege, Zäune und Tränken – einer „Weide-Infrastruktur“, zu erschließen.
Mapping: Um die Infrastruktur neu zu planen bzw. ein bestehendes Weidesystem zu optimieren, ist eine Flächenkarte vom Betrieb hilfreich. Sie zeigt Entfernungen und idealerweise die Lage der Flächen (hoch, tief, nass, trocken …). Anhand dieser Informationen lassen sich die Flächeneinteilungen, aber auch die jeweilige Nutzung übersichtlich planen. Mehr zum Überblick dank Mapping finden Sie hier.
Informationen zu Fütterung zur Weide und mehr, finden sie auf unserer Themenseite Weidehaltung für Milchkühe.
Treibwege: Bequem für die Klauen und hoch belastbar
Wann befestigte Wege erforderlich werden und wie sie beschaffen sein müssen:
Den Aufwuchs schonen: Sind die Weideflächen arrondiert, ist es sinnvoll, einen befestigten Hauptweg anzulegen, von dem aus die Kühe auf die einzelnen Weideparzellen gelangen. Werden Kühe, um auf eine neue Fläche zu gelangen, halblose über eine andere Weide getrieben, beeinflusst das das Wachstum vom Gras nachteilig.
Muss eine Herde nur gelegentlich über bestimmte Flächen gehen, ist ein Abstecken von einem 4 m breiten Weg mit einer Litze eine kurzfristige und Aufwuchs-schonende Lösung.
Ein kurzfristig abgesteckter 4 m breiter Weg schont den Aufwuchs, wenn Weiden überquert werden müssen.
(Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)
Lose oder geschlossen: Ob die Kühe lose (vereinzelt) oder geschlossen (im Herdenverbund) auf die Weide und zurück gehen, muss fest stehen. Weil Kühe Routinen mögen und weil es beeinflusst, wie Ausgangs- und Eingangsbereiche an Stall und Weiden sowie die Wege ausgeführt sein müssen.
Laufen die Kühe geschlossen, sollte ein bei Herden größer 40 Kühe mind. 3 bis 4 m breiter, befestigter Haupttreibweg vorhanden sein. So können bis zu drei Kühe nebeneinander laufen und sich ggf. überholen. Damit die Kühe nebeneinander gehen, muss die Wegoberfläche in der vollen Breite gleich bequem sein.
Laufen die Kühe lose (z. B. in AMS-Herde) oder für Herden unter 40 Kühe, kann der Haupttreibweg auch schmaler angelegt oder nur mittig mit einer mind. 1 m breiten bequemen Laufbahn ausgestattet sein.
Laufen die Kühe ausschließlich im losen Verbund, also vereinzelt, genügen auch schmalere, bis 2,5 m breite Wege.
(Bildquelle: Berkemeier)
Belastbar: Ihr Körpergewicht verteilen Kühe sehr punktuell. Von ihnen hochfrequentierte Böden (Wege, Stallausgang, Weideeingänge) sind damit hohen Belastungen ausgesetzt. Damit kein tiefer Schlamm entsteht, lohnt es sich, diese Bereiche professionell mit Trag- und Deckschicht und wasserableitend anzulegen bzw. anlegen zu lassen. Weil der Aufwand dafür hoch ist, sollte eine Nutzungsdauer von 10 bis 20 Jahren angestrebt werden. Je nach Bodenart sind Hauptwege unterschiedlich anzulegen: Auf Moorstandorten besteht etwa das Problem, dass mit der Zeit alles an Material absinkt, während in hangigem Gelände die Rutschfestigkeit und Erosionsgefahr besonders zu berücksichtigen ist.
Allgemein haben sich im Unterbau wasserdurchlässige Geotextilien zum Trennen der natürlichen Bodenschicht und der aufgefüllten Tragschicht bewährt.Es sollte nicht zu viel Mutterboden entfernt werden, da der Weg über dem Niveau der Weide liegen soll, sodass Oberflächenwasser abfließen kann. Eine 7,5 bis 30 cm dicke Tragschicht aus kantigem Schotter (verhakt sich) erweist die nötige Haltbarkeit. Je schlechter die Tragfähigkeit des Bodens und je höher die Belastung, desto dicker muss die Tragschicht angelegt werden.
Unten fest, oben weich: Über die tragende Schicht wird eine klauenfreundliche Deckschicht aufgetragen. Diese ist konsequent instand zu halten, damit der grobe Schotter nicht an die Oberfläche kommt.
Klauenfreundlich bedeutet trocken, eben, weich und steinfrei. Im Wegebau nach irischem Prinzip wird auf die Tragschicht eine Deckschicht aus einem feinkörnigen Splittsand (5 mm), der aus weichem Stein (Schiefer, Rotstein) gewonnen wird, aufgetragen (5 bis 7,5 cm Schichtdicke). Die Deckschicht muss wie die Tragschicht verdichtet sein.
Trennschicht, Tragschicht, Deckschicht und Neigung sind wichtige Größen für haltbare Treibwege zur Weide. Wegebau nach irischem Prinzip.
(Bildquelle: Berkemeier)
Alternative in der Praxis verbreitete Beläge sind strukturierte Gummibeläge, mit Sand verfüllte oder grasdurchwachsene Wabenmatten (am Hang geeignet), Sand, Kunstrasen. Auch diese müssen für eine haltbare Stabilität sorgsam verlegt und ständig ausgebessert werden. Sie eignen sich auch für kleinere Nebentreibwege, die nicht breiter als 2,5 m sein sollten.
Befahrbar oder nicht?: Soll der Kuhweg ebenfalls mit schweren Maschinen befahren werden (Düngung, Ausmähen, Grasernte), sind die Ansprüche an die Befestigung im Untergrund noch einmal höher. Hier sind Betonplatten oder befahrbare Wabengitter eine teurere, aber je nach Unterboden langfristige Lösung. Laufen die Kühe immer lose, kann auch mit einem 1 m breiten, klauenfreundlichen Streifen zwischen der Fahrspur gearbeitet werden.
Keine scharfen Kurven oder T-Kreuzungen: Damit Kühe auf dem Hauptweg nicht ins Stocken geraten, sollte er gerade und in sanften Kurven ausgeführt sein. Außerdem frei von Hindernissen, die die Kühe zum Halten anregen. Laufen die Kühe im losen Verbund, können Tränken am genügend breiten (mindestens 3 m) Hauptweg installiert sein.
Damit der Weg lange hält
Kein stehendes Wasser: Tödlich für jeden Treibweg und jeden stark frequentierten Bereich ist stehendes Wasser. Hier durchweicht der Boden nachhaltig bzw. befestigte Wege werden löcherig und Probleme mit der Klauengesundheit treten auf (Eintritte, Druckstellen). Wege brauchen deswegen Gefälle zu einer bzw. beiden Seiten (3 bis max. 5 %), damit Oberflächenwasser abläuft. Oder sie müssen wasserdurchlässig sein,
was jedoch eine größere Herausforderung ist.
Der Zaun entlang des Weges: Die Kühe sollen den Weg in voller Breite nutzen, aber nicht die befestigten Kanten kaputt treten. Der Zaun ist hier das Steuerelement: Ein Abstand der Litze bzw. des Zaunes bis zur Wegkante von 30 bis 40 cm hat sich bewährt; hier „läuft“ quasi der Bauchüberstand einer Kuh.
Weidezugänge: Sie sind häufig die größten Problemzonen, da sie räumlich begrenzt und hochfrequentiert sind. Gehen die Zugänge von einem befestigten Hauptweg ab, sollten mindestens zwei unterschiedliche Zugänge vorhanden sein. Handelt es sich um den direkten Zugang zwischen einem Stall und einer
Standweide (dauerhaft frequentiert), lohnt es sich, den Unterboden zu drainieren und eine durchlässige Befestigung wie etwa Kunststoffgitter oder Rasengittersteine aufzulegen. Im Anfangsbereich eines Haupttreibwegs bzw. am Stallausgang ist eine befestigte Breite von 3 bis 5 m günstig, im weiteren Verlauf kann sich der Weg je nach Herdengröße verjüngen (siehe oben).
Der Stallein-/ausgang ist gerade auf Betrieben mit Standweide eine Problemzone. Hier ist der Bereich gut angelegt.
(Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)
Alle 300 m eine Tränke
Um Boden und Grasnarbe zu schonen und ein gleichmäßiges Abweiden zu fördern, sollen Tränken dezentral, also nicht am Rand oder Weideeingang, und gleichmäßig (von 360° erreichbar) über die Weidefläche verteilt sein. So kommen die Kühe idealerweise nebenbei am Wasser vorbei. Als Richtwerte gelten:
Eine Kuh soll in 150 m Entfernung eine Tränke erreichen können. Heißt, zwei Tränkestellen sollen max. 300 m auseinanderliegen.
Bei Umtriebsweiden soll je 20 bis 25 Kühe eine Tränkestelle vorhanden sein.
In großen Standweiden wird zu einer Tränke je 2 bis 4 ha geraten.
Mobile Tränken (Wasserfässer)bieten Flexibilität, erhöhen aber den Arbeitsaufwand und das Tränkeplatzverhältnis ist schwer einzuhalten. Stationäre Tränken sind die langfristig komfortablere Lösung.
Sie erfordern je nach Bodenart eine Befestigung des Bodens (wasserdurchlässig). Als Zuleitungen eignen sich PE-Wasserleitungen (Maximaldruck mindestens 10 bar), am besten in den Boden verlegt.
Eine Tränke aus einer runden 90-Liter-Mörtelwanne mit geschütztem Schwimmer (Wasserdurchsatz mindestens 20 l/min) und schützendem Betonring.
(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)
Offene, mindestens 30 cm tiefe Wasserspiegel erlauben es der Kuh, schnell zu trinken. Ideal sind Tränken aus runden 90-Liter-Mörtelwannen mit geschütztem Schwimmer (Wasserdurchsatz mindestens 20 l/min), ggf. mit schützendem Betonring oder je nach Herdengröße größere Kunststoffweidetröge. Zungen- oder Pumpentränken schränken die Wasseraufnahme ein, sie sind keine gute Lösung. Ebenso ist es keine, die Kühe direkt aus Gräben trinken zu lassen (Leberegelinfektion, Seite 26). Eine saubere Entnahme (ohne Schlamm) des Wassers in Tränkebecken gilt als vertretbar.
Oberflächlich liegende Leitungen verschleißen rasch. Keine Langzeitlösung.
(Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)
Sicher eingezäunt
Zaunbau ist zeitaufwendig und je nach Ausführung teuer, aber die Kühe sollen schließlich bleiben wo sie sind. Die beste Sicherheit gibt immer attraktives Weideangebot und eine ruhige Herde. Elektrozaun ist dazu das Mittel der Wahl. Kennen die Kühe das System, am besten von Jungrind an, und ist immer reichlich Strom (Netzstromgeräte, Weidezaunwächter) auf der Litze (mobile Zäune) bzw. dem Draht (haltbarer; fest angelegter Zaun), ist die Sicherheit gut. Eine bis zwei Litzen/Drähte und Pfähle im Abstand von 5 m genügen. Wollen die Kühe ausbrechen, schaffen sie das auch bei massiven Zäunen mit Stacheldraht, dann aber mit Verletzung!
Kreuzen Straßen das Weidegebiet, kann nur geblockt geweidet werden. Bei wenig befahrenen Wegen bieten durchfahrbare Elektrozaunschranken die Option, dass der Kuhverkehr frei bleiben kann.
Zäunen kostet viel Zeit! Hier das Hilfsmittel eines Milcherzeugers für die tägliche Arbeit in seiner Portionsweide.
(Bildquelle: Berkemeier)
Die Frühjahrsdüngung zum 1. Schnitt ist die wichtigste Düngungsmaßnahme in der Vegetationszeit. Was ist jetzt zu tun, um die Bestände gut aufzustellen?