Im Elite Brennpunkt stellen wir regelmäßig drei Milcherzeuger/innen Fragen zu einem Thema, das die Milchbranche aktuell beschäftigt.
Im Elite Brennpunkt stellen wir regelmäßig drei Milcherzeuger/innen Fragen zu einem Thema, das die Milchbranche aktuell beschäftigt.
Welche Auflagen und Dokumentationspflichten belasten Sie und Ihren Betrieb besonders?
Christof Briegel: Der Druck ist besonders spürbar bei den jährlichen Anträgen, insbesondere im Zusammenhang mit der Dünge- und Stoffstrombilanzierung. Diese Prozesse, die von der Regierung immer weiter erschwert werden, kosten nicht nur Zeit und Geld, sondern sind auch unnötig kompliziert. Die Genehmigungsverfahren für bauliche Maßnahmen gestalten sich ebenfalls als langwierig.
Dr. Gunther Martin: Mich beschäftigt derzeit, dass immer mehr einfache tiermedizinische Maßnahmen zwangsweise in die Hände der Tierärzte gelegt werden. Auch die kommenden Auflagen zur Abdeckung von Lagerstätten für Wirtschaftsdünger in BImSchG-Anlagen bereiten mir große Sorgen. In größeren Betrieben kann das zu einer enormen wirtschaftlichen Belastung führen.
Jan Sievers: Egal, ob es um das Antibiotika-Monitoring, GVO-freies Futter oder Audits durch die Molkerei geht – der bürokratische Aufwand nimmt stetig zu. Immer mehr Dokumentation wird benötigt. Anschließend müssen sämtliche Daten mehrfach in verschiedene Programme übertragen werden, da es an geeigneten Schnittstellen mangelt. Das kostet wertvolle Zeit.
Immer mehr Auflagen, immer mehr Schreibkram. Was Milcherzeuger besonders nervt und was jetzt passieren muss.
Wie könnte man Ihrer Ansicht nach den bürokratischen Aufwand in der Milcherzeugung reduzieren?
Christof Briegel: Was ich mir von der Politik wünsche, ist eine Vereinfachung der komplizierten Anträge. Momentan geht viel Zeit dafür verloren, die im Stall gebraucht wird. Meine Berufskollegen und ich unterstützen uns gegenseitig, wenn wir Schwierigkeiten haben, aber meiner Meinung nach sollte es auch ohne Hilfe möglich sein. Hier muss seitens der Verantwortlichen etwas getan werden.
Dr. Gunther Martin: Mit guten Weiterbildungsmöglichkeiten und klar definierten Befähigungen der Landwirte könnte man etwas Entlastung in den Betrieben und bei den Tierärzten schaffen. Auch bei den baulichen Auflagen sollte man die Kirche im Dorf lassen und eine klare Kosten-Nutzen-Abwägung machen, anstatt mit umständlicher Förderpolitik nur an einzelnen Stellen einzugreifen.
Jan Sievers: Ein verbesserter Datenaustausch mit geeigneten Schnittstellen könnte bereits eine Erleichterung darstellen. Darüber hinaus wäre eine Vereinheitlichung der verschiedenen Anträge hilfreich. Als Beispiel fällt mir der Antibiotika-Maßnahmenplan ein, wo Landwirte in Schleswig-Holstein 15 Seiten ausfüllen müssen, in anderen Bundesländern aber nur vier. Das macht doch keinen Sinn!
Das könnte Sie außerdem interessieren:
In manchen Regionen gibt es mehrere spezialisierte Rinderpraxen, woanders ist kein Rindertierarzt mehr in der Nähe. Wie gehen Milchkuhhalter damit um?
Die Milchbranche ist längst vom Arbeitskräftemangel betroffen. Drei Milcherzeuger berichten von ihren Erfahrungen mit ausländischen Mitarbeitern.